Hoteliers hoffen auf Mittelost-Urlauber

von Gérard Al-Fil
Besonders bei den Luxushotels setzt man auf die spendablen Grossfamilien aus dem Orient, die nicht selten mit dem gesamten Hofstaat einreisen. Sie sollen die bislang verharzte Saison 2009 aufbessern, so hofft man. Im Monat Mai gingen in der Schweiz laut dem Bundesamt für Statistik (BFS) die Zahl der Übernachtungen um 10 Prozent auf 2,4 Millionen zurück. Insbesondere Touristen aus dem Ausland machen sich zwegen der angespannten Lage in der Weltwirtschaft zunehmend rar.


Genf ist erste Wahl
Im Urlaubsland Schweiz stehen die Sommerfeste in der Rhonestadt Genf, die Fêtes des Genèves, bei arabischen Ferienreisenden hoch im Kurs. Die nahöstlichen Fluggesellschaften Etihad Airways aus Abu Dhabi, Qatar Airways und Saudi Arabian Airlines fliegen den Flughafen Genf-Cointrin direkt an. Die Luxusabsteigen Grand Hotel Kempinski (ehemals Noga Hilton) und das Four Seasons Hotel des Bergues, die beide über alle arabischen Fernsehkanäle verfügen, sind erste Wahl. Beliebte Ausflugsziele sind ausserdem Lausanne, Interlaken und Luzern. 

 

Die Zahl der arabischen Touristen in die Schweiz ist schwer einzuschätzen, da seit dem 12. Dezember Nicht-EU-Ausländer mit Schengen-Visum auch von den Nachbarstaaten aus über den Landweg einreisen können, ohne ein separates Schweiz-Visum im Pass zu führen.


Klagen über Anfeindungen

Allerdings werden die wohlhabenden Gäste vom Persischen Golf nicht immer freundlich empfangen. Insbesondere in Zürich klagen arabische Feriengäste über Anfeindungen auf offener Strasse, wie sie in Leserbriefen in nahöstlichen Gazetten zum Ausdruck bringen. Danach überlegen sich arabische Urlauber zweimal, ob sie ihren nächsten Jahresurlaub noch in der Schweiz verbringen sollen.


Deutsche Herbergen auf Orient-Gäste eingestellt
Hotels in München in Berlin werben in Dubai vor Ort, über arabisch sprechendes Personal zu verfügen. Und Gerichte, die im Einklang mit dem islamischen Reinheitsgebot zubereitet werden, sprich halal sind, stehen auch auf der Menükarte. Die deutschen Ableger der Hotelkette Marriott halten in ihren Zimmern auch Datteln und den Koran bereit. Doch hat das tödliche Messerattentat auf eine Ägypterin am 1. Juli in einem Gerichtssaal in Dresden auch auf den grossen Kanton ein schiefes Licht geworfen.


Petrodollars willkommen, Moscheen eher nicht
Die Araber verfolgen in den Medien seit 9/11 recht genau, wie ihr potenzielles Ferienland zum Nachen Osten und auch zu ihrer muslimischen Bevölkerung steht. Dieses Bild hat nicht immer klare Konturen. So jubelt man etwa in westlichen Medien etwa über Gelder aus Kater, die in klamme Unternehmen wie zuletzt in den Sportwagenhersteller Porsche fliessen. Doch beim Bau einer Moschee in der Nachbarschaft regt sich in Teilen der Bevölkerung oft reflexartig Widerstand. Die besweit freilich auch, dass Europa seine Rolle in den Beziehungen zur muslimisch-arabischen Welt noch lange nicht gefunden hat.

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