Niemals zuvor habe Goldman Sachs im Verhältnis zu den Einnahmen weniger ausgeschüttet, sagte Bankchef Lloyd Blankfein am Donnerstag in New York. Mit dem Quartalsergebnis übertraf der Konzern die Erwartungen der Börsianer bei weitem. Die Aktie legte im frühen Handel um knapp ein Prozent zu. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum hatten die Belastungen aus der Finanzkrise noch zu einem Verlust von 2,3 Milliarden Dollar geführt. «Trotz eines kräftigen konjunkturellen Gegenwinds sehen wir Zeichen von Wachstum», sagte Blankfein. Vor allem die Geschäfte mit Währungen, Rohstoffen und Anleihen florierten weiterhin.
Konkurrenz fällt ab
Im Gesamtjahr konnte Goldman Sachs mit einem Gewinn von 12,2 Milliarden Dollar nahtlos an die Rekordzahlen aus der Vorkrisenzeit anknüpfen. Das Institut zählt zu den grossen Gewinnern der Finanzkrise. Zum einen sah der Konzern schon früh den Zusammenbruch des US-Häusermarkts kommen und verdiente daran. Zum anderen lichtete sich in der Finanzkrise das Feld der Konkurrenten. Das einzige Geldhaus, dass momentan noch annähernd mithalten kann, ist die breiter aufgestellte JPMorgan , die im Schlussquartal 3,3 Milliarden Dollar verdient hatte. Der direkte Rivale Morgan Stanley schaffte nicht mal ein Zehntel des Goldman-Sachs-Gewinns. Die Bank of America und die Citigroup mussten sogar milliardenschwere Verluste einstecken wegen der Abgaben für die erhaltene Staatshilfe und fauler Kredite.
Obama will Sonderabgabe einführen
Trotz der Verluste schütten auch diese Banken teilweise hohe Boni aus, um gute Leute zu halten. Das hatte eine öffentliche Diskussion über die Verhältnismässigkeit der Vergütung mitten in der schwersten Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit ausgelöst. US-Präsident Barack Obama will nun eine Sonderabgabe einführen, um damit einen grösseren Teil der 700 Milliarden Dollar zurückzubekommen, mit denen der Staat die heimische Finanzindustrie zum Höhepunkt der Finanzkrise gestützt hatte.
Goldman beugt sich öffentlichem Druck
Auch Goldman Sachs erhielt Hilfen über 10 Milliarden Dollar, zahlte diese aber als eines der ersten Häuser komplett zurück. Bei der Bonusdiskussion steht die Investmentbank dennoch im Rampenlicht, weil sie als aggressiv und gut zahlend gilt. Um den öffentlichen Druck zu mindern, hat sich Bankchef Blankfein entschieden, im Schlussquartal keinerlei Gelder mehr für die Bezahlung seiner Mitarbeiter auf die Seite zu legen. Die müssen daher mit dem zurechtkommen, was ihnen das Management in den ersten neun Monaten zugestanden hat. Insgesamt schüttet die US-Investmentbank nun 16,2 Milliarden Dollar an ihre Beschäftigen aus. Damit bekommt jeder der 32.500 Mitarbeiter im Schnitt 498.000 Dollar. Die Goldman-Sachs-Banker zählen somit immer noch zu den absoluten Top-Verdienern der Branche. Die Beschäftigten des Rivalen Morgan Stanley bekommen im Schnitt nicht einmal die Hälfte.
Neue Bescheidenheit
Gemessen an den Erträgen gibt sich Goldman nach der Kürzung am Jahresende aber betont bescheiden. Knapp 36 Prozent der Einnahmen werden an die Mitarbeiter durchgereicht. Bei der schlecht verdienenden Morgan Stanley sind es stolze 62 Prozent. «Unsere Mitarbeiter haben einen fantastischen Job dieses Jahr gemacht», lobte Goldman-Sachs-Finanzchef David Viniar. «Sie haben geholfen, die Kapitalmärkte am Laufen zu halten.» (awp/mc/ps/23)