Heinz Baumgartner, CEO Schweiter Technologies

Von Alexander Saheb


Moneycab: Welche Entwicklung im Umfeld des Unternehmens nimmt derzeit Ihre Aufmerksamkeit am meisten in Anspruch?


Heinz Baumgartner: Mit der substanziellen Akquisition von 3A Composites waren wir im ersten Semester relativ stark mit  Aufgaben im Zusammenhang mit der Abspaltung der Geschäftsaktivitäten von 3AC von Rio Tinto und deren Integration in die Schweiter Gruppe beschäftigt. In den letzten Monaten hat sich nun der Focus zunehmend auf strategische Fragestellungen konzentriert, wie wir organisch und akquisitorisch die Marktstellung von 3AC weiter ausbauen können. Im Zentrum des Interesses stehen dabei die asiatischen Märkte, wo wir in den nächsten Jahren des stärkste Wachstum erwarten.


Exportorientierte Unternehmen leiden unter dem schwachen Euro. Wie sieht das bei Schweiter aus, welche Einflüsse hat der Kurs auf den Geschäftsgang? 


Als weltweit produzierendes Unternehmen haben wir schon früh begonnen unsere Kostenstrukturen dorthin zu verlagern, wo auch unsere Kunden sind. Bei SSM Textilmaschinen generieren wir rund die Hälfte und bei Ismeca Semiconductor sogar rund 80% des Umsatzes in Asien. Daher halten sich die Auswirkungen des schwachen Euros in Grenzen, da wir im Sourcing teilweise ja auch von dieser Entwicklung profitieren. Bei 3A Composites wirkt per Saldo der schwache Euro leicht negativ auf das Ergebnis.


Alle drei Segmente konnten im ersten Halbjahr deutlich bessere Finanzkennzahlen vorlegen. Für welches sind die weiteren Aussichten derzeit am besten?


In allen drei Divisionen verläuft der Geschäftsgang im 2. Semester erfreulich, im Rahmen unserer Mitte Jahr abgegebenen Prognose. Während Asien sich anhaltend positiv entwickelt, ist die Konjunktur in den USA – wie erwartet – eher verhalten und der weitere Verlauf mit gewissen Unsicherheiten behaftet.



«Ein kontinuierliches Thema sind die Realisierung von Kosteneinsparungen – sei es durch das Sourcing oder schlanke Strukturen. Bei Textil und Semiconductor sind wir bei letzterem nahe am Optimum. Bei 3AC arbeiten wir daran, mit positiven Effekten auf das Ergebnis ab nächstem Jahr»  Dr. Heinz Baumgartner, CEO&CFO Schweiter Technologies.


Welche möglicherweise besonders interessanten Produkte entwickeln Sie zur Zeit und bis wann wollen Sie damit auf den Markt?


Wir haben in der Vergangenheit in allen Divisionen immer wieder substanziell in Innovation investiert, insbesondere auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Innovation ist langfristig der wichtigste Werttreiber in allen unseren Aktivitäten. So hat beispielsweise Ismeca Semiconductor dieses Jahr Innovationen erfolgreich in den Markt eingeführt oder arbeitet daran wie etwa im Bereich LED oder der  «visual inspection». Auch 3A Composites bietet ausreichend strategisches Hinterland, um über Produkt-Innovationen neue Absatzmärkte zu erschliessen.


Was beschäftigt Sie firmenintern am meisten, welche operativen Verbesserungen konnten Sie 2010 realisieren?


Neben der erwähnten Abspaltung und Integration von 3AC haben wir jetzt vermehrt wieder Zeit für Märkte, Kunde und das Ausnützen von sich bietenden Geschäftschancen. Ein kontinuierliches Thema sind die Realisierung von Kosteneinsparungen – sei es durch das Sourcing oder schlanke Strukturen. Bei Textil und Semiconductor sind wir bei letzterem nahe am Optimum. Bei 3AC arbeiten wir daran, mit positiven Effekten auf das Ergebnis ab nächstem Jahr.


Der Aktienkurs ist seit einigen Jahren tendenziell am steigen. Was spricht auf dem aktuellen Niveau noch für eine Investition in die Aktie?


Als CEO bin ich in erster Linie einmal für die operative Leistung von Schweiter verantwortlich. Wenn wir hier unsere Hausaufgaben weiterhin richtig lösen, wird das der Markt auch in Zukunft honorieren. Strategisch ermöglicht uns die Cash-Position von rund 300 Millionen Franken kluge Akquisitionen – immer abhängig von der Verfügbarkeit – zu tätigen, was sich für den Aktionär ebenfalls Wert steigernd auswirkt.




«Bei Textilmaschinen und Halbleiter stehen Arrondierungen bestehender Aktivitäten im Vordergrund. Bei Verbundwerkstoffen bestehen Ideen für kleinere als auch grössere Akquisitionen. Der Erwerb eines vierten Standbeines ist denkbar, falls es zu uns passt und die Konditionen stimmen»


Worauf sollen Ihre Aktionäre hoffen, auf Kurssteigerungen oder konstante Dividendenpolitik?


Wir haben in den letzten Jahren 25% des Jahresreingewinnes als Dividende ausgeschüttet. In den letzten beiden Jahren sind wir zu Gunsten einer konstanten Dividende von diesem Grundprinzip abgewichen. Die zukünftige Dividendenpolitik wird vom Verwaltungsrat festgelegt. Sie ist sicher auch von der Verwendung unserer substanziellen Cash-Position abhängig.


Schweiter hat für Akquisitionen rund 300 Millionen Franken zur Verfügung und eine fast schuldenfreie Bilanz. Ist dieser Satz aus dem Halbjahresbericht eine Feststellung oder eine Ankündigung?


Die Priorität liegt auf der Investierung der liquiden Mittel in das Geschäft, sei es für den Ausbau bestehender oder den Erwerb einer neuen Division. Sollten sich in absehbarer Zeit keine für den Aktionär Wert steigernden Investitionsmöglichkeiten ergeben, rückt eine Ausschüttung wieder vermehrt in den Vordergrund.


Könnten Sie sich grundlegend vorstellen ein viertes Segment einzukaufen oder würden Sie lieber eins der drei bestehenden ausbauen?


Bei Textilmaschinen und Halbleiter stehen Arrondierungen bestehender Aktivitäten im Vordergrund. Bei Verbundwerkstoffen bestehen Ideen für kleinere als auch grössere Akquisitionen. Der Erwerb eines vierten Standbeines ist denkbar, falls es zu uns passt und die Konditionen stimmen.





Der Gesprächspartner:
Dr. Heinz Baumgartner ist seit 1996 CFO von Schweiter Technologies und übernahm Mitte 2008 von Beat Siegrist auch den Vorsitz der Gruppenleitung. Von 1992 bis 1995 war Baumgartner als Controller bei Asea Brown Boveri Schweiz tätig. Er verfügt über einen betriebswirtschaftlichen Abschluss und promovierte anschliessend an der Universität St. Gallen zum Dr. oec.


Das Unternehmen:
Schweiter Technologies ist ein traditionsreiches Schweizer Unternehmen, welches sich auf hochwertigen Maschinenbau und den kürzlich akquirierten Geschäftsbereich Verbundstoff konzentriert. Die Gruppe umfasst derzeit drei Divisionen: SSM Textilmaschinen, Ismeca Semiconductor und 3A Composites. Im ersten Halbjahr 2010 erzielte das Unternehmen, dessen Aktien an der SIX Swiss Exchange kotiert sind, einen Umsatz von 481,5 Mio. CHF und einen Reingewinn von 23,6 Mio. CHF. 

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