Hochtief-Abwehr gegen ACS nimmt Formen an

Die australische Hochtief-Tochter Leighton warf zugleich ACS einen weiteren Knüppel zwischen die Beine und wandte sich an das australische Übernahmegremium Takeovers Panel. Angesichts der neuen Massnahmen stieg der Hochtief-Aktienkurs weiter und erschwert ACS zusätzlich die Übernahme.


Lücke in deutschem Recht schliessen
SPD-Parteichef Sigmar Gabriel sagte nach Beratungen mit Hochtief-Vertretern in Berlin, es gehe darum, eine Lücke im deutschen Recht zu schliessen. Danach sollen ausländische Firmen, die bereits 30 Prozent an deutschen Unternehmen halten, verpflichtet werden, ein neues Angebot an die Aktionäre abzugeben, wenn sie ihre Anteile weiter erhöhen wollen. Dies sei in Deutschland anders als in Spanien oder einer Reihe von anderen EU-Ländern bislang nicht der Fall. Die SPD habe dazu den anderen Parteien einen entsprechenden Vorschlag für eine Gesetzesänderung zugeleitet, der mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit schnell im Bundestag verabschiedet werden könne.


Hilfe aus Katar?
Die Kanzlerin und FDP-Wirtschaftsminister Rainer Brüderle sind aber gegen Änderungen. Nach Ansicht der nordrhein-westfälischen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) würde aber so mehr Rechtsgleichheit in Europa geschaffen. Sie kündigte einen entsprechenden Vorstoss auch im Bundesrat an. Hochtief-Finanzvorstand Burkhard Lohr betonte, man wolle keine «Lex Hochtief». Die gesamte deutsche Wirtschaft würde von einer solchen Änderung profitieren. Nach einem «Spiegel»-Bericht vom Montag versucht Hochtief als Gegengewicht zu ACS das arabische Emirat Katar zu gewinnen. Merkel habe ein Gespräch zwischen Konzernchef Herbert Lütkestratkötter und dem Wirtschaftsminister des Emirats vermittelt. Eine Entscheidung aus Katar gebe es aber noch nicht. Die Araber sind bereits an Volkswagen beteiligt. Hochtief ist im Emirat kein unbeschriebenes Blatt. Das Unternehmen ist auf dem dortigen Baumarkt sehr aktiv. Ob Hochtief tatsächlich Gespräche mit Katar führt, will das Unternehmen indes nicht einmal bestätigen.


Leighton auf Seiten von Hochtief
Auch zum konkreten Stand der Abwehrmassnahmen in Australien wollte sich Hochtief nicht äussern. Zuletzt hiess es, die Hochtief-Gremien würden einen Antrag beim Takeovers Panel prüfen. Die Tochter Leighton ist diesen Schritt bereits gegangen. Sie sieht bei dem Angebot von ACS für Hochtief «inakzeptable Umstände» für die Leighton- Aktionäre. Das Unternehmen fürchtet, im Falle einer ACS-Übernahme von Hochtief seine Unabhängigkeit zu verlieren. «Obwohl Hochtief 54,4 Prozent von Leighton gehören, ist Leighton nicht mit einer normalen Tochterfirma zu vergleichen», teilte der Vorstandsvorsitzende David Mortimer mit. «Unter den derzeitigen Strukturen zwischen Hochtief und Leighton hat Leighton ein unabhängiges Aufsichtsgremium und Management.» Bei einer ACS- Übernahme seien diese Strukturen nicht mehr gewährleistet.


«Giftpille»
Das Übernahmegremium soll nach dem Antrag von Leighton entweder Unabhängigkeitsgarantien im Falle einer ACS-Übernahme von Hochtief fordern oder ein volles Übernahmeangebot von ACS für sämtliche Leighton-Aktien. Das ginge nach australischen Gesetzen, wenn klar ist, dass das Ziel der Hochtief-Übernahme eigentlich die wertvolle Tochter Leighton ist. Der Essener Konzern glaubt, dass die Übernahme für ACS dann zu teuer würde. Leighton ist mit acht Milliarden Euro etwa doppelt so hoch bewertet wie die Mutter. Hochtief hatte bereits über die Börsenaufsicht ASIC versucht, ACS zu einem vollen Übernahmeangebot zu zwingen. ASIC verwies aber auf das Übernahmegremium. Zum Stand des Vorgehens beim Takeovers Panel wollte Hochtief nichts sagen. (awp/mc/ps/02) 

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