Hildebrand: Stärkung der Stossdämpfer Liquidität und Kapital nötig
Für die Nationalbank ständen daher Massnahmen im Vordergrund, welche die Widerstandskraft des Finanzsystems im Hinblick auf zukünftige Finanzmarktkrisen nachhaltig stärkten. Banken sollen in Bezug auf ihre Risikopositionen transparenter werden und ihr Risikomanagement sollte sich vermehrt nach extremen Schocks ausrichten, wiederholte Hildebrand Schwerpunkte der Massnahmen, die die SNB bereits im Juni als vorläufige Lehren aus der Krise veröffentlicht hat. Zudem bestände ein «klarer Verbesserungsbedarf bei den sogenannten «Stossdämpfern» Liquidität und Kapital.»
Auch im Interesse der Aktionäre
Eine Stärkung dieser Stossdämpfer liege nicht nur im Interesse der Schweizer Volkswirtschaft und des Staates, sondern auch im Interesse der Aktionäre. «Insbesondere für einen Finanzplatz, der auf dem Fundament der Vermögensverwaltung aufgebaut ist, ist dies – und davon bin ich tief überzeugt – auch im langfristigen Interesse der Kundschaft und der Aktionäre der Grossbanken», so Hildebrand.
Verbesserungen bei der Offenlegung von Risiken
Die von der Nationalbank aus der Krise gezogenen Lehren deckten sich mit den Empfehlungen des Financial Stability Forums (FSF), so Hildebrand weiter. Eine dieser Empfehlungen des FSF betreffe die Verbesserungen bei der Offenlegung von Risiken, eine weitere beziehe sich auf die Kapitalunterlegung von Marktrisiken. Als besonderes Anliegen unter dem Massnahmenkatalog hebt Hildebrand die kritische Überprüfung der Bonus- und Anreizsysteme hervor. «Dies erachte ich als ausserordentlich wichtiges Element, auch wenn ich mir keine Illusionen mache», erklärte das Direktionsmitglied.
Falsch angelegte Anreizsysteme
Die Thematik der Bonus- und Anreizsysteme sei eine hochkomplexe Materie. «Dennoch ist es aus meiner Sicht unumstritten, dass falsch angelegte Anreizsysteme ein zentraler Teil der Dynamik waren, deren dramatische Konsequenzen wir nun erleben. Demzufolge besteht hier offensichtlicher Handlungsbedarf.» Die Komplexität der Materie dürfe keine Legitimation für den Status Quo sein. Mittlerweile werde dies von vielen Vertretern des Finanzsektors auch selber anerkannt. Erste Anstrengungen, die Bonus- und Anreizsysteme mindestens zu überdenken, seien unternommen worden. «Dies ist auf jeden Fall zu begrüssen. Ich warte gespannt darauf, erste konkrete Resultate zu sehen», sagte Hildebrand.
Art der nächsten Krise kaum vorhersehbar
Bei allen Analysen über mögliche Verwundbarkeiten des Systems werde es aber nicht gelingen, genau vorherzusehen, wie die nächste Krise aussehe, folgerte Hildebrand. Dies gelte auch für die regulatorischen Massnahmen. «Wenn wir uns allzu sehr auf Massnahmen konzentrieren, welche die heutige Krise verhindert hätten, laufen wir Gefahr, unvorbereitet auf die nächste, bestimmt anders gelagerte Krise hinzusteuern.» Eine Analyse der Probleme und Ursachen sei notwendig, aber nicht hinreichende Voraussetzung für eine erfolgreiche Krisenprävention.
Auf dem richtigen Weg
«In diesem Sinne bin ich überzeugt, dass wir mit den Empfehlungen des FSF und insbesondere auch mit den Massnahmen, die nun in der Schweiz in die Wege geleitet wurden, den richtigen Weg beschreiten», so Hildebrand weiter. Dieser Weg bestehe darin, die Widerstandskraft des Finanzsystems im Hinblick auf zukünftige Finanzmarktkrisen nachhaltig zu stärken. «Im Rahmen unseres gesetzlichen Auftrages, einen Beitrag zur Finanzstabilität zu leisten, wird die SNB die EBK bei der Umsetzung der geplanten Massnahmen auch weiterhin unterstützen.» (awp/mc/pg/34)