GM zieht Zügel bei Opel an – Merkel dämpft Hoffnung
Bei der Sanierung von Opel kann GM nur begrenzt auf Staatshilfen hoffen. Denn Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) dämpfte die Hoffnung des US-Autobauers auf üppige Staatshilfen. GM müsse zunächst bis Ende November den deutschen Überbrückungskredit von insgesamt 1,5 Milliarden Euro zurückzahlen, forderte die Kanzlerin. Aktuell fehlen noch 600 Millionen Euro. Zuvor gab GM nach eigenen Angaben bereits 200 Millionen Euro zurück. Zudem stellen die abgewiesenen Opel- Investoren Magna und Sberbank, die durch die überraschende Kehrtwende von GM beim Opel-Verkauf ausgebootet wurden, Forderungen auf Schadenersatz.
Verlässliches Konzept
Bund und Länder seien zwar grundsätzlich bereit, alles Notwendige für die vier deutschen Opel-Werke zu tun, sagte Merkel in ihrer Regierungserklärung. Die Kanzlerin, die von der geplatzten Opel-Übernahme durch Magna schwer enttäuscht ist, erklärte aber, eine Lösung könne nur gelingen, «wenn General Motors den Hauptanteil der Restrukturierung mit eigenen Mitteln trägt.» Der Konzern müsse rasch ein verlässliches Konzept vorlegen.
An den Managern des Detroiter Autoriesen liess die Kanzlerin kein gutes Haar: «General Motors war über Monate hinweg nicht in der Lage, seiner Verantwortung als Mutterkonzern von Opel auch nur annähernd gerecht zu werden.» Die Opel-Beschäftigten hätten grosse Opfer gebracht und von GM Verlässlichkeit erwartet: «Sie wurden tief enttäuscht.»
Mehr Eigenständigkeit
GM-Chef Fritz Henderson hat Opel nach Betriebsratsangaben mehr Eigenständigkeit versprochen. «Fritz Henderson bekräftigte, dass Opel in Europa wieder zu alter Stärke geführt werden solle, mit einem hohen Mass an Unabhängigkeit und Eigenständigkeit innerhalb des GM-Konzerns», teilte Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz nach Gesprächen mit Henderson mit. Franz verlangte erneut die Umwandlung von Opel in eine Aktiengesellschaft: «Damit kann General Motors zeigen, ob die Eigenständigkeit von Opel ernst gemeint ist.»
Externe Suche nach neuem Opel-Chef gestartet
Konzernmanager Reilly soll nach GM-Angaben das europäische Führungsteam im Tagesgeschäft unterstützen und die Entwicklung einer Strategie für den langfristigen Erfolg von Opel/Vauxhall vorantreiben. Der Manager bleibt nur vorübergehend im Amt, bis eine langfristige Lösung gefunden ist. GM habe die externe Suche nach einem neuen Opel-Chef bereits begonnen. Der US-Autobauer will nach dpa-Informationen ein europäisches Führungsteam einsetzen, an dessen Spitze nach Möglichkeit ein Deutscher stehen soll. Reilly ist bei GM für das internationale Geschäft verantwortlich.
Demant bleibt im Amt
Der bisherige Chef der Adam Opel GmbH, Hans Demant, werde der Geschäftsleitung weiterhin vorstehen. Nach dem Abgang von GM-Europe- Chef Carl-Peter Forster war auch über ein vorzeitiges Ausscheiden Demants spekuliert worden. Henderson nannte Reilly den «richtigen Mann, um das Unternehmen in dieser Übergangsphase zu führen.»
Sberbank-Klage gegen GM
Magna und Sberbank pochen unterdessen auf Schadenersatz. Russlands grösstes Geldhaus schloss Rechtsmittel gegen GM nicht aus. «Wir verhandeln mit GM und hoffen, dass der Streit aussergerichtlich beigelegt wird», sagte Sberbank-Chef German Gref. «Im Notfall werden wir unsere Position im Gericht verteidigen», zitierte ihn die Nachrichtenagentur Interfax. Auch der österreichisch-kanadische Zulieferer Magna fordert investiertes Geld zurück. Magna-Vizechef Siegfried Wolf sagte dem ORF-Inforadio Ö1: «Es war in der Tat eine grosse Summe, weil ja auch ein komplexes Thema zu lösen war.» Laut ORF geht es um rund 100 Millionen Euro.
GM will 10’000 Stellen streichen
GM will nach dem überraschend abgesagten Verkauf von Opel rund 10.000 von 50.000 Stellen zur Sanierung der Tochter streichen – in etwa so viele wie der gescheiterte Investor Magna. Der Betriebsrat lehnt Werkschliessungen ab. Für den Standort Bochum, der lange auf der Streichliste des US-Konzerns stand, hat GM inzwischen ein neues Konzept erarbeitet. Insgesamt will der Autobauer die Fixkosten bei Opel um 30 Prozent senken. Am Mittwoch wird GM-Vize John Smith zu Beratungen mit der Bundesregierung in Berlin erwartet. ( awp/mc/pg/26)