Hansueli Loosli, Vorsitzender der Geschäftsleitung Coop
von Patrick Gunti
Herr Loosli, zusammen mit den vier Mitgliedern der Allianz Coopernic (Coop, Colruyt, Conad, Rewe, Leclerc) wagt Coop einen ersten Schritt ins Ausland und übernimmt 80 % der litauischen Einzelhandelskette IKI. Warum Litauen, warum IKI?
Die IKI-Gruppe steht für innovatives Unternehmertum. Die Gruppe ist in sehr kurzer Zeit zur Nummer drei im baltischen Detailhandel geworden. Im laufenden Jahr ist die Kette gut 20% gewachsen und sie ist sehr rentabel.
Was hat Coop zu diesem Schritt ins Ausland bewogen?
Wir haben den Schritt schon seit einiger Zeit geplant. Allerdings war immer klar, dass wir ihn nicht alleine machen werden. Coopernic bietet eine ideale Plattform für diesen Schritt
Coop gewinnt mit diesem Engagement wertvolles Know-how im internationalen Handel – in welchem Zeithorizont und in welchem Umfang ist mit weiteren internationalen Aktivitäten resp. Übernahmen im Ausland zu rechnen?
Weitere Schritte sind durchaus möglich, allerdings sind diese heute noch nicht bekannt. Aber lassen Sie sich überraschen.
Coopernic wurde im Februar 2006 gegründet – haben sich Ihre Erwartungen erfüllt, welche Vorteile konnte Coop aus der Zusammenarbeit erzielen?
Die Zusammenarbeit ist gut. Bereits heute nach 18 Monaten kann man sagen, dass sich die Kooperation lohnt. Wäre die Zusammenarbeit nicht sehr erfreulich, hätten wir kaum noch weitere Schritte, wie die gemeinsame Beteiligung an der IKI-Gruppe, unternommen.
Inwieweit profitiert der Konsument davon – welchen Warengruppen verhilft Coopernic zu tieferen Preisen?
10% aller Preisabschläge 2007 im Coop-Sortiment konnten auf Grund der Einkaufsverbundsvorteile realisiert werden.
Die Wettbewerbskommission hat die Übernahme von Fust durch Coop mit zwei Auflagen gebilligt worden. Was bedeutet dieser Schritt für Coop?
Die Weko hat bestätigt, dass der Markt im Haushaltwaren- und Unterhaltungselektronikbereich spielt. Das ist wichtig für uns. Fust ist eine sinnvolle Ergänzung zum heutigen Coop-Gesamtangebot.
Die Weko hatte im Bereich Kleinhaushaltgeräte Bedenken: Coop darf keine Exklusivitätsabsprachen mit Lieferanten treffen und Fust muss in diesem Segment eine eigenständige Sortiments-, Preis- und Aktionspolitik betreiben. Welche Folgen haben diese Einschränkungen?
Diese Auflagen sind für uns nicht gravierend, weil Fust ohnehin als eigenständiger und unabhängiger Kanal weitergeführt wird.
Welches Synergiepotenzial bringt die Übernahme mit sich?
Im Bereich der Beschaffung, der Werbung sowie beim Reparaturservice und der damit verbundenen Logistik gibt es ein Synergiepotential. Wir gehen davon aus, dass wir an die 20 – 30 Mio. Franken Einsparungen jährlich realisieren können und somit unsere Preise noch attraktiver gestalten können.
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Wie wird Fust weiter geführt und was passiert mit dem Bereich Unterhaltungselektronik, der bei Fust nur einen kleinen Anteil ausmacht?
Fust wird genau wie bis anhin weitergeführt. Sie kann allerdings vom Overhead der Coop, wie etwa in der Werbung und in der Coopzeitung profitieren.
«Das Geschäftsjahr 2007 ist ein bemerkenswert gutes Jahr.» (Hansueli Loosli)
Die Weko beschäftigt sich derzeit noch mit einer anderen Coop-Akquisition, derjenigen der 12 Carrefour-Märkte in der Schweiz. Die Weko scheint nach einer vorläufigen Prüfung Vorbehalte betreffend einer kollektiv marktbeherrschenden Stellung auf dem Detailhandelsmarkt zu haben. Ihre Stellungnahme?
Eine vertiefte Überprüfung durch die Weko haben wir erwartet. Was den Entscheid anbelangt, sind wir zuversichtlich. Die Weko hat der Übernahme von Denner durch Migros zugestimmt. Denner hat einen bedeutend grösseren Marktanteil als Carrefour Schweiz. Von Migros wurden über 300 Denner-Läden übernommen, Coop möchte 12 grosse Carrefour Läden kaufen.
Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen – können Sie bereits eine Bilanz über das Geschäftsjahr 2007 ziehen?
Das Geschäftsjahr 2007 ist ein bemerkenswert gutes Jahr. Das haben wir der guten Konjunktur und dem unermüdlichen Einsatz aller unser Mitarbeitenden zu verdanken.
Welche Erwartungen haben Sie für das kommende Jahr?
Mit 2% Wachstum und zusätzlichen Kunden wären wir zufrieden.
Herr Loosli, wir bedanken uns für das Interview und wünschen Ihnen schöne Feiertage.
Zum Unternehmen
Coop ist das zweitgrösste Detailhandelsunternehmen in der Schweiz. Coop beschäftigt über 47’000 Mitarbeitende, betreibt über 1’500 Verkaufsstellen und erzielt einen jährlichen Umsatz von rund 15,5 Milliarden Franken. Coop ist rechtlich eine einzige, landesweite Genossenschaft. Organisatorisch gliedert sie sich in fünf dezentral geführte Verkaufsregionen und die national gesteuerten Tradingformate. Coop führt verschiedenste Verkaufsformate aus den Bereichen Food, Non Food und Dienstleistungen und bietet einen Mix aus Markenartikeln, Eigenmarke und Kompetenzmarken wie Coop Naturaplan. Zahlreiche Produkte der Coop Eigenmarke stammen aus eigenen Produktionsbetrieben.
Kurzportrait Hansueli Loosli (Jahrgang 1955):
Ausbildung:
1971 – 74 Kaufmännische Berufsschule in Baden, Abschluss Diplom; parallel dazu Lehre bei Volg, Würenlos
1982 Eidg. Buchhalterdiplom
1983 Controller Lehrgang III
1984 – 91 diverse Ausbildungskurse: Marketing, Rhetorik, Entscheidungs- bzw. Problemanalyse
1992/93 St. Galler Executive Management Programm
Berufliche Laufbahn:
1974 – 78 Huba-Control AG, Würenlos: Hauptbuchhalter
1978 – 79 Intertest AG, Baden: Revisionsassistent
1979 – 82 BBC AG, Baden: Leiter Treuhandabteilung
1982 – 85 Mövenpick Produktions AG, Adliswil:Controller, stv. Direktor
1985 – 92 Waro AG, Volketswil, zuletzt als Geschäftsführender Direktor
1992 – 96 Coop Schweiz, Wangen, Direktor Warenbeschaffung Non Food und gleichzeitig
1992 – 97 Coop Zürich, Zürich, Geschäftsführender Direktor
1997 – 2000 Coop Schweiz, Basel, Vorsitzender der Geschäftsleitung und der Coop-Gruppenleitung
seit 2001 Coop, Basel,Vorsitzender der Geschäftsleitung Coop per 1. Juni zusätzlich Leiter der Direktion Retail