Hanspeter Herger, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Thurgauer Kantonalbank
von Patrick Gunti
Herr Herger, Sie sind seit August 2007 Vorsitzender der TKB-Geschäftsleitung. Wie haben Sie die ersten Monate erlebt?
Hanspeter Herger: Als interessant und vielfältig. Dank der fundierten Einarbeitung durch meinen Vorgänger konnte ich mich rasch mit meiner Funktion vertraut machen.
Bereits seit Frühling 2007 konnten Sie sich bei der TKB mit der neuen Aufgabe vertraut machen. Haben sich Ihre Erwartungen, die Sie im Vorfeld hatten, bestätigt?
Ja, absolut. Die TKB ist eine gesunde und starke Kantonalbank, die im Thurgau ausgezeichnet verankert ist und über sehr kompetente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verfügt. Wir haben effiziente Strukturen und ein modernes Prozess- und Qualitätsmanagement, das ISO-zertifiziert ist. Während meiner Einarbeitung hatte ich Gelegenheit, über 250 Unternehmerinnen und Unternehmer aus dem Thurgau kennen zu lernen. Dabei habe ich gespürt, dass die TKB in der Wirtschaft gut verankert ist und ein sehr gutes Image geniesst.
Der Bankrat und die Geschäftsleitung haben im Herbst eine Überprüfung der Strategie der TKB vorgenommen. Mit welchem Resultat?
Die TKB ist strategisch gut unterwegs, das zeigen die Erfolge der letzten Jahre. Wir wollen auch in Zukunft auf unseren Stärken aufbauen und die Nähe zu unseren Kunden gezielt pflegen. Grundlegende Kurskorrekturen sind nicht notwendig, dennoch wollen wir in gewissen Bereichen Akzente setzen.
Sie wollen die Ertragsstruktur des TKB auf eine breitere Basis stellen. Was wollen Sie ändern?
Der Anteil des indifferenten Geschäfts am Betriebsertrag macht heute rund 30 Prozent aus. In den nächsten fünf Jahren wollen wir diesen auf 35 bis 40 Prozent erhöhen. Das heisst aber nicht, dass wir das klassische Zinsdifferenzgeschäft vernachlässigen.
«…ich habe gespürt, dass die TKB in der Wirtschaft gut verankert ist und ein sehr gutes Image geniesst.» (Hanspeter Herger, CEO TKB)
Sie wollen auch das Private Banking forcieren – welche Pläne verfolgen Sie?
Im Private Banking, im Anlage- und Vermögensverwaltungsgeschäft für Private und institutionelle Kunden, setzen wir in erster Linie auf organisches Wachstum. Wir sind überzeugt, dass das Potenzial noch nicht ausgeschöpft ist. Als flankierende Massnahme können wir uns auch vorstellen, unser Anlagevolumen durch eine sinnvolle Akquisition zu steigern. Dieses Thema wollen wir aber mit Bedacht angehen und sorgfältig prüfen.
Wie präsentiert sich die Konkurrenzsituation für Ihre Bank?
Die TKB ist klare Marktführerin im Thurgau. Im KMU-Bereich beträgt unser Marktanteil fast 70 Prozent. Diese starke Stellung wollen wir halten. Wie andere Banken sehen auch wir uns einem harten Wettbewerb ausgesetzt, in dem in den letzten Jahren auch neue Anbieter wie Versicherungen oder die Post aufgetaucht sind. Im Privatkundenbereich ist der Konkurrenzdruck besonders gross. Im Firmenkundengeschäft haben sich die Grossbanken in den letzten Jahren wieder als ernst zu nehmende Mitbewerber zurückgemeldet.
Wie setzt sich die TKB im Wettbewerb um Hypothekarkunden von den Grossbanken ab, die immer mehr Marktanteil erreichen?
Wir setzen auf unsere lokale Verankerung, auf Vernetzung und gelebte Kundennähe. Keine andere Bank im Thurgau kennt den Hypothekarmarkt so gut wie wir. Jede zweite Hypothek wird durch die TKB finanziert. Unsere Kunden profitieren von Beratung aus einer Hand und einem persönlichen Service. Unsere Beraterinnen und Berater in den Bankstellen sind mit Kreditkompetenzen ausgestattet. So können wir Entscheide rasch fällen.
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Die TKB betreibt derzeit im Kanton 30 Filialen. Wird sich daran etwas ändern?
Unser dichtes Bankstellennetz deckt den ganzen Thurgau ab. Diese starke physische Präsenz ist ein Zeichen unserer Kundennähe. Daran wollen wir nichts ändern.
Im August 2008 soll die neue Informatik-Plattform Avaloq eingeführt werden. Welche Bedeutung hat das Projekt für die TKB?
Die neue IT-Plattform ist für uns von strategischer Bedeutung. Wir wollen damit unsere Informatikkosten nachhaltig senken und unsere Prozesse effizienter gestalten. Weil es sich bei Avaloq um eine moderne Marktlösung handelt, ist die IT-Plattform auch eine wertvolle Basis für Kooperationen, beispielsweise im Verarbeitungsbereich.
Sind die Arbeiten im Fahrplan?
Ja, das Projekt ist auf Kurs. Es handelt sich um eines der grössten Projekte, das die TKB je realisiert hat. Die Einführung ist auf Anfang August 2008 geplant. Die Vorbereitungen dafür laufen auf Hochtouren.
Wir wollen mit der neuen IT-Plattform unsere Informatikkosten nachhaltig senken und unsere Prozesse effizienter gestalten. (Hanspeter Herger, CEO TKB)
Die ersten neun Monate des Geschäftsjahres 2007 verliefen für die TKB erfolgreich. Von welchem Ergebnis gehen Sie für das Gesamtjahr aus?
Trotz des harten Wettbewerbs werden wir für 2007 erneut ein sehr gutes Ergebnis erzielen. Der Bruttogewinn dürfte die Rekordmarke des Vorjahres sogar noch übertreffen. Das Jahresergebnis 2007 geben wir im Februar 2008 bekannt.
Mit welchen Wünschen sind Sie ins neue Jahr gegangen?
Ich wünsche mir, dass die TKB auf ihrem Erfolgspfad einen weiteren Schritt vorwärtskommt und weiterhin auf das Vertrauen der Kunden und das Engagement der Mitarbeitenden zählen darf.
Herr Herger, besten Dank für das Interview.
Zum Unternehmen
Mit rund 730 Mitarbeitenden und einer Bilanzsumme von über 15 Milliarden Franken zählt die Thurgauer Kantonalbank (TKB) zu den zwanzig grössten Banken in der Schweiz. Unter den Kantonalbanken ist sie die Nummer neun. Das gesamtbankweit ISO-zertifizierte Finanzinstitut ist die Thurgauer Marktführerin und offeriert umfassende Leistungen für Private, KMU und die öffentliche Hand. Die Bank ist eine öffentlich-rechtliche Anstalt und gehört zu 100 Prozent dem Kanton Thurgau. Den gesetzlich verankerten Leistungsauftrag zugunsten einer starken Wirtschaft nimmt die TKB verantwortungsvoll wahr.
Zu Hansperter Herger (Jahrgang 1960)
2004 bis 2006
Basler Kantonalbank, Basel, Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter Bereich Kommerzkunden (Firmenkunden- und Hypothekargeschäft)
seit Dez. 2005 stellvertretender Direktionspräsident und Mitglied der Konzernleitung (Basler Kantonalbank und Bank Coop)
1998 bis 2004
Credit Suisse, Zürich, Managing Director/Leiter Credit Portfolio Management
1994 bis 1998
UBS, Zürich, Leiter Exportfinanzierungen
1990 bis 1994
Schweizerische Bankgesellschaft, Zürich, New York, Sydney – Internationales Kommerzgeschäft, Projektfinanzierungen
1987 bis 1990
Schweizerische Bankgesellschaft, Zürich, Ausbildungsteam Kommerz