Insgesamt machte die FDIC am Wochenende fünf Banken dicht. Damit sind seit Jahresbeginn bereits 77 amerikanische Kreditinstitute gescheitert – allein 32 davon seit Anfang Juli. Mit einer Bilanzsumme von 25 Milliarden Dollar ist Colonial die grösste Bank, die in diesem Jahr dichtgemacht wurde. Es ist auf dieser Grundlage auch die sechstgrösste Bank, die in den USA jemals schliessen musste. Die mit Abstand grösste Pleite legte im vergangenen Jahr die US-Sparkasse Washington Mutual mit einer Bilanzsumme von 307 Milliarden Dollar hin.
Noch bis zu 1000 US-Banken gefährdet
Die Colonial führte 346 Filialen in fünf US-Bundesstaaten. Ihr Zusammenbruch zeigt, dass trotz der augenscheinlichen Erholung der Branchenführer – die Grossbanken zahlten zuletzt die Milliarden-Staatshilfen zurück – im US-Bankensystem noch vieles im Argen liegt. Branchenexperten hatten gewarnt, dass in den kommenden Jahren bis zu 1000 US-Banken aufgeben könnten. Die 1981 gegründete Colonial hatte in Zeiten des US- Immobilienbooms sehr grosszügig Hypothekenkredite unter anderem in Florida vergeben. Bereits seit Monaten kämpfte sie mit finanziellen Problemen und suchte Investoren.
Einlagensicherung
In diesem Jahr war bisher die im Mai dichtgemachte BankUnited Financial aus Florida mit einer Bilanzsumme von knapp 13 Milliarden Dollar die grösste geschlossene Bank. Zumeist traf es bisher kleinere Regionalinstitute. Zu grösseren Erschütterungen für Kunden kam es dabei nicht, da die Einlagen von anderen Instituten oder der FDIC übernommen werden.
Colonial-Aus kostet FDIC rund 2,8 Mrd Dollar
Das Aus für die Colonial kostet die FDIC schätzungsweise 2,8 Milliarden Dollar. Die Behörde betonte umgehend, dass sie nach wie vor genügend Geld habe. Das hat seinen Grund: Zuletzt waren in den USA Zweifel daran laut geworden, ob der Einlagensicherungsfonds gut gefüllt ist. Schon Ende März lag er noch bei 13 Milliarden Dollar und seitdem musste die FDIC mehrfach bei Bankenpleiten einspringen. Die teuerste Rettungsaktion für die Behörde war bisher die Pleite des Immobilienfinanzierers IndyMac im vergangenen Jahr, die die FDIC mehr als zehn Milliarden Dollar kostete.
BB&T als Krisengewinnlerin
Die BB&T und die FDIC wollen mögliche Verluste aus den Vermögenswerten der Colonial untereinander aufteilen. Die BB&T mit einer Bilanzsumme von 150 Milliarden Dollar gilt als einer der Profiteure der amerikanischen Bankenkrise. Die anderen am Freitag geschlossenen Banken sind deutlich kleiner. Lediglich die Community Bank of Nevada aus Las Vegas kam noch auf eine Bilanzsumme von 1,52 Milliarden Dollar, die anderen agierten im Millionen-Bereich. (awp/mc/ps/04)