Holcim: Mögliche Verstaatlichung der Zement-Branche Venezuelas

Lukrativen Exportgeschäften würde dagegen der Vorzug gegeben, sagte Chávez am Donnerstag in einer Rede. Der linksgerichtete Politiker forderte eine Überprüfung der Branche und drohte: «Wenn die Zementhersteller nicht wollen, dann werden wir sie eben übernehmen.» Die Firmen seien zu billig – «zum Preis einer mageren Henne» – privatisiert worden.


Sozialismus des 21. Jahrhunderts
Der im Dezember mit deutlicher Mehrheit wiedergewählte Chávez will mit seinen Verstaatlichungen einen «Sozialismus des 21. Jahrhunderts» schaffen. Als Ziel gibt er an, die Einnahmen etwa aus dem Ölgeschäft gleichmässiger zu verteilen.


Kontrolle der Ölprojekte
So soll der staatliche Ölkonzern PDVSA bis zum 1. Mai die Kontrolle der Ölprojekte ausländischer Unternehmen im Orinoco-Becken übernehmen, die einen Wert von rund 30 Mrd USD haben und täglich 600’000 Fass Rohöl gewinnen.


Cemex, Holcim und Lafarge könnten betroffen sein
Eine Verstaatlichung der Zementbranche könnte Unternehmen wie Cemex Venezuela, eine Tochter des weltweit drittgrössten Herstellers Cemex aus Mexiko, betreffen. Cemex kontrolliert etwa 50% des venezolanischen Marktes. Aber auch der Schweizer Zementriese Holcim und Lafarge aus Frankreich, die je rund 20% des Marktes kontrollieren, könnten ins Visier von Zwangsmassnahmen der Regierung Chávez geraten.


Holcim reagiert gelassen
Bei Holcim reagiert man jedoch gelassen auf die jüngsten Ereignisse. Die Drohungen des Staatsführers richteten sich vor allem gegen den Export von Zement, Holcim konzentriere seine Aktivitäten in Venezuela aber auf das Inlandgeschäft, sagte Holcim-Sprecher Peter Gysel am Freitag der Nachrichtenagentur SDA. Zudem sei Holcim nicht durch Privatisierungen in den Besitz seiner Werke gekommen, sondern habe alle seine Produktionsstätten selbst aufgebaut. Das Unternehmen sei in Venezuela für seine sozialen Projekte bekannt. So beteilige sich Holcim unter anderem an der Aufwertung eines Armenviertels in der Hauptstadt Caracas.


Zementmarkt in Venezuela boomt
Der Zementmarkt in Venezuela boomt. Holcim profitiert vor allem von grossen Brückenbauten am Orinoco und vom Ausbau des Eisenbahnnetzes im Norden des Landes. Um der wachsenden Binnennachfrage gerecht zu werden, schränkte der Konzern im letzten Jahr gar die Ausfuhren von Zement ein.


Holcim erzielte in Venezuela Umsatz von über 200 Mio CHF
Holcim hat in Venezuela 2006 einen Umsatz von etwas über 200 Mio CHF erzielt. Mit einer Produktionskapazität von 2,9 Mio Tonnen Zement hat der Markt einen Anteil von etwa 7% am gesamten Lateinamerikageschäft. 638 Mitarbeiter sind für Holcim in Venezuela tätig. (awp/mc/ab)

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