GM will mit Opel 2012 wieder Gewinne einfahren
Das geht aus einem vorläufigen GM-Sanierungskonzept für Opel hervor, das der Deutschen Presse-Agentur dpa vorliegt. Für die Jahre 2009 und 2010 erwartet GM in Europa tiefrote Zahlen mit einem operativen Gesamtverlust von über sechs Milliarden Dollar. Nach rund 1,2 Millionen Autos im laufenden Jahr sollen Opel und Vauxhall 2012 den Absatz auf rund 1,53 Millionen Fahrzeuge steigern, 2014 auf 1,68 Millionen.
8313 von 48’000 Opel- und Vauxhall-Jobs fallen weg
GM will Opel sanieren und dabei noch 8313 der 48.000 Stellen bei Opel und Vauxhall in Europa streichen. Vergangene Woche hatte Reilly noch von rund 9000 Stellenstreichungen gesprochen. Im Stammwerk Rüsselsheim stehen gut 2300 Stellen in Produktion, Verwaltung und in der Entwicklung auf der Kippe. Das Werk Bochum muss um 1799 Stellen bangen und Eisenach und Kaiserslautern um jeweils etwa 300 Jobs in der Produktion. Zusammen wären das 4700 statt der von Reilly als Maximum angekündigten 5400 Stellenstreichungen. Dennoch würde Deutschland die Hauptlast der Sanierung tragen, allerdings droht dem Werk im belgischen Antwerpen das Aus. Insgesamt beschäftigt Opel in seinen vier deutschen Werken 24.300 Menschen.
Weniger Ingenieursstellen gestrichen als befürchtet
Diese Zahlen entsprechen weitgehend den vergangene Woche von Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz veröffentlichten GM-Plänen. Nur in Rüsselsheim fällt der drohende Abbau um 200 Arbeitsplätze niedriger aus. Franz hatte insbesondere den zunächst beabsichtigten Abbau von 548 Ingenieursstellen im Rüsselsheimer Entwicklungszentrum als «existenzgefährdend» für Opel kritisiert. Reilly «ruderte aber inzwischen ziemlich zurück» – nach dem vorläufigen Konzept sollen jetzt 162 Ingenieursstellen wegfallen.
GM wîlll Finanzhilfe von 2,7 Milliarden Euro
GM fordert insgesamt rund 2,7 Milliarden Euro an Staatshilfen für die Sanierung des Europa-Geschäfts. Aus eigener Tasche wollen die Amerikaner nach ihrem vorläufigen Konzept 600 Millionen Euro beisteuern. Nach einem Bericht des «Handelsblatts» (Freitag) hat GM bisher nur Zusagen über rund 700 Millionen Euro von den europäischen Regierungen in Spanien, Polen und Grossbritannien erhalten. Nach dem Plan will GM die Finanzhilfen bis 2014 zurückzuzahlen. Deutschland hat bisher keinerlei Zusagen für Finanzhilfen gemacht.
Opel-Sanierungskonzept bis Mitte Dezember
Unterdessen hat Reilly zugesichert, dass er unabhängig vom Chaos an der GM-Spitze am Zeitplan für die Vorlage des ausgearbeiteten Opel-Sanierungskonzepts festhalten werde. «Ich beabsichtige nach wie vor, das Zukunftskonzept für Opel/Vauxhall Mitte Dezember vorzulegen», schreibt GM Europachef Nick Reilly in einem in der Nacht zum Donnerstag auf einer GM-Internetseite veröffentlichten Beitrag. GM habe ein Grobkonzept erarbeitet, mit dem Opel schon bald profitabel arbeiten könne. «Im Fokus stehen eine starke Technologie und neue Produkte, die Lücken in unserer Modellpalette schliessen, sowie die Erhöhung von Absatz und Marktanteilen.»
Mageres Paper
GM hatte der Bundesregierung das Grobkonzept diese Woche vorgelegt. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) lehnte es daraufhin ab, Zusagen zu Staatshilfen zu machen. Das Papier sei keine Grundlage für eine Prüfung. Wichtige Punkte etwa zu den Gestaltungsspielräumen Opels bei der Modellentwicklung habe GM ausgespart. Bei Opel reagierte man am Donnerstag überrascht auf die ablehnende Haltung Brüderles. Das Papier sei nur als Gesprächsgrundlage gedacht gewesen, nicht als Feinkonzept oder als Antrag auf Staatshilfen.
Lohnverzicht
Das GM-Management berät in dieser Woche an verschiedenen Produktionsstandorten mit Arbeitnehmervertretern und Werksleitern über das Sanierungskonzept. Dabei dürfte es auch um den von GM angestrebten Lohnverzicht von 265 Millionen Euro pro Jahr gehen. Im Gegenzug soll Opel «mehr Freiheiten aber damit auch mehr Eigenverantwortung innerhalb von General Motors bekommen», schreibt Reilly.
Gespräche in Brüssel
Am Freitag stellt sich Reilly bei einer Betriebsversammlung in Rüsselsheim Fragen der Belegschaft. Der Betriebsrat erwartet von ihm Zusagen im Gegenzug für den Lohnverzicht – die deutschen Opelaner sollen mit 176,8 Millionen Euro die Hauptlast tragen. Im Anschluss reist Reilly zu Gesprächen mit EU-Ministern nach Brüssel. Reilly machte deutlich, dass er die Hängepartie bald beenden will: «Wir werden uns voll auf diese Aufgabe konzentrieren, da schnelles und entschiedenes Handeln gefragt ist.»
GM will mit chinesischem Partner Indien erobern
GM will mit seinem chinesischen Partner SAIC Motor Corp den indischen Markt erobern. Bereits im ersten Quartal soll aus diesem Grund ein Gemeinschaftsunternehmen mit SAIC gegründet werden, teilte General Motors in Schanghai mit. Die beiden Unternehmen wollen über das Gemeinschaftsunternehmen in Indien kleine Autos und leichte Nutzfahrzeuge herstellen und verkaufen. In ein paar Jahren soll der Absatz bei 225.000 Stück liegen.
SAIC soll Mehrheit an Gemeinschaftsunternehmen halten
GM und SAIC einigten sich auch darauf, dass der chinesische Partner in Zukunft die Mehrheit an dem Gemeinschaftsunternehmen hält. Der amerikanische Autokonzern senkt den Angaben zufolge seinen Anteil von 50 auf 49 Prozent und erhält dafür 85 Millionen Dollar. Darüber hinaus werden durch den Schritt weitere Mittel frei, da das Joint-Venture nicht mehr konsolidiert werden muss. Das bisher mit dem japanischen Autobauer Suzuki betriebene Gemeinschaftsunternehmen CAMI in Kanada übernahm GM dagegen komplett. Finanzielle Details dafür nannte GM nicht. (awp/mc/ps/33)