Das Fluggeschäft in der Krise: Swiss flüchtet in die Allianz mit Oneworld, Air France und KLM wollen fusionieren. Mit Helvetic will nun ein neuer Billig-Flieger den Himmel erobern. Im Moneycab-Interview sagt CEO Peter Pfister, wie das gelingen soll.
Von Lukas Schweizer
Peter Pfister: «Einfacher als mit Helvetic geht es nicht.» (pd)
Moneycab: Peter Pfister, es gibt die Swiss mit den neuen Spartarifen innerhalb Europas, es gibt verschiedenste Billig-Airlines. Warum braucht es auch noch die ‹Günstig-Airline› Helvetic?
Peter Pfister: Weil wir ein anderes Konzept haben als die bestehenden Billig-Anbieter. Bei uns bezahlen Sie 99 Euro, egal wo Sie hinfliegen. Ich denke, da unterscheiden wir uns doch deutlich von der Konkurrenz.
Aber es hat doch schon genügend Anbieter auf dem Markt. Experten sprechen von der grossen Konsolidierung, welche bevorstehe. Warum soll gerade Helvetic überleben?
Zuerst gab es auch nur den «Sonntags-Blick», dann kam die «Sonntags-Zeitung» und jetzt gibt es auch noch die «NZZ am Sonntag». Niemand hätte geglaubt, dass die Schweiz am Sonntag drei Zeitungen braucht. Ähnlich ist es im Flugbusiness. Ich glaube, Vielfalt ist wichtig und am Schluss entscheidet der Kunde, mit welcher Airline er fliegen will. Wir glauben, dass der Markt vom Hub Zürich aus genügend gross ist, damit Helvetic eine Chance hat.Wenn ich mit Helvetic für 99 Euro nach Malaga fliegen kann, ist das doch surreal. Die Reise mit dem Zug ist bereits teurer. Rentiert dieses Konzept auf lange Sicht wirklich oder heisst es in zwei Jahren: Wir haben es versucht, es hat nicht geklappt, schade…
Da gebe ich Ihnen Recht, 99 Euro ist ein zu billiger Tarif, wir hätten auch lieber höhere Preise. Aber der Preis ist vernünftig und kostendeckend. Sie können die Frage nämlich auch anders formulieren: Haben die Airlines früher zu hohe Tarife verlangt? Wir können allerdings nur so kostengünstig fliegen, weil wir wenig Personal haben, keinen Overhead und die Fokker-Flotte sehr günstig leasen können. Mit dem Flugpreis von 99 Euro können wir über Jahre hinweg vernünftig existieren. Reden wir noch etwas vom Preis. Der Flug nach Malaga kostet gleich viel wie der Flug nach Brüssel oder Wien. Malaga liegt aber viel weiter weg. Bezahlt also der Wien-Reisende das Ticket des Malaga-Touristen mit?
Ich stelle Ihnen die Gegenfrage: Wenn Sie im Flughafenparkhaus parkieren, bezahlen Sie 48 Franken Pauschale, egal ob Sie nach Brüssel oder Malaga fliegen. Ist das gerecht? Für uns ist es einfacher eine Mischrechnung zu machen und einen Einheitspreis anzubieten, als uns mit dem Tarifdschungel zu befassen.Dieser Vergleich hinkt aber sehr. Mit den 48 Franken bezahle ich den Parkplatz und der hat nichts mit der gewählten Destination zu tun. Mir ist schon klar, dass der Einheitstarif für Sie einfacher ist, der Geprellte ist der Kunde.
Sehen Sie, der grösste Anteil des Preises fällt am Boden an. Der Check-In, die Gepäckabfertigung, die Flugzeugwartung, die Sicherheitskontrollen und so weiter. Und diese Kosten sind immer gleich, egal wohin Sie fliegen.Machen wir noch einen Ausblick. Wie sieht Ihr Businessplan für die nächsten Jahre aus?
Wir gehen von etwa 20 Millionen Franken Umsatz pro Flugzeug aus. Wenn die Flotte vollständig ist, werden dies also jährlich rund 200 Millionen Franken Umsatz sein.Und daraus resultiert ein Gewinn?
Ja, der Reingewinn wird weit über zehn Prozent des Umsatzes betragen.Interview: Lukas Schweizer (swisscontent)
Odette: Balkan-Shuttle
Die Schweizer Airline ‹Odette Airways›, welche bisher mit einer MD-83 sogenannte Balkan-Charterflüge ab Zürich fliegt, will unter dem Namen «Helvetic» in das boomende Geschäft der Low-Cost -Flüge einsteigen will. Mit bis zu zehn Fokker 100 Jets sollen ‹Billig-Flüge› ab Zürich, und zwar zu Festpreisen, angeboten werden.
Die Odette Airways wurde im Sommer 2001 gegründet. Der Flugbetrieb begann am 15. Februar 2002. Gegenwärtig fliegt Odette Airways zweimal täglich nach Pristina und – bedarfsabhängig – nach Skopje und Ohrid. (mc/mb)