von Patrick Gunti
Herr Gamper, die Pfister Arco Gruppe mit ihrer grössten Tochtergesellschaft Pfister hat 2006 ihren Umsatz um 8 % auf 631,5 Mio. Franken steigern können. Was sind die Gründe für dieses Wachstum?
Das deutliche, branchenüberdurchschnittliche Wachstum hat verschiedene Gründe. Zu den wichtigsten zählen die Sortiments- und Image-Offensive sowie die fortlaufende Modernisierung unserer Filialen. Es gelingt uns immer besser, unsere Stärken zu kommunizieren und mit diesen zu überzeugen. Das heisst mit einem konkurrenzlos breiten Sortiment, mit den aussergewöhnlichen Leistungen wie Konfektion und Kundenberatung zu Hause, mit der guten Qualität und dem guten Preis-Leitungsverhältnis. Darüber hinaus sind unsere Umsätze auch das Resultat unserer grossen Anstrengungen in der konstanten Schulung und Motivation des Verkaufs-Teams. Die Mitarbeitenden mit ihrer hohen Fachkompetenz sind unsere wichtigste USP. So darf sich Pfister mit einem Lehrlingsanteil von durchschnittlich elf Prozent am Personal als der wichtigste Ausbildner der Schweizer Einrichtungsbranche bezeichnen.
Die Schallmauer von 600 Mio. Franken ist durchbrochen – mit was für einer Entwicklung rechnen Sie für das laufende Jahr?
Ausgehend vom freundlichen Konsumklima und der bevorstehenden Neueröffnung eines Einrichtungszentrums in Lyssach-Alchenflüh sowie der Ausweitung unseres Hauptsitzes in Suhr rechnen wir für 2007 mit einem Wachstum von gut drei Prozent.
«Wenn ein Teil der Identität verloren ging, dann hoffentlich nur der, von dem wir uns entledigen wollten: vom Image einer verstaubten Marke.» (Herbert Gamper, VR-Präsident Pfister Arco Gruppe)
Seit Anfang Februar 2006 heisst Ihr Möbelhaus nur noch «Pfister». Welche Ziele verfolgen Sie mit dem neuen Markenauftritt und wie hat sich dieser bewährt?
Die Marke Pfister soll unsere breit abgesteckte Einrichtungskompetenz zum Ausdruck bringen, die weit über die Möbel hinausgeht. Pfister steht auch für Bodenbeläge, Accessoires, Textilien, alles für den gedeckten Tisch, kurz: für alles, was das Wohnen schöner macht. Zudem profiliert sich Pfister weiterhin mit seinem guten Preis/Leistungsverhältnis, der guten Qualität, der breiten Auswahl und seinem Beratungs- und Serviceangebot inklusive Lieferung und Montage. Der neue Markenauftritt erzielt gemäss Marktforschungsumfragen sehr gute Resultate. Pfister wird von den Konsumenten als jünger und dynamischer wahrgenommen. Viele, die nach Jahren wieder einmal eine Pfister-Filiale besuchen, sind überrascht über unseren Wandel.
«Möbel Pfister» war ein sehr bekannter Brand. Ging mit dem Namenswechsel nicht auch ein Teil der Identität des Unternehmens verloren?
Wenn ein Teil der Identität verloren ging, dann hoffentlich nur der, von dem wir uns entledigen wollten: vom Image einer verstaubten Marke. Wir wollen auch für jüngere Zielgruppen, die Wert auf hohe Qualität und gutes Design legt, eine attraktive Marke sein. Der Brand-Wechsel stellt eher eine nötige Emotionalisierung und Verjüngung der Marke dar, welche die Identität nur verstärken kann.
In früheren Zeiten war «Pfister» die ganz klare Nummer 1 unter den Möbelhäusern. Mit Ikea, Interio, TopTip, Micasa, Conforoma etc. ist Pfister mittlerweile enorme Konkurrenz erwachsen. Wie haben sich dadurch die Anforderungen betreffend dem Angebot von Pfister und insofern auch die Käuferschichten verändert?
Pfister musste lernen, sich dynamischer im Markt zu bewegen, schneller auf Tendenzen zu reagieren oder solche sogar zu antizipieren. Allerdings zeigen Sie gleichzeitig auf, wohin sich der Konsumtrend im Möbelmarkt der letzten Jahre entwickelt hat: in Richtung tiefpreisigem Segment der Mitnahmemärkte wie Ikea oder Conforama. Hier war und ist Pfister nicht zu Hause. Mit unserem Sortiment und unserem Service peilen wir eine andere Zielgruppe an. Dass uns das gelingt, zeigt sich an unserem erneuten Ausbau der Marktanteile, während der Konkurrenzkampf unter den Tiefpreisanbietern unvermindert weiter tobt.
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Leidet der Einrichtungsfachhandel wie auch der Detailhandel unter der sinkenden Kunden- resp. Markentreue?
Ja. Er leidet aber auch daran, dass der Schweizer Möbelmarkt insgesamt seit Jahren stagniert. Das Bundesamt für Statistik ermittelte, dass 2005 gerade noch CHF 45 des zur Verfügung stehenden monatlichen Einkommens für Möbel ausgegeben wurden. Vor acht Jahren waren es immerhin noch CHF 55 pro Kopf und Monat.
«Pfister musste lernen, sich dynamischer im Markt zu bewegen, schneller auf Tendenzen zu reagieren oder solche sogar zu antizipieren.» (Herbert Gamper, VR-Präsident Pfister Arco Gruppe)
Pfister eröffnet Anfang März in Lyssach-Alchenflüh ein neues Möbelhaus und nimmt dabei Conforama gleich mit ins Boot. Und dies nur wenige Meter neben Ikea und dem ebenfalls im Bau befindlichen TopTip. Geht es darum, die Kunden erst mal in diese «Wohnmeile» zu locken, und dann mit dem besten Angebot oder der besten Qualität zu überzeugen?
Der Konsument sucht heute eine möglichst breite Auswahl in einem Zentrum, um sich einen schnellen Überblick in einem Bereich zu verschaffen, um dann gezielt einzukaufen. Mit diesen Einrichtungszentren holen wir die Entwicklung nach, die Sie in den Städten mit den Monokulturen der Modeketten schon längst vorfinden.
Profitiert Pfister heute auch davon, dass sich nicht zuletzt durch die Vielfalt der Anbieter auch das Interesse an Möbel, Einrichtungsgegenständen und Design gesteigert hat?
Ja natürlich. Auch wenn sich nur wenige ausschliesslich mit Designmöbeln einrichten, sind sogenannte Design-Marken wie Kartell, Kettnaker oder deSede auch für Pfister wichtig, weil ihr Image auf das ganze Sortiment abstrahlt.
Wie sehen Sie die längerfristige Entwicklung im Bereich der Einrichtungshäuser in der Schweiz?
Wir gehen von einer weiteren Konzentrationsbewegung in der Branche aus.
Sie haben im Herbst 2006 die operative Leitung des Unternehmens von Heinz Fankhauser übernommen. Wie lange planen Sie neben Ihrer Funktion als VR-Präsident auch diejenige des CEO zu bekleiden?
Ich bekleide die CEO-Funktion interimsmässig. Der Stiftungs- und der Verwaltungsrat wird schon bald meinen Nachfolger bekannt geben können, der mich in wenigen Monaten als Geschäftsleiter von Pfister und voraussichtlich im Sommer auch als Konzernchef ablösen wird.
Zur Person
- Herbert Gamper, geboren am 24.09.1952 in Brixen (Südtirol, Italien), wohnhaft in I-39043 Klausen
- Verheiratet, vier Kinder
- Ausbildung:
-Universitätsstudium an der Leopold Franzens Universität in Innsbruck mit dem Abschluss als «Magister der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften»
-In Italien von der «Università degli Studi di Venezia» als «Laurea in Economia Aziendale a tutti gli effetti di legge» am 29. Mai 1979
- Beruflicher Werdegang
-Am 31.1.2003, nach 25 Jahren, Abschied von der Firma Selva, da der Inhaber Philipp Selva die Geschäftsführung in die eigenen Hände nehmen wollte.
-2003 – 2005 Firma Schweitzer Project, Geschäftsführer.
-Ab 2003 im Verwaltungsrat der Möbel Pfister AG und der Pfister Arco Holding AG in Suhr.
Zu Pfister
Mit einem Umsatz von über 630 Mio. Franken ist Pfister Marktleader im schweizerischen Einrichtungsfachhandel. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Suhr (AG)beschäftigt über 1’700 Mitarbeitende. Die 13 Einrichtungszentren und 7 Stadtfilialen verfügen über eine Verkaufsfläche von mehr als 140’000 m2. Pfister steht für ein breites, vielseitiges und qualitativ hochwertiges Sortiment, mit über 80’000 Produkten. Pfister verpflichtet sich der nachhaltigen Geschäftsführung und ist Mitglied der WWF Wood Group und STEP für Fair Trade. Darüber hinaus ist die Pfister-Logistik ISO-14001-zertifiziert.