von Gérard Al-Fil
Der islamische Finanzkonzern Gulf Finance House (GFH) in Manama hat eine Bank gegründet, die ausschliesslich Energie-Projekte im Mittleren Osten und Nordafrika im Einklang mit der koranischen Rechtsprechung Scharia finanzieren soll. Die First Energy Bank wird mit einem Grundkapital in Höhe von umgerechnet 750 Mio. US-Dollar ausgestattet werden. Sie soll in 12 Monaten die Geschäftstätigkeit aufnehmen.
IPO geplant
30% des Aktienkapitals sollen kotiert werden. Das GFH selbst hat im Juni 2007 als als erste islamische Investmentbank Aktien an der London Stock Exchange kotieren lassen. Die Nachfrage nach Finanzierungen im Öl- und Gasbereich ist enorm. Nach Angaben des von der internationalen Energieagentur IEA herausgegebenen World Energy Outlook 2007 besteht in Nahost und Nordafrika ein Finanzierungsbedarf von 56 Mrd. Dollar pro Jahr bis 2030.
Partnerschaftliche Projektfinanzierungen
Bei einer korankonformen Projektfinanzierung beteiligt sich die Bank in der Regel an einem Projekt als Kapitalgeber und erhält einen Anteil von den Projektgewinnen. Sie kann auch im Projekt-Management beratend tätig sein. Eine im Islam verbotene Zinszahlung erfolgt nicht. Das Prinzip der partnerschaftlichen Aufteilung des Risikos und des Gewinns ist neben dem Zinsverbot ein Grundpfeiler im Islamic Banking. Ausserdem können islamische «Anleihen» (Sukuk) emittiert und kotiert werden. Die Bewertung von Sukuk durch eine Rating-Agentur erlaubt ein Listing zu vergleichbaren Kosten wie bei einer konventionellen Anleihe mit Zinskupon.
Manama als Hub für Islamic Banking
Bahrain beheimatat dank einer modernen Finanzaufsicht 350 Banken, darunter 29 islamische Banken, so viele wie kein anderer Golfstaat. Hinter dem GFH steht die Unternehmerfamilie al-Dschanahi aus Manama, deren Einfluss weit
über den Inselstaat hinaus reicht. Bekannte GFH-Projekte sind der Bahrain Financial Harbour (1.4 Mrd. Dollar), der in Bau befindliche Erlebnispark Legends in Dubai (3.8 Mrd. Dollar) oder die Energy City in Qatar (1.3 Mrd. Dollar).