GM unterzeichnete am Montag eine definitive Vereinbarung mit einem Konsortium rund um den Finanzinvestor Cerberus über den Verkauf von 51 Prozent an GMAC. GM erhofft sich aus dem Geschäft Einnahmen in Höhe von 14 Milliarden Dollar. Der Verkauf der gewinnbringenden GMAC gilt als wesentlicher Schritt für die laufende Sanierung von General Motors und war daher erwartet worden. Der Konzern geht davon aus, dass durch die Ablösung der Sparte auch die Kreditratings von GMAC und GM voneinander abgekoppelt werden, so dass sich die Einstufung der Finanztochter weiter verbessern kann.
Genehmigung durch die Regulierungsbehörden
Der GM-Verwaltungsrat hatte erst am vergangenen Sonntag seine Zustimmung zu dem Geschäft gegeben. Bis zuletzt hatte das Einverständnis des Gremiums Medienberichten zufolge als ungewiss gegolten. Die mehrheitliche Übernahme durch das Konsortium bedarf noch der Genehmigung durch die Regulierungsbehörden. GM geht davon aus, dass das Geschäft im vierten Quartal abgeschlossen werden kann. Bereits im zweiten Quartal will der Autobauer aber im Zusammenhang m it der Transaktion eine ausserordentliche Belastung von 1,1 bis 1,3 Milliarden Dollar vor Steuern verbuchen. Zu dem Konsortium rund um Cerberus gehören auch die Banken Citigroup und Aozora. Die Citigroup will zusätzlich zu ihrer Beteiligung am Übernahmepreis zwei Kreditlinien im Gesamtwert von 25 Milliarden Dollar stellen, auf die die GMAC für den weiteren Ausbau ihres Geschäfts zurückgreifen kann.
Wichtiger Meilenstein für den Turnaround
«Diese Übereinkunft ist ein weiterer wichtiger Meilenstein für den Turnaround von General Motors», sagte Konzernchef Rick Wagoner laut Mitteilung. «Wir machen GMAC damit stärker und halten gleichzeitig die für beide Seiten vorteilhafte Beziehung zwischen GM und GMAC aufrecht.» Durch den Verkauf erhalte GM aber auch wichtige Geldmittel, um sein defizitäres Nordamerika-Geschäft zu stärken, die eigene Bilanz zu verbessern und weitere Wachstumsinitiativen zu finanzieren, ergänzte Wagoner.
Kaufpreis von über 14 Milliarden Dollar
Von dem Kaufpreis über 14 Milliarden Dollar sollen rund 10 Milliarden bereits bei Abschluss des Geschäfts fliessen. Diese wiederum gliedern sich auf in 7,4 Milliarden Dollar durch das Cerberus-Konsortium und weitere 2,7 Milliarden Dollar von GMAC durch die Umwandlung der Sparte und der meisten ihrer US-Töchter in Gesellschaften mit begrenzter Haftung. Bei GM sollen unterdessen aus dem Autoleasing- und Retailgeschäft von GMAC Vermögenswerte im Wert von 20 Milliarden Dollar verbleib en, deren geschätzter Buchwert von 4 Milliarden in den kommenden drei Jahren realisiert werden soll.
GMAC-Vorzugsaktien
Geplant sei zudem die Ausgabe von neuen GMAC-Vorzugsaktien im Wert von 1,9 Milliarden Dollar. Hiervon übernimmt GM 1,4 Milliarden Dollar, die restliche Summe stemmt das Cerberus-Konsortium. Durch den Verkauf verringert sich auch der Schuldenstand von GM. So will GM die Dividende, die GMAC noch vor Geschäftsabschluss zahlt, für die Verrechnung von Krediten benutzen. Dadurch verringerten sich die Forderungen von GMAC an GM auf 400 Millionen Dollar. Für die GMAC-Kunden dürfte sich nach dem Verkauf zunächst einmal nichts ändern: GM und Cerberus einigten sich auch auf einen 10-jährigen Vertrag, der dem Autobauer, seinen Händlern und Kunden auch weiterhin sämtliche bisherigen Dienstleistungen von GMAC garantiert. Zudem sicherte sich der Autobauer eine zehnjährige Option, das weltweite Geschäft von GMAC mit der Autokauf-Finanzierung wieder zurück zuerwerben. Allerdings muss GM hierfür bestimmte Voraussetzungen erfüllen, wie etwa die Verbesserung des Konzernratings vom derzeitigen Stand der Ramschanleihen auf einen Investment-Grade.
Tiefe Krise
General Motors steckt zur Zeit in einer tiefen Krise. Im vergangenen Jahr hatte der Konzern inklusive Sonderposten einen Fehlbetrag von knapp 10,6 Milliarden Dollar erwirtschaftet – auf diese Summe hatte GM seine Bilanz unter ander em wegen höherer Zahlung an seine frühere Tochter Delphi rückwirkend korrigieren müssen. Wegen der tiefroten Zahlen in Nordamerika will GM dort bis zum Jahr 2008 30.000 Jobs streichen. Auch zwölf Werke sollen geschlossen werden. Zudem kappte der Konzern nach einer Einigung mit den Gewerkschaften die Ausgaben für seine Gesundheitsvorsorge in den USA um mehrere Milliarden Euro.
Weitere Probleme mit Delphi
Weitere Probleme erwarten Beobachter unterdessen durch die anhaltende Krise bei Delphi auf GM zukommen. Der insolvente Autozulieferer hatte in der vergangenen Woche vor Gericht die Auflösung aller Tarifverträge in den USA beantragt. Hierdurch scheint ein Streik nicht mehr ausgeschlossen, der auch GM existenziell gefährden könnte. (awp/mc/gh)