8’000 Mitarbeitende werden an 23 Produktionsstandorten in 15 Ländern mitbacken, 111 Vertriebsorganisationen sollen Butterzöpfe, Waffeln, Laugengebäcke und Co. an den Mann bringen. Aryzta rechnet mit 200’000 Kunden und geht auf Grund von hochgerechneten Daten von 3,8 Mrd CHF Umsatz aus. Unter dem Strich würde demnach ein Betriebsgewinn (Ebita) von 343 Mio CHF bleiben. Das sind wirtschaftlich gute Gründe. Doch es gibt offenbar auch andere.
Gute Gründe für Zusammenschluss
«Eine emotionale Verbindung», nannte Hiestand-Verwaltungsratspräsident Wolfgang Werlé den Zusammenschluss an der Telefonkonferenz vom Montag. Alles passe perfekt – Wissen, Erfahrung, das Management vertraue sich. Während IAWS in Nordamerika, Grossbritannien, Irland und Frankreich tätig ist, beliefert Hiestand die Schweiz, Deutschland, Österreich, Polen, Türkei, Malaysia, Japan und Australien.
IAWS hält derzeit 32 % an Hiestand
«Bereits als ich zum ersten Mal mit dem Firmengründer Fredy Hiestand IAWS in Irland einen Besuch abstattete, sagte ich ihm, die beiden Unternehmen würden gut zusammenpassen», erzählte Werlé weiter. Pionier Hiestand hat 2003 den grössten Teil seiner Aktien am gleichnamigen Unternehmen verkauft. Die Iren halten inzwischen mit 32% fast ein Drittel am vor über 40 Jahren gegründeten Unternehmen. Nun finde eine fünfjährige Partnerschaft ihren Höhepunkt, heisst es in der Mitteilung vom Montag.
Gewinnverdopplung und Umsatzwachstum über dem Markt erwartet
In den kommenden fünf Jahren rechnen die Verantwortlichen von Hiestand und IAWS mit einer Gewinnverdoppelung und einem weiterhin über dem Markt liegenden Umsatzwachstum. Der Markt für Backwaren wachse derzeit mit 4 bis 5%, so Werlé auf Anfrage von AWP. «Wir operieren mit unseren Tiefkühlprodukten in einer Nische, die stärker wächst. Wir möchten das zweistellige Wachstum der letzten Jahre beibehalten können», so Werlé weiter.
Owen Killian wird Konzernchef
Bei Aryzta – der Name ist abgeleitet vom lateinischen Begriff arista, was so viel heisst wie Ährenspitze – stehen die Iren in der vorderen Reihe. Der IAWS-Konzernchef Owen Killian wird beim neuen Unternehmen die gleiche Funktion innehaben. Denis Lucey, Verwaltungsratspräsident von IAWS, soll auch dem Aufsichtsgremium von Aryzta vorstehen. Der jetzige Chef der Schweizer Grossbäckerei, Urs Jordi, bleibt für Hiestand verantwortlich. Der Verwaltungsratspräsident Wolfgang Werlé wird Vizepräsident.
Uek ohne Einwände
Der Zusammenschluss wird über einen Aktientausch erfolgen. Die Schweizer Übernahmekommission (UeK) hat in einer Mitteilung vom Montag festgestellt, dass das angekündigte Tauschangebot der IAWS erfolgen kann. Das irische Unternehmen wird demnach jene Hiestand-Aktien, die heute von der Private Equity-Gesellschaft Lion Capital gehalten werden, im Tausch für 12,7 Mio neue IAWS-Aktien und 30 Mio EUR in bar erwerben. Nach Abschluss dieser Transaktion wird IAWS mit 64% an Hiestand beteiligt sein.
36 Aryzta-Aktien für ein Hiestand-Papier
Die Umtauschverhältnisse, die beim Zusammenschluss angewendet werden, betragen 36 Aryzta-Aktien für eine Hiestand beziehungsweise 1 Aryzta-Aktie für 2 IAWS-Aktien. Die ehemaligen IAWS-Aktionäre werden so rund 83,3% am neuen Unternehmen halten. Die ehemaligen unabhängigen Hiestand-Eigner halten rund 8,7% und die ehemaligen Aktionäre von Lion Capital rund 8%. Der Sitz des neuen Unternehmens ist in der Schweiz. Die Aktien von Aryzta werden sowohl in Irland als auch an der Schweizer Börse kotiert sein. «Im irischen Index ISEQ möchten wir zu einem der zehn wertvollsten Unternehmen gehören», sagte CFO McEniff. In der Schweiz werde der Aufstieg in den Swiss Leader Index (SLI) angestrebt.
Die Hiestand-Aktie ist am Montag nach einer positiven Eröffnung in die Verlustzone gedreht und verliert bis um 14.35 Uhr 5,2% auf 1’899 CHF. Patrik Schwendimann von der ZKB begrüsst in seiner Ersteinschätzung die Fusion, das Umtauschverhältnis sei allerdings leicht enttäuschend. (awp/mc/ps)