Dies sagte Urs Wernli, Zentralpräsident des Auto Gewerbe Verbands Schweiz, auf Anfrage. Viel zu tun hätten vor allem Carrosserieunternehmen und die Spezialisten für Hagelschäden, die so genannten Drücker, sagte Wernli. «Der Hagelzug hat dem Carrosseriegewerbe Zusatzarbeit beschert», bestätigt Autocarrosserieverbands-Direktor Felix Pohl. Und zwar im Umfang von Monaten. Allerdings könnten nur diejenigen Unternehmen profitierten, die in den vom Hagel betroffenen Regionen tätig seien.
Ferien verschoben
Wo der Hagel besonders stark zugeschlagen hat, dürfte die Arbeit einigen Betrieben sogar über den Kopf wachsen. Bei Kollegen, aber auch in seinem eigenen Unternehmen, hätten einige Leute die Ferien verschieben müssen wegen der vielen Arbeit, sagte Patrik Leutwiler, Präsident des Schweizerischen Flachglasverbandes, dessen Betrieb im waadtländischen Echallens steht.
Willkommenen Vorrat an Arbeit
Auch für Spengler, Maler, Gipser und Dachdecker habe der Hagelzug einen willkommenen Vorrat an Arbeit gebracht, sagte Patrick Lucca vom Schweizerischen Gewerbeverband. Bei aller Tragik des Ereignisses sei dies umso erfreulicher, als vor allem Branchen profitierten, die unter der schwachen Konjunktur besonders litten. Petrus habe ihnen «eine Konjunkturspritze verpasst», sagte Lucca.
Ganze Volkswirtschaft profitiert
Profitieren kann aber die ganze Volkswirtschaft. Unter dem Stich werde die Schweiz zwar ärmer, erklärt Peter Balastèr, stellvertretender Leiter der Direktion für Wirtschaftspolitik im Staatssekretariat für Wirtschaft (seco). Zur Deckung der Schäden an Autos und Gebäuden müssen die Versicherungen jedoch Vermögen auflösen und ermöglichten damit Einkommen.
Auftrieb für serbelnde Konjunktur
Der Effekt: Die serbelnde Konjunktur bekommt Auftrieb. Dies sei etwa auch bei den Überschwemmungen von 1997 in Uri zu beobachten gewesen, sagte Balastèr. Auch damals hätten die notwendigen Reparaturarbeiten in einer wirtschaftlich schwachen Periode in der Region für eine Konjunkturspritze gesorgt.
Schadensumme von weit über 300 Mio CHF
Beim Hagelzug von vorletzter Woche dürfte dies nicht anders sein, zumal die angerichteten Schäden gewaltig sind: Allein jene an Gebäuden schätzt der Interkantonale Rückversicherungsverband derzeit auf 120 bis 160 Mio CHF – Tendenz steigend. Ebenso hoch ist der an Fahrzeugen angerichtete Schaden, und noch einmal mindestens 20 Mio CHF beträgt derjenige an landwirtschaftlichen Kulturen. Von der Schadensumme von insgesamt weit über 300 Mio CHF fliesst ein grosser Teil direkt in die Wirtschaft – ein Konjunkturprogramm, geschnürt vom Wetter. Zum Vergleich: Das dritte vom Bundesrat aufgegleiste Konjunkturpaket hat ein Volumen von 400 Mio CHF, das zweite umfasst 710 Mio CHF.
Hagelkörner so gross wie Golfbälle
Was der Bundesrat gegen viel politischen Widerstand durchsetzten musste, hat das Wetter am 23. Juli in wenigen Stunden erreicht. Mehrere Gewitter waren über die Westschweiz und das Mittelland gezogen. Sie brachten Hagel mit Körnern so gross wie Golfbälle, Regen und Windböen mit Geschwindigkeiten von bis zu 154 Kilometern in der Stunde. (awp/mc/ps/22)