Holcim-CEO Akermann: «Ein schwieriges Jahr für die Schweizer Bauindustrie»


Gute Zahlen kamen heute von Holcim. CEO Markus Akermann rechnet mit einem positiven Jahresabschluss, nennt im Moneycab-Interview aber die Schwierigkeiten mit denen er zu kämpfen hat: Die Baubranchen in Deutschland und der Schweiz bereiten Sorgen.

Von Lukas Schweizer


(holcim.com)
Moneycab: Sie konnten die Zahlen dank anziehender Konjunktur deutlich steigern. Deutet dies auf eine Trendwende im Bausektor hin?
Markus Akermann: Es ist richtig, dass die Bautätigkeit in wichtigen Holcim-Märkten angezogen hat. Starke Absatzzunahmen verzeichneten wir in Europa und Nordamerika, aber auch in den Emerging Markets hat sich die Baukonjunktur weiter erholt. Ob es sich um eine echte Trendwende handelt, werden die kommenden Monate zeigen. Das gute finanzielle Resultat ist aber auch auf ein erfolgreiches Kostenmanagement zurückzuführen.

Ist die positive Situation auch saisonal bedingt oder rechnen Sie damit, dass es das ganze Jahr über so weitergeht?
In diesem Jahr profitierten wir im 1. Quartal sicher auch vom grösstenteils guten Bauwetter zu Jahresbeginn. Im Gegensatz dazu war der Winter 2003 speziell in Europa sehr hart. Aber auch in diesem Jahr gab es Märkte, die vom Wetter negativ beeinflusst wurden. Dies trifft zum Beispiel für Brasilien zu.

Wie sehen Ihre Prognosen für das Jahr 2004 aus?
Es wäre heute zu früh, neue Prognosen zu machen. Wir halten an unseren Aussagen vom März fest, das heisst, dass wir in allen Segmenten mehr verkaufen wollen und auf Stufe Betriebsgewinn mit einem internen Wachstum von acht Prozent rechnen.

Sie streichen im Communiqué die operative Fitness von Holcim heraus. Können Sie dies genauer erläutern?
Die nun seit längerer Zeit positive Entwicklung der Ebitda-Marge zeigt, dass wir uns auf Zielkurs befinden und heute davon ausgehen können, dass wir unser Margenziel 30 Prozent im Jahre 2005 oder 2006 erreichen werden. Im 1. Quartal 2004 ist es uns gelungen, die Administrationskosten zu senken. Fortschritte machten wir aber auch bei den Produktionskosten. Hier hat auch der verstärkte Einsatz von alternativen Brennstoffen und Rohmaterialien eine wichtige Rolle gespielt.

Auch Holcim ist von der Dollarschwäche betroffen. Wie gross ist das Problem und was geschieht, wenn die Schwäche weiter anhält?
Der US-Dollar ist für uns eine wichtige Währung. Wir machen rund 40 Prozent des Umsatzes im Dollar-Raum. Wenn sich der US-Dollar um einen Cent abschwächt, dann vermindert dies unseren Umsatz in Schweizer Franken um rund 35 Millionen und den Betriebsgewinn um rund 7 Millionen (Basis: 31.12. 2003). Bleibt der Dollar auf dem derzeitig tiefen Niveau, dann wird sich der Wechselkurseinfluss auf unsere Konzernrechnung im Jahresverlauf nicht negativ auswirken.

In Spanien, insbesondere in Andalusien, läuft das Geschäft sehr gut. Warum?
Es sind zwei Effekte, die zu einer starken Nachfrage im Süden von Spanien führen. Zum einen ist es der Immobilienboom im Bausektor – vor allem Engländer kaufen Ferienhäuser – und zum anderen sind es grössere Infrastrukturprojekte der öffentlichen Hand, namentlich bei der Wasserversorgung.

Schwieriger ist es in der Schweiz und in Deutschland. Wie sehen da Ihre Prognosen aus?
In der Schweiz muss die Bauwirtschaft mit einem weiteren schwierigen Jahr rechnen. In Deutschland hat sich die Bautätigkeit bis heute nur unwesentlich vom langjährigen Tief erholt. Immerhin ist es gelungen, die für die Industrie nicht mehr kostendeckenden Zementpreise etwas anzuheben.

Alle Welt redet vom riesigen Potential in Asien, besonders in China. Wie sehen die Pläne von Holcim für diese Region aus?
Holcim ist wie kein anderer international tätiger Zementhersteller bestens in Asien verankert. Wir halten auch eine Beteiligung an einem wichtigen chinesischen Zementhersteller, der über moderne Produktionskapazitäten verfügt und derzeit grössere Expansionsvorhaben realisiert. Unsere Aufgabe ist es, unsere Konzerngesellschaften optimal auf die Marktbedürfnisse auszurichten und auch im Kostenbereich weitere Fortschritte zu erzielen. Dass wir auf dem richtigen Pfad sind, zeigt die deutliche Betriebsgewinnsteigerung im 1. Quartal dieses Jahres.


Moneycab Interviews Markus Akermann 
Markus Akermann ist am 25. Januar 1947 geboren und Schweizer Staatsbürger. Bei Holcim führt er, seit dem 1. Januar 2002, die Funktion des CEO aus und ist Mitglied des Verwaltungsrats. Akermann hat an der Universität St.Gallen Wirtschaft und an der Universität Sheffield (GB) Wirtschaft und Sozialwissenschaften studiert. Seine berufliche Laufbahn begann er 1975 bei der ehemaligen Swiss Banking Corporation. 1978 kam er zu Holcim und war in verschiedenen Bereichen tätig, unter anderem als Area Manager für Lateinamerika und bei Holcim Trading. 1993 wurde er in die Geschäftsleitung aufgenommen und war dort für Lateinamerika und die internationalen Handelsaktivitäten verantwortlich.

Schreibe einen Kommentar