Mit Blick auf den OTC-Derivatmarkt schrillen bei Hildebrand jedoch die Alarmglocken. Dieser weitgehend unregulierte Markt sei in den letzten 15 Jahren rasant gewachsen, ohne dass eine angemessene Infrastruktur für die Abrechnung und Abwicklung der Geschäfte aufgebaut worden sei, sagte Hildebrand am Dienstag am 14. Zermatter Symposium gemäss Redetext. Hier orte die SNB heute den dringendsten Handlungsbedarf.
«Ermutigende Fortschritt»
Hildebrand attestiert aber zumindest «ermutigende Fortschritte» in den vergangenen zwei Jahren. So werde heute ein Grossteil der Kreditderivatkontrakte in einer zentralen Datenbank erfasst. Zudem seien diverse Bestrebungen im Gange, die OTC-Derivatgeschäfte in Zukunft vermehrt über zentrale Gegenparteien abzuwickeln. Denn die Abwicklung der Geschäfte über eine zentrale Gegenpartei fördere nicht nur die Markttransparenz, sondern trage dazu bei, die Komplexität des Finanzsystems zu reduzieren.
«Too big to fail» als eines der wichtigsten Probleme
Just die Reduktion der Komplexität des Finanzsystems sei auch aus Sicht der übergeordneten internationalen regulatorischen Reformagenda nicht zu unterschätzen. Eines der wichtigsten Probleme, das in den kommenden Jahren gelöst werden müsse, sei jenes, dass es Finanzinstitute gebe, die sich als «too big to fail» oder auch als «too interconnected to fail» erwiesen hätten. Eine Marktinfrastruktur, welche die Verflechtungen zwischen den einzelnen Finanzinstituten reduziert, betrachte die SNB als wichtiges Element dieser Strategie.
Die Beispiele des Devisenmarktes und des OTC-Derivatmarktes aus der Vergangenheit zeigten eindeutig, dass es den Marktteilnehmern in der Vergangenheit nicht immer gelungen sei, genügend rasch aus eigenem Antrieb heraus eine angemessene Marktinfrastruktur bereitzustellen. Hildebrand fordert daher, dass Regulatoren in offensichtlichen Fällen von Marktversagen in Zukunft schneller und dezidierter als bisher intervenieren und die Marktteilnehmer verpflichten, zügig zweckmässige Lösungen zu entwickeln. (awp/mc/pg/21)