Guido Renggli, CEO Media Markt Schweiz: «Wo das Ende der Expansion liegt, kann ich heute noch nicht beantworten»

Moneycab: Herr Renggli, vor wenigen Wochen hat Media Markt in Muri bei Bern seine 15. und wenig später in Genf seine 16. Verkaufsstelle in der Schweiz eröffnet. Wie bedeutend sind für Media Markt die neuen Standorte?

Beide Standorte, Muri bei Bern, wie auch unser zweiter Genfer Standort sind für uns sehr bedeutend. Mit Muri bei Bern und unserem Media Markt in Lyssach decken wir die Stadt Bern sowie das Einzugsgebiet ab. Mit dem zweiten Standort in Genf versuchen wir zusammen mit dem bereits bestehenden Media Markt in Meyrin das vorhandene Potential von Genf abzuschöpfen.


Nach welchen Kriterien sucht Media Markt seine Standorte aus?


Erstes Ziel von Media Markt ist es, eine nationale Präsenz aufzubauen. Dies erlaubt uns, eine Marke aufzubauen und das vorhandene Potential abzuschöpfen. Die Kriterien für einen Standort sind sicher die Lage, die Erreichbarkeit und vor allem das vorhandene Potential.  Aufgrund von Bevölkerungszahlen und Käuferwanderungsanalysen berechnen wir das theoretische Umsatzpotential und den möglichen Kannibalisierungseffekt  mit bestehenden Media Märkten.

«Persönlich bedaure ich es, dass in der Schweiz immer mehr Partikularinteressen im Vordergrund stehen und diese durch Einsprachen durchgesetzt werden sollen.» Guido Renggli, CEO Media Markt Schweiz


Media Markt hatte und hat gerade in Muri mit hartnäckigem Widerstand verschiedener Bevölkerungskreise zu kämpfen, die Angst vor einer hohen zusätzlichen Verkehrsbelastung haben. Auch eine eigene Busstation wie im Fall Muri konnte die Gemüter nicht beruhigen. Was entgegnen Sie dieser Kritik?


Wir haben uns bei all unseren Projekten immer an die Gesetzgebung gehalten. Persönlich bedaure ich es, dass in der Schweiz immer mehr Partikularinteressen im Vordergrund stehen und diese durch Einsprachen durchgesetzt werden sollen. Aufgrund einer kürzlich veröffentlichten Studie wissen wir, dass 80% der Schweizer Bevölkerung ein Auto als unverzichtbar betrachten. Autobahnen werden gefordert, aber bitte nicht direkt vor vor dem eigenen Haus. Dazu kommen gewisse Kreise, die fordern immer neue Arbeitsplätze, Lehrstellen usw., legen den Firmen, die dies dann wirklich umsetzen wollen, nur Steine in den Weg. Was Muri betrifft, ist die Lage ideal. Direkt an der Autobahn, verursacht kein Mehrverkehr in den Dörfern, ist gut durch den öffentlichen Verkehr erschlossen und liegt in einer Zone, welche vom Kanton Bern zur Wirtschaftsförderung definiert worden ist.


Hat der Run auf die neue Filiale in den ersten Tagen Ihren Erwartungen entsprochen?


Die Erwartungen der beiden neu eröffneten Media Märkte haben sich voll erfüllt und die Budgets sogar übertroffen.


Nun stehen in den nächsten zwei Jahren die Eröffnung neuer Filialen in Oftringen und in Sihl-City in Zürich an. Wo ist betreffend der Anzahl Media Märkte in der Schweiz das Ende der Fahnenstange erreicht?


Mit den beiden geplanten Neueröffnungen von Oftringen im nächsten und Zürich Sihl-City im übernächsten Jahr sind wir mit 18 Media Märkten in der Schweiz vertreten. Wo das Ende der Expansion liegt, kann ich heute noch nicht beantworten. Wir werden unsere Expansionsstrategie so lange fortsetzen, wie sie betriebswirtschaftlich Sinn macht.


Die Preise in vielen Bereichen der Unterhaltungselektronik und der Bürokommunikation sind im freien Fall begriffen. Besonders tiefe Preise sind auch ein Merkmal des Media-Markt-Angebots. Sind diese Preise einzig mit der Grösse von Media Markt als Nummer 1 in Europa zu erklären?


Der Inhalt der Marke «Media Markt» besteht aus Dauertiefpreis, Sortimentsauswahl und Innovationen. Aufgrund unserer dezentralen Strukturen und flachen Hierarchien arbeiten wir sehr kosteneffizient, was uns wiederum erlaubt, den Kunden äusserst attraktive Preise anzubieten. Natürlich hilft uns unsere Stellung als Nr. 1 auch im Einkauf.


Media Markt generierte 2004 einen Umsatz von 895 Mio. Franken. Abgesehen von den attraktiven Preisen und dem riesigen Sortiment – wie sieht das Erfolgsrezept von Media Markt aus?


Wie gesagt, es sind verschiedene Gründe für den Erfolg von Media Markt verantwortlich. Media Markt ist der einzige wirkliche Fachmarktanbieter. Sie finden keinen anderen Anbieter,
der auf ein oder zwei Geschossen eine Verkaufsfläche von bis zu 5500 m2 aufweist. Dazu kommt wie bereits erwähnt die dezentrale Struktur. Dies bedeutet eine hohe Kompetenz und Verantwortlichkeit der einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Darüber hinaus ist jeder Geschäftsführer eines Media Marktes mit 10% am Aktienkapital seines Marktes beteiligt. All diese Punkte führen zu einer Kultur, die uns erfolgreich am Markt auftreten lässt.


Wie sieht die Entwicklung der Geschäftszahlen im Ende September abgeschlossenen Geschäftsjahr 2004/2005 aus und wie sehen Sie die Entwicklung in den nächsten zwei bis drei Jahren?


Da wir zum Metro-Konzern gehören, welcher börsenkotiert ist, darf ich Ihnen keine Zahlen bekannt geben bevor die Metro offiziell informiert. Für die Entwicklung der nächsten Jahre sind wir sehr zuversichtlich, was auch aus der Weiterführung der Expansionsstrategie ersichtlich ist.


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Mit der Anzahl der Filialen steigt auch die Anzahl der Angestellten. Alleine in der neuen Filiale in Muri beschäftigen Sie fast 70 Personen. Welche Anforderungen stellen Sie als Arbeitgeber insbesondere an Ihre Mitarbeiter und was spricht im Gegenzug für Media Markt als Arbeitgeber?


Media Markt als Arbeitgeber sucht vor allem fachlich kompetente und kundenorientierte Mitarbeiter, welchen es Freude macht, selbst Verantwortung zu tragen. Infolge der dezentralen Struktur und der Eigenständigkeit der einzelnen Fachmärkte haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter grosse Freiräume und Kompetenzen, was den einzelnen Job bei uns sehr interessant macht.


Seit dem Frühjahr können Media-Markt-Kunden ihre Waren mit einer eigenen Shopping-Card bezahlen. Wie rege ist bisher von diesem Angebot Gebrauch gemacht worden?


Der bisherige Erfolg, der über unseren Erwartungen liegt, zeigt klar, dass diese Karte einem echten Kundenbedürfnis entspricht.


Sie sind der Schweizer Chef des grössten europäischen Elektrofach-Handels. Kaum jemand ist also geeigneter als Sie, uns die aktuellsten Trends in den verschiedenen Bereichen von Unterhaltungselektronik über Bürokommunikation bis hin zu Haushaltsgeräten zu verraten. Oder anders gefragt, welches werden die Renner im kommenden Weihnachtsgeschäft sein?


Es gibt in allen Bereichen gewisse Trends. Im Bereich Haushaltgeräte sind es die Kapselsysteme der Kaffeemaschinen, welches von Nespresso dominiert wird. Ebenso ist der Absatz von Laptops enorm. Im Bereich Fotographie stellen wir eine «Pixel-Jagd» fest. Kameras mit möglichst vielen Megapixeln sind im Trend, ebenfalls gefragt sind digitale Spiegelreflex-Kameras. Im Bereich Musik, TV und Video sind LCD- und Plasmabildschirme ein Renner. Harddisk-Recorder, MP3-Player, portable DVD-Player und portable Navigationssysteme verkaufen sich ebenfalls sehr gut. Beim Handy steht die Multifunktionalität im Vordergrund.


Und welches wird Ihre nächste Anschaffung in einer der Media-Markt-Filialen sein?


Persönlich habe ich geplant, eine neue HiFi-Anlage anzuschaffen.


Herr Renggli, wir danken Ihnen für dieses Interview.







Guido Renggli
CEO Media Markt Gruppe Schweiz

Alter:nbsp;53 Jahre
Geboren in:&Luzern

Ausbildung:
– Abschluss als Betriebsökonom HWV an der Zürcher Hochschule für Wirtschaft,
– Weiterbildung im Marketing und in strategischer Unternehmensführung an der Universität St. Gallen und am IMD in Lausanne

Berufliche Laufbahn:
War als Product Manager, Marketing- und Verkaufsdirektor und während zehn Jahren als General Manager in der Konsumgüterindustrie tätig.
Während vier Jahren Mitglied des Vorstandes der PROMARCA (Schweizerischer Markenartikelverband).
Seit 1. Januar 1998 als CEO/Delegierter des Verwaltungsrates der Media Markt Gruppe Schweiz tätig.

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