von Patrick Gunti
Herr Baum, nach einem Verlust von 2,7 Mio. Franken im Vorjahr resultierte im Geschäftsjahr 2005/06 ein Gewinn von 6,5 Mio. Franken für die Loeb-Gruppe. Auf welche Hauptkriterien ist der Umschwung zurückzuführen?
Die Ertragssteigerung ist auf die im letzten Geschäftsjahr eingeleitete umfassende Neuausrichtung des Warenhausbereichs und auf die sehr guten Ergebnisse bei Bayard Wartmann zurückzuführen.
Dennoch war der Gesamtumsatz erneut rückläufig (- 5.1 %) und beträgt noch 202.6 Mio. Franken. Ist dieses Resultat einzig die Folge der Schliessung des Warenhauses in Freiburg?
Es sind mehrere Gründe: Vor allem die Schliessung des Warenhauses in Fribourg, die Verkleinerung der Verkaufsfläche in Solothurn und die schwierige Entwicklung im Autohandel, wo wir mit smart tangiert sind.
«Das gesamte Angebot wird vollständig überarbeitet und wo nötig neu bestimmt.»
Heinz Baum, CEO Loeb
Sie haben das Konzept «Loeb von morgen» vorgestellt. Im Zentrum steht die systematische Anpassung des Unternehmens an die sich wandelnden Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden. Wie setzen Sie dieses Vorhaben um?
Bei der Loeb AG, also im Warenhausbereich, sind folgende Schwerpunkte zu nennen: Das gesamte Angebot ? Waren und Dienstleistungen ? wird vollständig überarbeitet und wo nötig neu bestimmt. Es werden komplette Module definiert und danach festgelegt, in welcher Filiale welches Modul integriert werden soll. Auch die Innengestaltung unserer Häuser ? Durchgänge, Warenpräsentation usw. – wird überprüft und neu gestaltet. Im Sommer beginnt die erste Phase des Umbaus im Hauptgeschäft Bern mit der Neugestaltung der Schaufenster und Eingänge. Sukzessive wird das ganze Haus erneuert. Der Umbau wird Ende 2008 abgeschlossen sein.
Erlebnisshopping ist derzeit voll im Trend ? geht dahin auch der geplante Umbau Ihres Flagschiffs ? dem Loeb-Warenhaus in Bern? Wie wird sich Loeb nach dem Umbau präsentieren?
Als attraktives, grosszügiges, übersichtliches Warenhaus, das sowohl dem unter Zeitdruck stehenden wie auch dem erlebnisorientierten Kunden einen optimalen Service und ein Einkaufsvergnügen bietet.
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Der Umbau wird in den nächsten zwei Jahren zwangsläufig erneut zu Umsatzeinbussen führen. In welchem Rahmen werden sich diese bewegen?
Eine Voraussage dazu ist nicht möglich. Mit einem aktiven Umbaumarketing werden wir einen Umsatzverlust zwar nicht voll auffangen, aber sicher stark reduzieren können.
Mit einer Eigenkapitalquote von fast 74 % wird Loeb den Umbau aus eigenen Mitteln finanzieren können. Welche Kosten sind für den Umbau budgetiert?
Die Planung ist noch nicht abgeschlossen; doch werden sich die Gesamtkosten voraussichtlich auf 30 bis 40 Mio. Franken belaufen.
Wie sieht es mit den anderen Loeb-Standorten aus. Werden diese ebenfalls an das neue Konzept angepasst?
Ja, auch die anderen Häuser werden sukzessive umgestellt.
Erlebnisshopping mit guten Parkplatzmöglichkeiten geht immer mehr an die Peripherie der Städte. Sie haben in Bern mit dem Wankdorf-Center und ab Herbst 2008 mit Westside enorme Konkurrenz. Haben Sie abgesehen vom nun geplanten neuen Konzept längerfristige Planungen, wie Loeb dieser Herausforderung begegnen kann?
Mit unserem Neuausrichtung sind wir auf dem richtigen Weg. Zudem wird die Berner Innenstadt vermutlich durch die neue Konkurrenz weniger tangiert als bestehende Verkaufskonzepte an der Peripherie.
«Ja, meine Erwartungen haben sich erfüllt»
Heinz Baum, CEO Loeb
Sie verfügen über eine breite Erfahrung im Detailhandel und waren für die Migros, Innovation, Interdiscount und zuletzt als Generaldirektor bei Lipo tätig. Welches waren die Hauptgründe für Ihren Wechsel zu Loeb im vergangenen Jahr?
Es war ein spontaner Entscheid ? dazu bewogen haben mich die Lust an der neuen Herausforderung und die Überzeugung, die gestellte Aufgabe lösen zu können.
Welches waren die grössten Herausforderungen der ersten sieben Monate Ihrer Amtszeit und haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?
Ja, meine Erwartungen haben sich erfüllt ? ich konnte das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Veränderungen stärken. Die Bereitschaft, den Wandel mitzutragen, ist vorhanden; die Neuausrichtung ist in vollem Gang.
Zur Person:
Heinz Baum, geboren 1950, übernahm am 1. Oktober 2005 die Geschäftsleitung der Warenhäuser Loeb AG. Nach mehrjähriger Tätigkeit bei Migros Waadt, Innovation Lausanne und als regionaler Verkaufschef der Genossenschaft Migros Bern war Heinz Baum während drei Jahren Geschäftsführer der Interdiscount AG. Von 1999 bis zum Eintritt bei Loeb leitete er die Lipo Möbelposten AG. Nach seiner Ausbildung in der Restauration wechselte Heinz Baum in den Detailhandel. Aus- und Weiterbildung in Marketing und Betriebswirtschaft in internen Kaderausbildungsprogrammen des Migros-Genossenschaftsbundes und externen Instituten.