Um 10 Uhr hat im Hallenstadion Zürich die Generalversammlung der Credit Suisse Group begonnen. Es wird kein angenehmer Tag für Lukas Mühlemann: Er wird den Zorn der Aktionäre zu hören bekommen.
Von Beat Römer
Aktionäre der Credit Suisse Group hatten in letzter Zeit wahrlich keinen Grund zur Freude: Die Kursentwicklung war beschämend. 18 Prozent verlor die Aktie alleine in diesem Jahr, eine der schlechtesten Performances im SMI. Konkurrent UBS, mehrheitlich bevorzugt von Analysten, verlor nur drei Prozent. Die Quartalsresultate der CSG liegen deutlich hinter jenen der UBS zurück. Im Sport würde es heissen: Die CSG hat einen schlechten Lauf. So ist der Austragungsort der GV, das Hallenstadion Zürich, sinnbildlich.
Negative Schlagzeilen zuhaufExzesse im Investmentbanking-Bereich, die weltweit negative Schlagzeilen produzierten und bei denen die Credit Suisse First Boston meist mitten drin sass, mussten und müssen vom neuen Chef John Mack korrigiert werden. Die Probleme der CSFB waren wesentlich für ein schwaches Jahresresultat verantwortlich. Das VR-Mandant von Lukas Mühlemann bei der argentinischen Banco General de Negocios bescherten dem Institut und seinem Chef weitere Negativ-Schlagzeilen en masse. Dabei waren jene aus dem Niedergang der Swissair, bei der Mühlemann im VR sass, noch nicht mal richtig verdaut.
Abwahl aus VR traktandiert
Die Checks im Hallenstadion werden heute mehrheitlich auf den Mann an der Spitze gespielt. An der Person von Lukas Mühlemann wird sich der gesammelte Frust der Aktionäre reiben. Und wer sich erinnert, wie Ron Sommer von der Deutschen Telekom diese Woche an der GV ausgebuht und verhöhnt wurde, könnte sich an der heutigen CSG-GV mitunter auch an einem Spiel der ZSC Lions wähnen.
Mühlemanns Abwahl aus dem VR wird von Hans Jacob Heitz (Traktandum 8.2) gefordert. Der Robin Hood der Kleinaktionäre und mit ihm auch die Anlagestiftung Ethos verlangen eine strikte Trennung von operativer und strategischer Führung. Beide dürften aber mit ihren Vorschlägen auf verlorenem Posten stehen – die Stimmen der Grossaktionäre werdens richten.
Keine Offenlegung der EntschädigungUnter Druck steht Mühlemann auch insofern, als UBS-Chef Marcel Ospel seine Jahresentschädigung von 12,5 Millionen Franken an der GV öffentlich gemacht hat. Dies ist bei der CSG nicht vorgesehen. Auch daran werden sich die erhitzten Gemüter reiben. Die CSG will weiterhin nur die Kompensationen fürs gesamte Spitzenkader veröffentlichen, damit erfülle man die geltenden Norm.
Amtsdauer der VerwaltungsräteWohl um den Zorn der Aktionäre etwas zu dämpfen, schlägt die Credit Suisse Group vor, die Amtsdauer der Verwaltungsräte von vier auf drei Jahre verkürzen. Vorschläge bezüglich einer Mandatsdauer von einem (Heitz) oder zwei Jahren (Ethos) dürften deshalb wenig Chancen haben.