Heinz Baumgartner, CEO Schweiter Technologies AG

von Christa Spoerle


Herr Dr. Baumgartner, Sie sind derzeit CEO und CFO von Schweiter, soll das auf absehbare Zeit so bleiben?


Ja. Ich habe in den zwei Divisionen SSM Textilmaschinen und Ismeca Semiconductor ein sehr erfahrenes Management, welches das operative Geschäft professionell und weitgehend autonom führt. Das gibt mir den nötigen Freiraum,  beide Aufgaben vollumfänglich wahrzunehmen. Zudem sind im Hinblick auf die Neuausrichtung von Schweiter viele Aufgabenstellungen eines CEO zur Zeit «finanzlastig», was die Personalunion von CEO/CFO sinnvoll macht. Wenn der Neuaufbau von Schweiter abgeschlossen ist, wird selbstverständlich die bestehende Führungsorganisation auch wieder kritisch hinterfragt.


Das Jahr 2008 brachte für Schweiter Licht und Schatten, Mit welchem Wetter rechnen Sie 2009?


2009 wird von der Grosswetterlage insgesamt und für den Textilmaschinen- und Halbleiterbereich im Speziellen ein sehr anforderungsreiches Jahr werden.


Schweiter hat kommuniziert, dass der Einbruch am Textilmaschinenmarkt milder an SSM vorbeizieht, warum ist das so?


SSM ist ein typischer Nischenplayer im High-end-Bereich und damit etwas weniger den Zyklen ausgesetzt wie andere Textilmaschinenhersteller. Wir haben ein Portfolio von verschiedenen Anwendungsbereichen, welche aufgrund ihres teilweise unterschiedlichen Geschäftsverlaufes die Zyklen etwas glätten. Allerdings wird auch 2009 für SSM kein leichtes Jahr werden.


Wie sieht das bei Ismeca Semiconductors aus? 

Ismeca Semiconductor hat im 2008 operativ nochmals sehr grosser Fortschritte erzielt. Die Bruttomarge wurde verbessert und die Kostenbasis nochmals gesenkt. Dennoch kann sich auch Ismeca der Branchenkonjunktur nicht entziehen und spürt die allgemeine Zurückhaltung der Kunden bei Investitionen. Ich gehe daher auch für Ismeca von einem anspruchsvollen 2009 aus.


Sind Sie mit Ihren Standorten in Asien zufrieden? 

Wir haben bei SSM einen Produktionsstandort in China und bei Ismeca eine neu aufgebaute Fabrik in Malaysia. Beide Standorte sind kostenmässig optimal aufgestellt und produzieren eine Qualität, die «Swiss made» entspricht.


Welche Bedeutung haben für Schweiter die Produktionsstandorte in der Schweiz? 

Die Produktionsstandorte in der Schweiz sind für uns langfristig wichtig. Einerseits als Produktionsstandort für Produkte mit einem hohen Engineering-Anteil, andererseits als Center of Excellence für Innovation. Wir konzentrieren uns in der Schweiz daher primär auf hochwertigen Maschinenbau und kundenspezifische Produkte. Standard-Maschinen werden daher eher in Asien hergestellt.


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Ihre Kassen sind nach dem Verkauf der im Optikgeschäft tätigen Tochter Satisloh voll, wann können Sie Pläne vorlegen, was Sie mit den Barmitteln anfangen wollen  und welchen Weg favorisieren Sie persönlich?


Wir geben uns bis maximal Ende 2009 Zeit, das Haus neu zu bauen. Aufgrund der Krise an den Finanzmärkten und der getrübten konjunkturellen Aussichten haben wir eine ausgezeichnete Ausgangslage. Wir verfügen über eine Cash-Position von über CHF 600 Mio. für Akquisitionen. Wir wollen damit für unsere Aktionäre aber Mehrwert schaffen und nicht nur einfach «Geld wechseln». Ich bin überzeugt, dass sich in den kommenden Monaten zusätzliche Opportunitäten ergeben werden.


Falls Sie an Akquisitionen denken, wird das Objekt der Begierde spartenmässig eher in den verbleibenden Bereichen oder in einem ganz anderen Bereich erfolgen?


Diese Opportunitäten können in den beiden angestammten Geschäftsbereichen wie auch  ausserhalb liegen.


«Wir geben uns bis maximal Ende 2009 Zeit, das Haus neu zu bauen. Aufgrund der Krise an den Finanzmärkten und der getrübten konjunkturellen Aussichten haben wir eine ausgezeichnete Ausgangslage.»


Könnten Sie sich vorstellen, sich von einem der beiden verbliebenen Bereiche zu trennen? Unter welchen Voraussetzungen?


Das steht nicht zur Diskussion.


Sehen Sie Schweiter selbst als möglichen Übernahmekandidat?


Das lässt sich nie ausschliessen. Allerdings haben wir zur Zeit keine Anzeichen dafür. Zudem haben wir ein stabiles Aktionariat mit unserem Chairman, welcher 25% an Schweiter besitzt.


Welchen Geschäftsbereich werden Sie in Zukunft als Kernbereich bezeichnen?


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Zur Person:
Dr. Heinz O. Baumgartner, Jahrgang 1963, studierte an der Hochschule St. Gallen Betriebwirtschaft mit Schwerpunkt Rechnungswesen und erwarb dort auch seinen Doktortitel. Mitte 2008 wurde er zum CEO von Schweiter ernannt und übernahm damit zusätzlich zu seiner angestammten Funktion als CFO den Vorsitz der Gruppenleitung. Den Posten als CFO bekleidet er seit 1996. Zwischen 1992 und 1995 arbeitete er als Controller bei ABB Schweiz.


Zum Unternehmen:
Schweiter Technologies konzentriert sich auf hochwertigen Maschinenbau für die Halbleiter- und Textilindustrie. Die Gruppe umfasst die Geschäftsbereiche SSM Textilmaschinen und Ismeca Semiconductor. Der Verkauf der auf Beschichtungsanlagen für Brillengläser spezialisierte Bereich Satisloh wurde im Oktober 2008 abgeschlossen. Mit 956 Personen wurde im Geschäftsjahr 2007 ein Umsatz von 488 Mio CHF erzielt, wovon 270 Mio CHF auf den veräusserten Bereich Satisloh entfielen. Für die weitergeführten Bereiche wurde per Mitte 2008 ein Umsatz von 91 Mio CHF ausgewiesen.

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