Von Lukas Schweizer
Moneycab: Herr Hess, das letzte Geschäftsjahr war von der Einführung einer ganzen Reihe neuer Produkte geprägt. Welches sind die herausragenden?
Hans Hess: Sicher die Integration von Laser- und GPS-basierten Vermessungsgeräten in ein System, das ist ein grosser Schritt. Das kann auch nicht so schnell nachgemacht werden, denn wir haben vier Jahre daran gearbeitet. Unseren Kunden bringt das System einen Produktivitätsvorteil von gegen 25 Prozent. Dann aber auch das Hand-Laser-Messgerät mit Bluetooth-Technologie mit der sie in einem Raum oder einer Produktionshalle herumlaufen können und mit dem Handmesser per Knopfdruck auf einen Zehntelmillimeter genau die Koordinaten festlegen können. Das ist ebenfalls etwas fantastisches für die Kunden und ermöglicht grosse Flexibilität und Qualitätssicherung.
Sie haben es eben erwähnt. Diese Systeme können von der Konkurrenz nicht so schnell kopiert werden. Was macht Sie da so sicher?
Es gibt in der Technologie immer wieder Erfindungen, die total anders sind. Als der Laser in die Vermessung einzog, das war so ein Moment oder die Einführung des GPS. Wir haben schon immer die Ambition gehabt, die ersten zu sein, die so etwas neues machen, obwohl dies nicht ganz risikofrei ist. Aber wir können davon profitieren und die Erfindungen weiter entwickeln.
Wie ist die Einführung der neuen Produkte angelaufen? Sind Sie zufrieden?
Ja, wir sind sehr zufrieden. Ich darf sicher sagen, dass der neue Produktelaunch der risikoreichste war, den ich bei Leica Geosystems erlebt habe. Aber die Kunden haben sehr positiv reagiert, mit der Produktion kommen wir einigermassen nach und es gibt keine Qualitätsprobleme. Ich bin also sehr positiv überrascht. Aber nach drei Monaten ist es noch etwas früh, um richtig Bilanz zu ziehen, das können wir dann in einem halben Jahr.
Das Problem der zu alten Produktepalette existiert also nicht mehr?
Ja, das ist vom Tisch. Die alten Produkte sind praktisch alle ausgefahren. Allerdings steigen noch nicht alle Kunden sofort auf die neuen Produkte um. Es gibt solche, die über Jahre in ein altes GPS investiert haben und 500 Stück davon besitzen. Die wollen jetzt noch eine Weile dabei bleiben.
$$PAGE$$
Kommen wir noch auf die Geschäftszahlen zu sprechen. Wie sind Sie damit zufrieden?
Ich bin vor allem mit dem vierten Quartal sehr zufrieden, obwohl die Zahlen alleine vielleicht nicht so beeindruckend sind. Aber wir haben eine sehr grosse Challange durchgemacht, das haben wir und die Investoren nicht unterschätzt. Wenn man mit neuen Produkten auf den Markt kommt, muss alles stimmen: die Qualität, die Kostenstruktur. Und man weiss nie genau, wie die Produkte vom Markt aufgenommen werden. Unter diesem Aspekt, bin ich zufrieden mit dem Ergebnis.
Mit was sind Sie nicht zufrieden?
Sicher damit, dass wir doch zusätzliche Investitionen in den Markt machen müssen, die den Ersterfolg mit den neuen Produkten auf der Bottom Line nicht so sichtbar machen. Ich hatte eigentlich schon für das vierte Quartal eine etwas höhere Gewinnerwartung. Klar, das Geld ist im Markt gut investiert, aber die Bottom Line ist noch nicht dort, wo wir sie haben wollen. Daran müssen wir nun arbeiten und die Kostenkontrolle gut managen, ohne die kurzfristigen Notwendigkeiten zu vergessen.
Der Gesprächspartner
Hans Hess (Jg. 1955), Delegierter des Verwaltungsrats und CEO von Leica Geosystems trat 1989 in die Leica Gruppe als Leiter des Geschäftsbereiches Medizinal- und Stereomikroskopie ein.
Von 1993 bis 1996 war er Leiter der Optronics Group von Leica. 1996 wurde Hans Hess zum CEO von Leica Geosystems ernannt, welche er 1997 rechtlich verselbständigte und nach einem Leverage Buyout mit Investcorp 1998 im Jahr 2000 an die Schweizer Börse brachte.
Seit 1999 ist er auch Delegierter des Verwaltungsrats von Leica Geosystems. Vor seiner beruflichen Laufbahn bei der Leica Gruppe, war Hans Hess als Forschungs- und Entwicklungsingenieur bei Gebr. Sulzer und später Produktions- und Geschäftsbereichsleiter bei Huber & Suhner tätig.
Er studierte Maschinenbau an der ETH Zürich und hält ein MBA der University of Southern California. Im Jahre 2001 erhielt er den Dr h.c. Business Industrie der Ferris State University.