Holcim: Ungarische Unternehmer fordern Schadenersatz in Millionenhöhe
Der Schweizer Konzern sei 1996 auf rechtswidrigem Weg in den Besitz eines Aktienpakets von 56,95% am Werk Hejöscaba gelangt, sagte Magyar-Cement-Vertreter Janos Kalman am Dienstag vor den Medien in Zürich. Diese Aktien gehörten aber Magyar Cement, die sie 1994 im Rahmen der Privatisierung ungarischer Staatsbetriebe erworben habe.
Urteile zu Ungunsten von Holcim
In dem mittlerweise elfjährigen Rechtsstreit der beiden einstigen Geschäftspartner habe es bereits mehrere Urteile zu Ungunsten von Holcim gegeben, von denen einige nicht vollzogen worden seien. «Ich werde so lange hier bleiben, bis die letzte Aktie zurückgegeben ist, sagte Kalman, der sein Büro in einem Lastwagen vor dem Holcim-Hauptsitz in Zürich-Oerlikon aufgeschlagen hat. Kalman selber wohnt in einem Zimmer, das ihm die Universität Zürich vermittelt hat.
Entschädigung für entgangene Gewinne
Zudem fordere er Schadenersatz von 160 Mio EUR für die Benutzung der Fabrik von Hejöscaba, die auf seinem Grund stehe, und die entgangenen Gewinne der letzten 11 Jahre, sagte Kalman. Er habe mit Holcim Gespräche über eine Einigung geführt. Der Schweizer Konzern habe aber letzte Woche die Türe zugeschlagen. Alle Versuche für eine beide Seiten befiedigende, aussergerichtliche Einigung seien an den unrealistischen Forderungen von Magyar Cement gescheitert, konterte Holcim in einer Stellungnahme. Deshalb habe man sich für den Rechtsweg entschlossen.
Kein Anspruch
Nachdem das oberste ungarische Appellationsgericht letztinstanzlich zugunsten von Holcim entschieden habe, werde die Forderung zur Herausgabe der Hejöscaba-Aktien zurückgewiesen. In seinem Urteil vom 19. April 2005 habe das oberste ungarische Appellationsgericht festgehalten, dass Magyar Cement keinen Anspruch auf die Aktien habe. Die Rückgabe der Aktien «kann nicht zur Diskussion stehen», sagte Holcim-Sprecher Roland Walker auf Anfrage.
Beurteilung durch Budapester Parlament
Nach wie vor hängig sei der Rechtsstreit um die Anlagen und Grundstücke des Zementwerks Hejöscaba. Gestützt auf ein Vorkaufsrecht erhebe Holcim Anspruch auf Übertragung der Anlageteile, die dem Kalman-Konsortium gehören. Der Fall wurde auch von einer Kommission des Budapester Parlaments unter die Lupe genommen, die die Privatisierung der ungarischen Zementindustrie untersuchte. Das Ergebnis sei in drei Regierungssitzungsprotokollen festgehalten, die geheim seien, sagte der Kommissionsvorsitzende Istvan Ivanics am Dienstag in Zürich. (awp/mc/as)