Heino von Prondzynski, VR-Präsident BB Medtech
Von Helmuth Fuchs
Moneycab: Herr von Prondzynski, einer der wesentlichen Gründe, dass der Verwaltungsrat das Umtauschangebot der Vontobel Beteiligungen unterstützt ist der seit Dezember 2000 immer vorhandene substantielle (bis über 30%) Abschlag der Aktie zum inneren Wert des Portfolios. Glaubten die Aktionäre nicht an eine nachhaltige Leistung des Bellevue Asset Managements oder wie erklären Sie sich diesen Abschlag und wieso ist es nicht gelungen, diesen Abschlag massiv zu vermindern oder sogar in eine Prämie zu verwandeln?
Heino von Prondzynski: Die Discount-Thematik ist fast so alt wie die BB Medtech. Leider ist es weder durch Rückkaufprogramme, noch durch eine attraktive Dividendenpolitik gelungen, den Discount auf ein akzeptables Niveau zu bringen. Die Entwicklung des Aktienkurses der BB Medtech ist seit der Neustruktur am 1.1.2000 deutlich über den Vergleichsindizes Dax oder SMI gelegen.
«Ich glaube nicht, dass börsenkotierte Beteiligungsgesellschaften ein «Auslaufmodell» sind. BB Medtech und BB Biotech sind sehr erfolgreiche Beispiele hierfür. Einzig das Thema Discount ist schwierig zu lösen.» Heino von Prondzynski, VR-Präsident BB Medtech
Der Net Asset Value (NAV) von BB Medtech hat sich seit dem 1.1.2000 jährlich um 9.7% gesteigert, der Aktienkurs im gleichen Zeitraum jährlich um 7.8%. Wäre das für eine Weiterführung der BB Medtech in der alten Form nicht eine genügende Performance gewesen?
Die Perfomance der BB Medtech lag, wie gesagt, immer deutlich über den Vergleichsindizes und ist auch in jüngster Vergangenheit, mit Ausnahme des ersten Quartals 2008 (Auswirkung Nobel Schwäche), immer besser als die Vergleiche gewesen. Das Thema Performance hat den VR nicht veranlasst, diese Möglichkeit zu suchen. Es ist einzig und allein das Thema Discount.
Adrian Hagenbach vom Corporate Finance der Bank Vontobel glaubt, dass börsenkotierte Beteiligungsgesellschaften wie die BB Medtech AG heute ein Auslaufmodell sind, da sie meist mit einem Abschlag zum NAV handelten. Teilen Sie diese Beurteilung und weshalb haben Sie bei der BB Medtech nicht schon früher eine neue Lösung gesucht?
Ich glaube nicht, dass börsenkotierte Beteiligungsgesellschaften ein «Auslaufmodell» sind. BB Medtech und BB Biotech sind sehr erfolgreiche Beispiele hierfür. Einzig das Thema Discount ist schwierig zu lösen. Die Erfahrung eines VR, der sich aus internationalen Industrieexperten zusammen setzt, zusammen mit dem Managementteam, hat sich bei beiden Gesellschaften bewährt.
«Der VR ist überzeugt, eine gute Lösung des Themas «Discount» für die Aktionäre gefunden zu haben. Dies wurde in Einzelgesprächen auch bestätigt.»
Die Transaktion kommt auch den bisherigen Aktionären zugute, da bei der Umwandlung in einen Fonds zumindest in der Schweiz keine Steuern fällig werden und der Abschlag auf 3.9% verringert wird (von aktuell über 13%). Wie viele BB Medtech Aktien besitzen Sie selbst und wie war bisher die Reaktion der Aktionäre auf das Umtauschangebot?
Die Anzahl der von mir gehaltenen Aktien steht im gerade veröffentlichten Halbjahresbericht (23 482 Aktien per 31. März 2009, Anmerkung der Redaktion). Ich weiss, dass grosse Aktionäre schon Ihre Aktien angedient haben. Der VR ist überzeugt, eine gute Lösung des Themas «Discount» für die Aktionäre gefunden zu haben. Dies wurde in Einzelgesprächen auch bestätigt.
Auch nach der Umwandlung der BB Medtech AG in einen Aktienfonds luxemburgischen Rechts soll die Bellevue Asset Management AG als Verwalterin des Fonds tätig sein. Weshalb soll jetzt mit der gleichen Verwalterin besser funktionieren, was zuvor nicht zum Erfolg geführt hat?
Hier muss ich vehement widersprechen. Das Managementteam der Bellevue Asset Management hat sehr erfolgreiche Arbeit seit Start der Gesellschaft geleistet. Es wird dies, personell weiter verstärkt auch mit dem BB Medtech Lux Fund tun.
In der BB Medtech hat der Verwaltungsrat, dem Sie angehören, die Entscheidungskompetenz für das Management des Portfolios inne gehabt. Im neuen Fonds wird dies nicht mehr der Fall sein. Wie wird sich Ihre Rolle in Zukunft gestalten?
Der VR wird mit Annahme des Umtauschangebots geschlossen zurücktreten und beendet damit seine Tätigkeit. Ob das Fachwissen zu einem späteren Zeitpunkt über ein Scientific Committee genutzt wird, bleibt abzuwarten. Ich persönlich habe über meine Aufsichtsratsmandate wie beispielsweise bei Royal Philips Electronics in Amsterdam, bei Qiagen in Venlo, bei Hospira in Chicago viele interessante Aufgabenstellungen, die mich neben meinem Hauptberuf als Grossvater fordern.
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Der Luxemburgische Fonds wird neu 30-40 Titel umfassen, während Sie bei der BB Medtech sehr bewusst die Anzahl der Titel bei 10-15 hielten, um die Firmen umfassend analysieren und auch aktiv begleiten zu können. Wie wollen Sie sicherstellen, dass die angestrebte Qualität bezüglich Firmen und Management der Beteiligungen mit einer Verdoppelung der Titel aufrecht erhalten werden kann?
Das Team bei der Bellevue Asset Management wird noch verstärkt und somit in die Lage versetzt, mehr Analysen mit der gleichen Qualität durchzuführen. An der Grundausrichtung der Strategie wird sich nichts ändern. Allerdings fällt die Industrieerfahrung der VR Mitglieder weg, die sicher nicht zu unterschätzen war. Ehemalige Top- Manager schauen nun einmal anders auf die Qualität von Unternehmensführung und in Produktionsstätten hinein.
«Die Anlagestrategie wird vom Management des Funds, der Bellevue Asset Management, bestimmt. Diese richtet sich aber auch in Zukunft an der bisherigen erfolgreichen Strategie der BB Medtech AG aus.»
Der Abschlag am Stichtag (geplant ist der 18.09.2009) von 3.9% zum inneren Wert, den die Vontobel Beteiligungen AG für sich fordert, ist im Vergleich mit anderen Transaktionen und vor allem mit dem bisherigen Abschlag der BB Medtech AG eher moderat. Dennoch sind über 20 Millionen Franken für die Abwicklung der Transaktion viel Geld. Wie beurteilen Sie die Höhe des Abschlags?
Sie sagen selbst, dass der Abschlag moderat ist. In der Fairness-Opinion von KPMG wird festgehalten, dass dieser Abschlag deutlich unter dem Durchschnitt vergleichbarer Transaktionen liegt.
Per 30. Juni 2009 war die BB Medtech zu 71% investiert. Was geschieht im neuen Fonds mit den liquiden Mitteln (145 Millionen CHF) und wer bestimmt über die Anlagestrategien im neuen Fonds?
Der gesamte Wert der BB Medtech geht bei Annahme des Übernahmeangebots auf den Fund über. Die Anlagestrategie wird, wie schon gesagt, vom Management des Funds, der Bellevue Asset Management bestimmt. Diese richtet sich aber auch in Zukunft an der bisherigen erfolgreichen Strategie der BB Medtech AG aus. Wie gesagt, die Perfomance ist immer besser gewesen, als Vergleichsindizes.
Neu wird bei den Gebühren noch eine Gesamtbelastung von 1.7% in Rechung gestellt. Was auf den ersten Blick als Senkung gegenüber der aktuellen Regelung erscheint, ist für die BB Medtech eigentlich eine Verbesserung. Heute sind 0.40% Management Fee plus eine Performance Fee fällig. Im 2008 beliefen sich die Belastungen auf 1.06%. Wie beurteilen Sie die künftigen Kosten für die Anleger?
Die durchschnittlichen Kosten für die Aktionäre lagen in den letzten 5 Jahren bei ca. 2,2%. Damit ergibt sich schon eine Reduktion für zukünftige Fund- Eigentümer.
Ein Nebeneffekt der Krise ist, dass grosse Pharmaunternehmen sich kleine Firmen vor allem aus den Bereichen Life Science, Med- und Biotech einverleiben, um von der Innovation und Geschwindigkeit dieser Kleinunternehmen zu profitieren. Welchen Einfluss hat das Ihrer Meinung nach auf den Gesamtmarkt und Ihre Möglichkeiten, sich an noch nicht so bekannten Firmen zu beteiligen?
Phantasie aus M&A Stories wird den Markt sicher beleben. Trotzdem gibt es auch weiterhin die Möglichkeit, «unentdeckte Perlen» zu finden. Viele der erfolgreichen Beteiligungen der BB Medtech AG gehen auf Ideen aus VR und Management zurück.
Sie haben nach Ihrer Karriere bei Roche den Wohnsitz ins Klosterdorf Einsiedeln verlegt und engagieren sich unter anderem für die Sanierung des Klosterplatzes und weitere kulturelle Anliegen des Klosters. Welche ethischen Werte sind für Sie im Berufsleben, zum Beispiel bei Investitionsentscheiden, unerlässlich?
Aus dem aktiven Berufsleben bin ich seit 3 Jahren ausgeschieden. Nach Einsiedeln bin ich aber schon 2005 gezogen. Es ist schön, dass ich hier gerade auch mit dem Engagement für das Kloster die Möglichkeit habe, etwas von dem Glück, das ich bisher erleben durfte, zurückzugeben. In meinem ganzen Berufsleben hat mich ein Thema stark bestimmt, das Vertrauen in den Menschen, in den Einzelnen, aber auch in die Kraft von Teams. Investitionsentscheidungen habe ich viele treffen dürfen, zuletzt eine Investition von mehreren hundert Millionen Franken, ganz in der Nähe, für den grossen Ausbau von Roche in Rotkreuz. Wichtig war mir dabei, Arbeitsplätze in der Schweiz zu sichern und viele neue zu schaffen. Es ist sehr befriedigend, dies jetzt dort wachsen zu sehen.
Zum Schluss des Interviews haben Sie noch zwei Wünsche frei. Wie sehen diese aus?
Über private Wünsche sollte man nicht reden; für Einsiedeln und das Kloster wünsche ich mir eine zügige Umsetzung des grossen Projekts Klosterplatz und natürlich damit verbunden einen regen «Verkauf» von Klosterplatzstücken.
Der Gesprächspartner
Heino von Prondzynski, Präsident des Verwaltungsrates der BB Medtech (2008, im VR seit 2006)
2009 – dato Hospira, Mitglied des Aufsichtsrats
2009 – Caridian BCT, Mitglied des Aufsichtsrats
2007 – dato Philips, Mitglied des Verwaltungsrates
2007 – dato Epigenomics, Berlin Mitglied des Verwaltungsrates
2007 – dato Qiagen Mitglied des Verwaltungsrates
2006 – dato BB MEDTECH AG, Schaffhausen Mitglied des Verwaltungsrates
2000-2006 F. Hoffmann-La Roche AG, Mitglied der Konzernleitung und CEO Division Roche Diagnostics
1998 – 2000 Chiron Corp., Emeryville/USA President Division Vaccines
1996 – 1998 Chiron Behring GmbH, Marburg General Manager und CEO, zusätzlich Amministratore Delegato und CEO Chiron Vaccines in Siena/Italien
1991 – 1996 Bayer Diagnostics, München General Manager
1988 – 1991 Bayer Brazil General Manager Health Care Sector
1985 – 1988 Bayer AG, Leverkusen General Manager Pharmaceutical and Diagnostics Business in Österreich
1976 – 1985 Troponwerke, Köln Sales Representative und Marketing Manager
Über BB Medtech
Die Beteiligungsgesellschaft BB MEDTECH AG wurde im November 1995 in Schaffhausen (Schweiz) gegründet. Sie beteiligt sich an Gesellschaften im Wachstumsmarkt Medizinaltechnologie. Die Namenaktien der BB MEDTECH sind an der Schweizer Börse und in Deutschland notiert.
Im Rahmen des freundlichen, öffentlichen Umtauschangebotes unterbreitet die Vontobel Beteiligungen AG den Aktionären der BB MEDTECH AG pro Namenaktie einen Anteil des BB MEDTECH (Lux) Fonds. Die Angebotsfrist für das öffentliche Umtauschangebot wird vom 24. Juli bis zum 21. August 2009 (16 Uhr) dauern.