Die Swiss soll kein weiteres Bundesgeld erhalten: Dies haben FDP, SVP und CVP am Dienstag bekräftigt. Die Zürcher Regierung bedauert den grossen Verlust an Arbeitsplätzen, Touristikexperten beurteilen die Zukunft der Swiss weiterhin skeptisch.
Für den massiven Stellenabbau muss Swiss harsche Kritik einstecken. (keystone)
Die Swiss International Air Lines soll keine weiteren Finanzspritzen des Bundes mehr erhalten: Diese Position haben FDP, SVP und CVP am Dienstag bekräftigt. FDP und SVP winkten auch bei der Exportrisikogarantie ab. Die SPS erachtet die Restrukturierung als notwendig und überfällig. Sie fordert für das betroffene Personal einen Sozialplan. Der Swiss-Führung und dem Verwaltungsrat wirft die SP gravierende Fehler vor.
Keine neuen Geldspritzen
Einer der gravierendsten sei die Ablehnung des Luftlärm-Staatsvertrags mit Deutschland. Mit ihrer sturen Haltung zum Staatsvertrag nähmen Swiss, die Flughafenbetreiberin Unique, die bürgerliche Mehrheit im eidgenössischen Parlament und die Zürcher Regierung das Ende der Airline in Kauf. Die FDP hält die Restrukturierung ebenfalls für unumgänglich, wie ihr Sprecher Christian Weber betonte. Der Schritt erfolge zu spät, der Verwaltungsrat sei jetzt zu drastischen Massnahmen gezwungen. Neue Geldspritzen des Staates sind für die FDP kein Thema. Die Wirtschaft müssen entscheiden, ob es die Swiss für Zürich und das Mittelland brauche.
SVP: «Swiss-Lüge» aufgeflogen
Die SVP teilte mit, die «Swiss-Lüge von FDP, SP und CVP» sei aufgeflogen. Diese Parteien hätten dem Volk weis gemacht, mit zwei Milliarden Franken lasse sich ein radikaler Schnitt im Flugverkehr verhindern. Die SVP erhalte nun mit ihrer Ablehnung der Swiss-Kredite Recht.Mit der Restrukturierung der Schweizer Airline schlägt erneut die Stunde der Aviatik-Experten. In einer kleineren Swiss-Flotte ortet Thorsten Ramm vom deutschen Magazin «Touristik-Report auch Chancen: «Die Swiss passt nun besser in eine Allianz.» Vor allem die British Airways dürfte damit einem Beitritt der Schweizer zur Allianz «OneWorld» weniger ablehnend gegenüberstehen, da es weniger Überschneidungen gäbe. Experte: «Abbau Folge von Geburtsfehler»
Airline-Experte und Journalist René Lüchinger geht mit der Swiss härter ins Gericht und wirft dem Management Beschönigung vor. Die Swiss unterhalte ein viel zu grosses Europanetz mit schlechter Profitabilität. Der überfällige Abbau sei die Folge der Geburtsfehler der Swiss. Eine Strategie müsse aber so ausgelegt sein, dass ein Unternehmen auch eine Konjunkturdelle übersteht. Die Krise der Swiss gründe nicht nur auf der schlechten Weltkonjunktur, der Lungenentzündung Sars oder dem Irak-Krieg.Lombard: Restrukturierung halbherzig
Auch Marc Vifian, Analyst der Bank Lombard Odier Darier Hentsch, ist skeptisch. So habe die Swiss oder die geplante Swiss Express keine Kostenstruktur, die es erlaube, den Kampf gegen Billigflieger aufzunehmen. Die jüngste Restrukturierung bezeichnet er als halbherzig. Optimistisch ist hingegen Oliver Sutton, Chefredaktor der englischen Fachzeitschrift «Interavia»: «Die Swiss hat die Mittel, um Erfolg zu haben.» Der Swiss bleibe nichts anderes übrig, als Billigflieger wie Easyjet zu konkurrenzieren. Allerdings dürfte es nicht einfach sein, die Billigpreis- und die Qualitätsangebote unter einen Hut zu bringen.Zürcher Regierungsrat bedauert
Die Zürcher Volkswirtschaftsdirektion mit ihrem Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA) nimmt den Entscheid der Swiss zur Kenntnis. Sie bedauert den grossen Verlust an Arbeitsplätzen sehr. Der Entscheid sei aber richtig, um die Zukunft der Swiss und eines angemessenen Lufttransportsystems der Schweiz zu erhalten. Der Abbau der Langstreckenflotte werde negative Auswirkungen auf die Schweizer Volkswirtschaft und den Wirtschaftsraum Zürich haben. (awp/scc/hoa)