hotelleriesuisse: Werbegelder nur für wettbewerbsfähige Destinationen
Die Werbung im Tourismus müsse auf konkurrenzfähige Destinationen und nicht auf politische Grenzen ausgerichtet werden, sagte Guglielmo L. Brentel, Präsident des Dachverbands hotelleriesuisse, am Dienstag in Bern bei der Präsentation der politischen Jahresziele des Verbands. Maximal 20 bis 25 solcher Destinationen müssten – auch grenzüberschreitend – vermarktet werden. Alle anderen Ferienorte müssten sich selber finanzieren. Auch sollen sich alle Branchen, die vom Tourismus profitieren, finanziell an der Tourismuswerbung beteiligen.
«Wer profitiert, zahlt»
«Wer profitiert, zahlt», forderte Brentel. Dazu gehörten neben Banken, Detailhandel und Kultur auch die Landwirtschaft. Öffentliche Gelder sollten vornehmlich für die allgemeine Landeswerbung eingesetzt werden. Die Tourismuswerbung müsse dagegen in erster Linie durch private Mittel sicher gestellt werden, sagte Brentel.
Umfassende Liberalisierungen verlangt
Darüber hinaus verlangen die Hotelliers umfassende Liberalisierungen, um wettbewerbsfähig bleiben zu können. «Der Tourismus ist dem globalen Wettbewerb voll ausgesetzt, kann aber nicht auslagern», sagte hotelleriesuisse-Direktor Christoph Juen. Im Visier haben die Hotelliers insbesondere die Landwirtschaft. Die Produkte, die die Hotellerie heute von den Schweizer Landwirten bezögen, seien 30 bis 60% teurer, als wenn sie aus dem Ausland bezogen werden könnten, sagte Juen.
Schnelleres Marschtempo
hotelleriesuisse unterstützt deshalb die generelle Stossrichtung der Agrarpolitik 2011, fordert aber ein schnelleres Marschtempo. Bei den vom Nationalrat am Dienstag abgesegneten Zusatzeinkünften für Landwirte wie etwa Schlafen im Stroh fordert der Verband gleich lange Spiesse gegenüber «subventionierten Zimmern in subventionierten Ställen», wie Brentel sagte.
Liberalisierung ohne Einschränkungen
Eine Liberalisierung ohne Einschränkungen verlangt hotelleriesuisse auch beim Erwerb von Grundstücken durch Ausländer. Die geplante Aufhebung der Lex Koller befürwortet der Verband. Hingegen lehnt er die vorgesehenen raumplanerischen Massnahmen zur Beschränkung des Zweitwohnungsbaus ab. Rauchverbote in Gastbetrieben, wie sie das Tessin am Wochenende beschlossen hat, lehnt der Verband ab. «Unsere Branche lebt nicht von Verboten, sondern davon, den Leuten Freude zu bereiten», sagte Brentel. Auch in den Bereichen Post, Telekommunikation, Bahn oder Elektrizität fordern die Hotelliers mehr Markt. Der Strommarkt etwa sei abgeschottet und beschere der Hotellerie erhöhte Kosten beispielsweise für Wellness-Angebote, sagte Juen.
Weitere Liberalisierungen auch aussenpolitisch
Auch aussenpolitisch müssten weitere Liberalisierungen vorangetrieben werden. Als Beispiele nannte Juen das vom Bundesrat anvisierte Freihandelsabkommen mit der EU im Bereich Landwirtschaft, die Anerkennung des Cassis-de-Dijon-Prinzips, die Zulassung von Parallelimporten und die laufenden WTO-Verhandlungen. (awp/mc/gh)