Philipp Cottier, Vorsitzender des Hedgefonds-Ausschusses der SFA, sprach von einem Kommunikationsdesaster für die Branche. Viele der zahlreichen negativen Schlagzeilen über Hedgefonds in den letzten Monaten seien nicht gerechtfertigt, sagte Cottier. Denn Hedgefonds hätten die Krise nicht ausgelöst. Im Gegenteil, sie hätten die Finanzmärkte noch mit Liquidität versorgt.
20 % des Kapitals zurückgezogen
Weltweit hat die Hedgefonds-Branche durch die Finanzkrise erhebliche Einbussen erlitten. Es müsse davon ausgegangen werden, dass seit dem Sommer bis zu 20% des in Hedgefonds angelegten Kapitals zurückgezogen wurde, sagte Cottier. «Die Branche ist sich solche Bewegungen nicht gewohnt.»
Wertverluste von 8,8 % allein im 3. Quartal 2008
Nebst den Abflüssen hätten die Hedgefonds alleine im dritten Quartal 2008 durchschnittlich auch Wertverluste von 8,8% hinnehmen müssen. Dieser Einbruch sei etwa vergleichbar mit jenem 1998, so Cottier. Damals belastete die Russlandkrise und der Untergang des LTCM-Hedgefonds die Branche.
Cottier: Hedgefonds halten sich besser als die Banken
Dass gewisse Hedgefonds durch die Krise in arge Not geraten sind, vor allem jene mit einem hohen Fremdkapitalanteil, stritt Cottier nicht ab. Er strich aber hervor, dass die Hedgefonds verglichen mit den Banken sich viel besser hielten und auch keine staatlichen Hilfen benötigten.
Gestärkt aus der Krise hervorgehen
Langfristig geht Cottier davon aus, dass die Krise die Hedgefondsbranche stärkt. Denn einerseits würden nun Fonds mit schwachen Strategien vom Markt verschwinden. Andererseits dürften Hedgefonds die Finanzmärkte inskünftig noch stärker dominieren, da die Konkurrenz durch die Investment Banken im Handel abnehme.
Kein grundsätzliches Veto gegen schärfere Regulierungen
Gegen eine auf politischer Ebene diskutierten schärfere Regulierung widersetzen sich die Hedgefonds laut SFA-Chef Den Otter nicht grundsätzlich. Regulierung, die zu mehr Transparenz und einen besseren Anlegerschutz beitragen würden, unterstütze man. Die Regulierung müsse aber bei den Managements und nicht bei Fonds ansetzen. Gegen zu starke Einschränkungen wehrt sich die SFA allerdings. So wurde an der Medienkonferenz am Donnerstag darauf hingewiesen, wie wichtig etwa Leerverkäufe für die Liquidität auf den Kapitalmärkten sei.
Leerverkäufe, also der Verkauf von Wertschriften oder Rohstoffen, die sich gar nicht im Besitz des Verkäufers befinden, sind ein wichtiges Tätigkeitsfeld für Hedgefonds. Für die Aktien von Banken und Versicherungskonzernen wurden in der Schweiz solche Leerverkäufe im Zuge der Finanzkrise aber vorübergehend verboten. (awp/mc/pg/28)