Gottfried Weber, Direktionspräsident Schwyzer Kantonalbank

von Patrick Gunti


Moneycab: Herr Weber, die Schwyzer Kantonalbank hat das Geschäftsjahr 2007 mit einem Rekordergebnis abgeschlossen: Der Bruttogewinn erhöhte sich auf 146,2 Mio. Franken, der Nettogewinn um 22,5 % auf 72,5 Mio. Franken, dem Kanton Schwyz werden 35 Mio. Franken (+ 7 Mio. Franken) abgelie-fert. Wie werten Sie das Ergebnis?

Gottfried Weber: Wir sprechen bewusst nicht von einem Rekordergebnis, sondern von einem sehr erfreulichen Abschluss, der durch die sehr gute Konjunktur unterstützt wurde.


Bei einer Kantonalbank wecken solche Ergebnisse sicher auch die Begehrlichkeiten von Politikern und Bürgern. Welche Erwartungen werden an die SZKB herangetragen für die Verteilung der Gewinne und Unterstützung von Projekten im Kanton Schwyz?

Die SZKB verfügt bereits seit einiger Zeit über eine Eignerstrategie. Dort ist unter anderem festgehalten, dass die SZKB mittelfristig und schrittweise eine Gewinnausschüttung an den Kanton Schwyz von 35 % bis 45 % des jeweils budgetierten operativen Ergebnisses (Zwischenergebnis) anstrebt. Somit sind die Erwartungen geklärt.

Für schweizweite Schlagzeilen haben die Geschehnisse rund um den Konkurs der  Nationalen Skisprunganlage in Einsiedeln gesorgt. Die SZKB war einer der grossen Gläubiger und hat ihre Forderungen überraschend einem anderen Gläubiger übergeben. Hätte die SZKB hier nicht in einer aktiveren Rolle diese für das Schweizer Skispringen bedeutendste Anlage retten können?

Dank der SZKB wurde die Nationale Skisprunganlage überhaupt realisiert und verunstaltet nicht als halbfertiges Betonmahnmal die Gegend. Im Übrigen sind wir eine Bank und keine Betreiberin einer Skisprunganlage. Diese Aufgabe muss kompetent vor Ort wahrgenommen werden.


Die SZKB hat von der guten Konjunktur profitiert und die Ausleihungen um 3,6 % auf 8,992 Mrd. Franken gesteigert, wobei das Hypothekargeschäft um 3,5 % zulegte. Was kennzeichnet den Immobilienmarkt im Kanton Schwyz und welche weitere Entwicklung erwarten Sie in diesem Sektor?


Der Kanton Schwyz ist ein attraktiver Standort, was unter anderem in einem florierenden Wohnungsbau zum Ausdruck kommt. In gewissen Regionen sind erste Anzeichen einer möglichen Überhitzung erkennbar. Im inneren Kantonsteil stehen wir im Zusammenhang mit dem Autobahnanschluss an Zürich im 2011 ebenfalls vor einer erfreulichen Belebung.



«Dank der SZKB wurde die Nationale Skisprunganlage überhaupt realisiert und verunstaltet nicht als halbfertiges Betonmahnmal die Gegend.» (Gottfried Weber, Direktionspräsident Schwyzer Kantonalbank)


Was hat das Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft 2007 geprägt?


Wir haben 2007 insgesamt 9 strukturierte Produkte lanciert. Zudem verzeichneten wir mit unseren Produkten «Aufbauplan» und «Anlageplan» sowie bei den klassischen Vermögensverwaltungsmandaten sowohl anzahl- als auch performancemässig eine erfreuliche Entwicklung. Wir konnten in allen Strategien die jeweilige Referenzgrösse zum Teil sehr deutlich schlagen; die Überperformance schwankte zwischen 0,8 % und 3,7 %.


Beim Übrigen Erfolg fällt eine Steigerung um 78,8 % auf. Wie erklärt sich dies?


Realisierte Kursgewinne bei den Finanzanlagen in Wertschriften von CHF 15 Mio und in Immobilien von CHF 4 Mio fallen hier ins Gewicht. Solche Ergebnisse sind nicht beliebig wiederholbar und haben zum Teil Sondercharakter.


Wie beurteilen Sie generell die Aussichten für die SZKB im laufenden Jahr?


Das Wirtschaftsjahr 2008 ist mit einigen Risiken behaftet: rezessive Tendenzen in USA als Spätfolge der Immobilienkrise, überhitzte Märkte in China und anderen asiatischen Ländern, Rohstoffpreisexplosion, Inflationsgefahr u.a. Zudem werden wir einige Mittel in strategische Projekte investieren. Das Budget 2008 sieht einen Abschluss unter demjenigen von 2007 vor.


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Die SZKB hat 2007 ihre Beteiligung an der finnova Bankware AG auf 2,9 Mio. Franken mehr als vervierfacht. Welche Bedeutung hat diese Beteiligung und planen Sie eine weitere Erhöhung?


Wir haben nicht die Beteiligung (derzeit 26,16 %) erhöht, sondern Finnova ist als Gesamtbankenplattform so erfolgreich, dass die Dividende massiv erhöht werden konnte. Wie vor einiger Zeit kommuniziert, wird ab frühestens 2009 die Finnova mehrheitlich msg systems ag (zählt in Deutschland zu den 10 top IT-Beratern und Systemintegratoren) und dem Management gehören, d.h. wir werden unsere Beteiligung dannzumal reduzieren.


Die Schwyzer Kantonalbank ist mit dem Hauptsitz in Schwyz und über 25 Geschäftsstellen im Kanton präsent. Wie präsent muss eine Kantonalbank in Zeiten zunehmender Automation noch sein?


Die SZKB verfügt als Korrelat zur Staatsgarantie über einen Leistungsauftrag, der unter anderem auch eine physische Kundennähe in Form eines dichten Filial- und Bancomatnetzes beinhaltet. Daneben wird die «virtuelle» Kundennähe in Form eines attraktiven Elektronik Banking immer wichtiger. Wir pflegen beide Kanäle!


Seit Oktober letzten Jahres steht Ihren Kunden die neue E-Banking-Plattform zur Verfügung. Was ist neu und wie rege wird das E-Banking der SZKB genutzt, bei den Zahlungsaufträgen einerseits, bei den Börsenaufträgen andererseits?


Die neue E-Banking-Plattform ist auf grosse Gegenliebe gestossen. Im Übrigen nutzen rund 46 % unserer Privat- und Geschäftskonto-Inhaber den elektronischen Bankkanal. Im Zahlungsverkehr (genauer beim Zahlungsausgang) wurden 67 % der rund 5,5 Mio Transaktionen elektronisch ausgeführt. Bei den Börsenaufträgen sind es rund 24 %.



«Die Risikoproblematik, gepaart mit gesundem (kompetenten) Sachverstand, rückt wieder vermehrt ins Zentrum der Finanzmarktverantwortlichen.» (Gottfried Weber, Direktionspräsident Schwyzer Kantonalbank)


Die Kreditkrise erschüttert die Finanzwelt. Die SZKB ist nicht weit vom Finanzplatz Zürich entfernt – gibt es infolge der Kreditkrise verunsicherte Kunden der Grossbanken, die einen Wechsel zur SZKB ins Auge fassen?


Unsere finanzielle Solidität ist unbestreitbar ein Trumpf, der für potenzielle Kunden attraktiv ist.


Sehen Sie die Kreditkrise generell als Chance für kleinere Banken?


In der Schweiz sehe ich keine Kreditkrise als Menetekel an der Wand. Im Übrigen ist nicht die Grösse einer Bank diesbezüglich von Relevanz, sondern deren Professionalität.

Wie beurteilen Sie die Folgen der Kreditkrise und welches sind die Lehren, die daraus gezogen werden sollten?


Bei der Weitergabe von Risiken – in den USA wurden Immobilienfinanzierungen unterschiedlicher Bonität verbrieft und teilweise an Dritte und Kunden weiterverkauft bzw. in den eigenen Handelsbüchern oder Finanzanlagen gehalten – muss aufgepasst werden, dass diese nicht im unpassendsten Augenblick wieder bei einem selber landen. Bei der Kreation von neuen Produkten ist zudem auf deren Marktgängigkeit bzw. Liquidierbarkeit zu achten. Auch die sophistiziertesten Modelle können nie die ganze mögliche Realität abbilden. Die Risikoproblematik, gepaart mit gesundem (kompetenten) Sachverstand, rückt wieder vermehrt ins Zentrum der Finanzmarktverantwortlichen. Eine vertiefte Wertediskussion ist nicht auszuschliessen.


Herr Weber, herzlichen Dank für die Beantwortung unserer Fragen.





Zur Person:
Gottfried Weber (59) ist als Direktionspräsident der Schwyzer Kantonalbank tätig und für den Präsidialbereich bzw. die Führungsunterstützung verantwortlich. Zuvor war er 25 Jahre bei der Zürcher Kantonalbank, wovon 10 Jahre als Mitglied der Geschäftsleitung, und 1 1/2 Jahre bei der Rentenanstalt/Swiss Life als Leiter des Geschäftsbereiches Privatkunden tätig. Gottfried Weber ist u.a. Mitglied des Verwaltungsrates der Finnova AG, Lenzburg, des Elektrizitätswerkes Schwyz AG und des Verbandes Schweizerischer Kantonalbanken und Mitglied des Vorstandes des Handels- und Industrievereins des Kantons Schwyz. Er studierte Betriebswirtschaft an der Universität Zürich, Abschluss lic. oec. publ. Weber ist verheiratet und Vater zweier erwachsener Kinder.

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