von Alexander Saheb
Herr Zehnder, was beschäftigt Sie derzeit am meisten?
Der Trend zu energieeffizienten Gebäuden ist ungebrochen. Wir haben eine sehr gute Ausgangslage, um in unserem dynamischen Markt die führende Marktposition weiter auszubauen. Die grösste Herausforderung für unsere Industrie ist, das grosse Marktpotenzial nachhaltig zu realisieren. Mit Nachhaltigkeit meine ich in diesem Zusammenhang, dass der empfundene Nutzen für die Hausbewohner langfristig deren Ansprüchen bezüglich Komfort, Gesundheit und Energieeffizienz entspricht.
Das Geschäft mit Komfortlüftungen hat 2009 seinen Umfang und Umsatzanteil merklich ausgeweitet. Da ja immer mehr Minergie-Häuser gebaut werden, dürfte sich diese Entwicklung sicher fortsetzen?
Das organische Wachstum betrug im 2009 12%. Der Umsatzanteil stieg von 23% im 2008 auf 26% an. Wir gehen mittelfristig weiterhin von einem zweistelligen Umsatzwachstum für das Segment Lüftungen aus.
Werden konventionelle Heizkörper künftig mal nur noch in Industrie- und Gewerbebauten verwendet werden?
Der Heizkörper hat in Geschäfts- und Wohnbauten erhebliche Zukunftspotenziale. Wir haben bereits einige Produkte auf den Markt gebracht, welche speziell in Verbindung mit Wärmepumpen optimale Wirkung erzielen. Die schnelle Reaktionszeit der Heizkörper bei wechselnden Bedingungen ? beispielsweise durch den Einfall von Sonnenstrahlen ? ist ein klarer Vorteil gegenüber den konventionellen trägen Fussbodenheizungen.
Welche möglicherweise besonders interessanten Produkte entwickeln Sie zur Zeit und bis wann wollen Sie damit auf den Markt?
Wir trimmen unsere Produkte und Systeme konsequent auf höhere Energieeffizienz. Gesundheit und Komfort sind weitere wichtige Elemente. Auf diesen Grundsätzen basieren unsere Neu- und Weiterentwicklungen bei den Heizkörpern und bei den Lüftungssystemen. Wir haben verschiedene interessante Lösungen in unterschiedlichen Entwicklungsstadien, welche zu gegebener Zeit kommuniziert werden.
«Aktionen beginnen erste Früchte zu tragen und die operative Marge hat sich bereits im zweiten Semester 2009 deutlich verbessert.»
Wie ist das zweite Halbjahr 2009 verlaufen?
Die Monate November und Dezember entwickelten sich weiterhin stabil. Die Zehnder Group erzielte 2009 einen Umsatz von 437 Mio. EUR, was knapp 4% unter dem Vorjahr liegt. Der Rückstand zumVorjahr hat sich in den letzten sechs Monaten leicht verringert.
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Gibt es bereits erste Eindrücke vom Start des Jahres 2010?
Unser Geschäftsjahr ist stark geprägt von den Monaten September bis November. Entsprechend ist es im ersten Semester schwierig, verlässliche Aussagen für das Gesamtjahr zu machen. Insgesamt gehen wir davon aus, dass das Jahr 2010 nochmals anspruchsvoller wird als das vergangene Jahr, weil unser Geschäft ausgesprochen spätzyklisch ist.
Im Jahr 2007 stellten Sie als mittelfristiges Ziel noch eine zweistellige EBIT-Marge in Aussicht. Das dürfte aber nun, nach 7,5 Prozent im ersten Halbjahr 2009, wohl noch einige Zeit dauern?
Wir haben bereits im 2008 begonnen, die strategische Ausrichtung der Zehnder Group leicht anzupassen. Ein wichtiger Schritt war beispielsweise der Ausstieg aus der Produktion der Aluminiumheizkörper, welche hohe Volumen bei tiefen Margen generierte. Weitere Massnahmen sind die Optimierung der Vertriebsstruktur und das Zusammenlegen von Produktionswerken. Diese Aktionen beginnen erste Früchte zu tragen und die operative Marge hat sich bereits im zweiten Semester 2009 deutlich verbessert. Entsprechend halten wir an dieser Zielsetzung fest.
«Ich baue meine Beteiligung kontinuierlich aus.»
Eine feste Gruppe aus dem Familienkreis hält die Stimmenmehrheit an der Zehnder Group. Welche Rolle spielen die übrigen Aktionäre für Sie?
Die kotierten Inhaberaktien umfassen 83% des Kapitals der Zehnder Group. Die Inhaberaktionäre sind somit die wichtigsten Eigenkapitalgeber und dementsprechend werden sie behandelt. Wir entwickeln unsere Kommunikation kontinuierlich weiter und erhöhen die Transparenz schrittweise ? immer aber unter dem Gesichtspunkt der langfristigen Gesamtinteressen.
Die Zehnder-Aktie hat an der SIX vergangenes Jahr ihren Wert verdoppelt und kostet jetzt gegen 1’500 CHF. Würden Sie das, auch im Mehrjahresvergleich, als angemessenes Niveau bezeichnen?
Das aktuelle Kursniveau spiegelt unser Zukunftspotenzial nur teilweise wider. Ich habe auch, als das Kursniveau im Juli 2007 auf 3’450 CHF lag, keine Aktien verkauft. Ich baue meine Beteiligung kontinuierlich aus.
Eigentümergeführten Firmen wird eine langfristigere Optik nachgesagt als von Angestellten gemanagten Firmen. Stimmt das Ihrer Erfahrung nach?
Unser Fokus liegt auf der nachhaltigen Entwicklung der Unternehmung, im Sinne der Aktionäre, der Mitarbeiter und unserer Partner. Wir sind seit bald zehn Jahren aktiv im Bereich der energieeffizienten Lüftungssysteme. Damals haben wir auf diesen Trend gesetzt und praktisch «auf der grünen Wiese» begonnen und erhebliche Mittel in die Entwicklung, Marketing und Verkaufsorganisation investiert. Heute sind wir in unserem Segment in Europa in einer führenden Marktposition und haben eine sehr starke Ausgangslage, um dies auch in 2020 zu sein ? nur wird dann der Markt um ein Vielfaches grösser sein. Würden wir uns durch kurzfristige Gewinnmaximierung leiten lassen, dann wären wir heute sicher nicht in dieser ausgezeichneten Situation.
Der Gesprächspartner:
Hans-Peter Zehnder wurde 1954 geboren. Er besuchte die Schulen in Gränichen und Aarau und studierte anschliessend an der Universität St. Gallen, wo er mit dem lic.oec. 1978 abschloss. Danach promovierte er und erlangte 1981 den Dr. oec. Seine erste Berufstätigkeit umfasste verschiedene Aufgaben bei Haenni & Cie, teils noch neben dem Studium. Anschliessend war er bei der Gebr. Bühler AG in Uzwil in der Finanzabteilung tätig. Dort verantwortete er die mittelfristige Unternehmensplanung und war persönlicher Assistent des Konzernleitungsmitgliedes Finanzen und Personal. 1985 trat er in die Gruppenleitung der Zehnder-Gruppe ein. Ab 1988 war er Spartenleiter Heizkörper und VR Mitglied der Zehnder Holding AG. Seit 1993 ist er Präsident des VR der Zehner Group AG und Vorsitzender der Gruppenleitung. Ausserdem hat er in verschiedenen anderen VRs Einsitz. Hans-Peter Zehner ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Das Unternehmen:
Zehnder Group entwickelt, produziert und verkauft Heizkörper und Lüftungssysteme. Die Produkte werden unter verschiedenen gut eingeführten Marken vertrieben. In den von ihr bearbeiteten Segmenten gehört Zehnder Group zu den Marktführern.Das wichtigste Absatzgebiet ist Europa. Daneben ist Zehnder Group aber auch in China und in Nordamerika tätig. Die Produkte werden in modernen Werken in Europa und in Übersee hergestellt. Weltweit beschäftigt Zehnder Group rund 2?900 Mitarbeitende. Die Inhaberaktien (Valor 235 293) sind an der SIX Swiss Exchange kotiert. Die nicht kotierten Namenaktien befinden sich im Besitz der Familien Zehnder oder ihnen nahe stehenden Personen.