Höchste Zeit, die CO2-Konzentration in der Atmosphäre zu stabilisieren

Es sei höchste Zeit, die CO2-Konzentration in der Atmosphäre zu stabilisieren, sagte der Berner Umweltphysiker Fortunat Joos am Donnerstag an einer Medienkonferenz in Bern. Nur so könne die vom Menschen verursachte Klimaänderung begrenzt werden. Je länger man warte, desto grösser könnten allfällige Schäden ausfallen. Hauptursache der weltweiten Erwärmung sei die Nutzung von Kohle, Erdöl, Benzin und Gas.

116 Schweizer Forscher fordern eine CO2-Abgabe auf Treib- und Brennstoffe
Gefordert sind laut Joos vor allem die Industrienationen: Sie verbrauchen den Löwenanteil dieser fossilen Brennstoffe. Ihre Emissionen seien heute doppelt so hoch wie tolerierbar, sagte Joos. Das Mittel, um den Verbrauch zu vermindern ist für 116 Schweizer Forscher klar: eine CO2-Abgabe auf Treib- und Brennstoffe. Die Forscher sind zusammengeschlossen in ProClim, dem Forum für Klima und Globale Umweltveränderungen der Schweizerischen Akademie der Naturwissenschaften Schweiz, und im Beratenden Organ für Fragen der Klimaänderung (OcCC).

Energienachfrage durch CO2-Abgabe reduzieren
Nur bei einer CO2-Abgabe reduziere sich die Energienachfrage in der Schweiz merklich, sagte Jochem Eberhard vom Zentrum für Energiepolitik und Ökonomie an der ETH Zürich. Beim Klimarappen sei der Effekt minimal. Ein geringer Verbrauch sei auch wirtschaftlich interessant, weil die Abhängigkeit vom Erdöl sinke. Zudem verbessere ein kleiner Ausstoss die Luftqualität in der Schweiz. Dadurch würden Gesundheitsschäden vermieden und die Kosten im Gesundheitswesen gesenkt. Eberhard schätzt die Einsparungen auf rund 100 Mio CHF nach zehn Jahren.

Abgabe soll Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) fördern
Ausserdem führe die Abgabe zu einem Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) von etwa einem Prozent nach zehn Jahren. Und laut Eberhard könnten rund 40 000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden, denn die Abgabe würde die Forschung in neuen Technologien ermuntern. Ein Klimarappen hätte kaum wahrnehmbare Auswirkungen.

Teilnahme am Emissionshandelsystem der EU
Ein weiteres Argument gegen den Klimarappen stellte der Volkswirtschafter Georges Müller-Fürstenberger von der Universität Bern vor: Dieser verunmögliche die Teilnahme am Emissionshandelsystem der EU – einer Art Börse mit Rechten, CO2 ausstossen zu dürfen. Teilnehmen können laut Müller-Fürstenberger nur Staaten, in denen bindende Reduktionsverpflichtungen für Unternehmen bestehen. Dies sei beim Klimarappen aber nicht der Fall. Eine grundsätzliche Überlegung spricht laut den Forschern ebenfalls für eine CO2-Abgabe auf Brenn- und Treibstoffen. Firmen, die bereits CO2-Sparvereinbarungen mit dem Bund abgeschlossen haben, sollen nämlich von der Abgabe befreit werden. Bei einem Verzicht auf die Lenkungsabgabe wären sie die Geprellten. (awp/mc/gh)

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