Goldman Sachs überrascht mit Milliardengewinn
Viele Analysten zeigten sich am Dienstag dagegen skeptisch. Goldman Sachs musste zwar erneut Milliardenabschreibungen etwa für faule Kreditpapiere vornehmen. Der Gewinn fiel dennoch weit höher aus als von Experten erwartet. Im letzten Geschäftsquartal 2008 hatte das Institut noch den ersten Milliardenverlust seit dem Börsengang vor zehn Jahren erlitten. Goldman-Finanzchef David Viniar wollte trotz der guten Zahlen noch keine Entwarnung in der Finanzkrise geben. Die Bank schätze die kurzfristigen Aussichten weiter zurückhaltend ein, sagte er in New York. «Es ist immer noch ein gefährliches Umfeld.»
Weitere Zahlen diese Woche erwartet
Durch Ausgabe neuer Aktien will sich Goldman Sachs fünf Milliarden Dollar frisches Kapital verschaffen. Marktinformationen zufolge stösst die Emission auf hohe Nachfrage und ist bereits überzeichnet. Mit diesem und weiterem Geld sollen die im Herbst erhaltenen Staatshilfen von zehn Milliarden Dollar voll zurückgezahlt werden. Goldman stören die mit den Hilfen verbundenen Zinslasten und der Einfluss der Regierung etwa bei den Managergehältern. Bisher haben nur einige wenige kleinere Banken weit niedrigere Summen erstattet.
Auch Wells Fargo mit Rekordgewinn
Erst kurz vor Ostern hatte die Grossbank Wells Fargo mit einem Rekordgewinn überrascht. Mit Spannung werden nun Ende der Woche die Zahlen von JPMorgan und Citigroup erwartet. Wie Goldman schlug sich JPMorgan in den Turbulenzen relativ gut. Der Konzern stellt die ganze Krise hindurch einen Gewinn in Aussicht. Bei der Citigroup als einem der grössten Verlierer der Krise wird dagegen mit einem weiteren deutlichen Minus gerechnet. Auch Goldman-Rivale Morgan Stanley soll laut einem Bericht erneut rote Zahlen geschrieben haben.
Goldman-Zahlen verhelfen Bankentitel zu Plus
Die Goldman-Aktie stand vorbörslich vor allem wegen der geplanten Ausgabe neuer Aktien unter Druck. Seit Mitte Januar hat sich der Börsenwert der Bank allerdings mehr als verdoppelt auf zuletzt 130,15 Dollar je Aktie. Hierzulande zogen die Aktien der Deutschen Bank , der Commerzbank sowie weiterer Banken weiter an. Das Papier der Deutschen Bank, die weltweit zu den führenden Investmentbanken zählt, legte um sechs Prozent auf 39,17 Euro zu. Seit ihrem Tief im Januar verteuerte sich die Aktie um zirka 130 Prozent.
Zufriedener CEO
«Angesichts der schwierigen Marktbedingungen sind wir mit dem Abschneiden in diesem Quartal zufrieden», sagte Goldman-Chef Lloyd Blankfein. Die Bank strich binnen Jahresfrist allerdings zwölf Prozent der Stellen und beschäftigte zuletzt rund 28,000 Mitarbeiter. Die Erlöse stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozent auf 9,4 Milliarden Dollar.
Im Dezember fiel noch Milliardenverlust an
Goldman Sachs und Morgan Stanley wandelten sich vergangenes Jahr auf Druck der Regierung formal in Geschäftsbanken um und gaben ihren rechtlichen Sonderstatus als Investmentbank auf. Nun unterliegen beide weit strengerer Regulierung. Im Kern betreiben sie aber noch dieselben Spezialgeschäfte wie Unternehmensfinanzierungen, Fusionen und Übernahmen sowie den Handel mit Wertpapieren aller Art. Bei der Umwandlung passten die Institute auch ihr Geschäftsjahr dem Kalenderjahr an. Im Dezember 2008 – dem Monat zwischen dem bisherigen Geschäftsjahr und dem neuen Kalenderjahr – fuhr Goldman Sachs nochmals eine Milliarde Dollar Verlust ein. (awp/mc/ps/02)