Holcim leidet weiter unter dem harten Franken und der schwachen Konjunktur. Der zweitgrösste Zementkonzern der Welt hat im ersten Halbjahr 9,9 Prozent weniger umgesetzt und 6,5 Prozent weniger verdient. Die Finanzmärkte reagieren gelassen.
Von Martin Vetterli
Düstere Zeiten für die Holcim AG mit einem Gewinnrückgang von 6,5 Prozent.(pd)
In Lokalwährungen gerechnet präsentiert sich die Halbjahres-Bilanz von Holcim in einem bedeutend besseren Licht. Umsatz und Gewinn wären nicht geschrumpft, sondern hätten eine weiterhin solide Entwicklung aufgewiesen.
Währungsentwicklung drückt auf Konzernergebnis
Doch der starke Franken machte dem hinter der französischen Lafarge zweitgrössten Zementkonzern einen dicken Strich durch die Rechnung – oder, wie es im bestem Verlautbarungsdeutsch heisst: «Die massive Abwertung wichtiger Währungen (…) belastete den Leistungsausweis in Schweizer Franken». Kurz und gut: Die Dollarschwäche schmälerte den Umsatz um 9 Prozent und den Betriebsgewinn um 11 Prozent. Ein harter Schlag für den Zementriesen.
Wachstumsverflachung im zweiten Quartal
Die im ersten Quartal festgestellte Wachstumsverflachung habe sich zwischen April und Juni noch akzentuiert, kommentiert Holcim das Semesterresultat. Insbesondere in den USA entwickelte sich das Geschäft wegen der langen Kältewelle und dem verschärften Wettbewerb enttäuschend. Die Auftragslage blieb verhalten, Holcim musste gar einen leichten Absatzrückgang hinnehmen.
Resultat bestätigt Erwartungen
Schwacher Dollar und schwache Konjunktur belasteten das Halbjahresergebnis im erwarteten Umfang. Dass es nicht schlechter kam, war vorwiegend Sparmassnahmen und der verbesserten Produktivität zu verdanken. Der Konzerngewinn sank zwischen Januar und Juni um insgesamt 6,5 Prozent auf 273 Millionen Franken (in Lokalwährungen resultierte ein Plus von 2,7 Prozent). Der Nettoverkaufsertrag brach um 9,9 Prozent auf 5,804 Milliarden Franken ein (in Lokalwährungen: -1,1 Prozent). Dieses Resultat war fast genauso erwartet worden. Analysten hatten mit 272 Millionen Franken Gewinn und 5,845 Milliarden Umsatz gerechnet.
Höhere Margen dank strikter Kostenkontrolle
Holcim zeigt sich trotz schrumpfender Umsatz- und Gewinnzahlen mit dem Erreichten zufrieden. Die eingeleiteten Programme zur Kostensenkung und Restrukturierungen zu verdanken. Die industrielle Basis des Konzerns sei gestärkt. Die Bruttogewinnmarge erhöhte sich von 14,5 auf 15,2 Prozent. Diese positive Margenentwicklung sollte sich im zweiten Halbjahr fortsetzen, schreibt Holcim. Mittelfristig strebt der Konzern eine betriebliche Ebitda-Marge von 30 Prozent an. Letztes Jahr lag dieser Wert noch bei 25,7 Prozent, im ersten Halbjahr bei 26,3 Prozent.
Nur zögerlicher Aufhellung am Konjunkturhimmel erwartet
Das durchzogene Bild dürfte sich in der zweiten Jahreshälfte nicht gross verändern. Holcim rechnet mit einem weiterhin zögerlichen Konjunkturverlauf und leicht sinkenden Zementpreisen. Mit Blick auf das Gesamtjahr geht die Konzernleitung deshalb davon aus, dass man das Vorjahresresultat nur währungsbereinigt übertreffen könne.
Grosse Hoffnungen auf Lateinamerika-Geschäft
In Europa rechnet Holcim mit einer stabilen Entwicklung. Auf dem deutschen Markt erwartet man eine langsame Aufhellung der Marktsituation, in Südeuropa weiter steigende Absätze. Lateinamerika werde weiterhin vom soliden Baustoffbedarf in Mexiko und der weiteren Erholung der Zementnachfrage in Argentinien und Chile profitieren. Dies ist für den Konzern entscheidend, das Lateinamerika-Geschäft steuerte 44 Prozent am Konzerngewinn bei. Die afrikanischen und asiatischen Märkte dürften an die positive wirtschaftliche Entwicklung der ersten sechs Monate anschliessen.
Amerikanische Sorgen, kanadische Hoffnungen
Sorgen bereitet weiterhin der nordamerikanische Markt, wo die Baukonjunktur bisher nur den privaten Wohnungsbau erfasste. Holcim erwartet vorab in Kanada eine verbesserte Auftragslage, in den USA dagegen einen zögerlichen Verlauf der Auftragslage und weiter sinkene Zementpreise.
Martin Vetterli (Swisscontent)
Holcim Kennzahlen nach RegionenBetriebsergebnisH1 03H1 02Europa266288Nordamerika4580Lateinamerika385417Afrika, Naher Osten121120Asien, Ozeanien9680Corporate-29-50Total Gruppe884935 UmsatzH1 03H1 02Europa2’1122’153Nordamerika1’0031’240Lateinamerika1’3811’731Afrika, Naher Osten565537Asien, Ozeanien843869Corporate-100-89Total Gruppe5’8046’441in Millionen Franken