HP lockt verunsicherte Anleger mit Milliardengeschenk
Zuvor waren es gut 46 Dollar gewesen. «Wir gehen davon aus, dass wir alleine im vierten Geschäftsquartal Aktien für 3 Milliarden Dollar zurückkaufen werden», sagte Finanz- und Interimschefin Cathie Lesjak am Montag im kalifornischen Palo Alto. Das Geschäftsjahr endet im Oktober. Unter dem bisherigen Rückkaufplan darf das HP-Management noch 4,9 Milliarden Dollar ausgeben. HP-Chef Hurd war Anfang des Monats abgetreten, nachdem eine Liaison mit einer ehemaligen Mitarbeiterin ans Licht gekommen war. Hurd soll die Dame auf Firmenkosten zum Essen ausgeführt haben. Sie bezichtigte ihn später der sexuellen Belästigung – der Vorwurf ist mittlerweile aber aus der Welt geräumt.
Schock an der Börse nach Hurds Abgang
Die Börsianer hatten geschockt auf Hurds Abgang reagiert. Der Manager hatte den Konzern zu einem der profitabelsten in der Branche gemacht und HP fast unbeschadet durch die Wirtschaftskrise gebracht. Das gelang durch den Ausbau des stabilen und hochprofitablen Servicegeschäfts. HP kaufte unter Hurds Führung unter anderem den IT- Dienstleister EDS. Das neue Management liefert sich momentan eine Übernahmeschlacht mit dem Rivalen Dell um dem Datenspeicher-Spezialisten 3Par . Speicher gelten angesichts steigender Datenmengen als Zukunftsgeschäft. Derzeit hat HP mit einem Angebot über 2 Milliarden Dollar die Nase vorn.
Überhöhte Rechnungen ausgestellt – Millionenstrafe
Hewlett-Packard hat den US-Steuerzahler ausgenommen. Nach Überzeugung des Justizministeriums hat der weltgrösste Computerhersteller überhöhte Rechnungen ausgestellt und sich Aufträge durch Geldzahlungen gesichert. Deswegen muss HP nun 55 Millionen Dollar zahlen. Das Ministerium und der Konzern legten den Fall am Montag mit einem Vergleich bei. «Letztendlich steht das Geld des Steuerzahlers auf dem Spiel», begründete die Generalstaatsanwältin von Arkansas, Jane Duke, das Durchgreifen.
Kickbacks
Tippgeber hatten den Fall in ihrem Bezirk vor sechs Jahren ins Rollen gebracht. Nach US-Recht darf ein Unternehmen von der Regierung nicht mehr Geld verlangen als von seinen Kunden aus der Privatwirtschaft. Diese Regel hat HP nach Ansicht des Justizministeriums verletzt. Zudem hat der Konzern den Ermittlungen zufolge Computer-Dienstleister dazu animiert, HP-Produkte für Behörden zu beschaffen, in dem ein Teil des Kaufpreises an die Einkäufer zurückfloss. Wegen dieser sogenannten Kickback-Zahlungen hatte das Justizministerium bereits namhafte IT-Konzerne wie IBM, den Datenspeicher-Spezialisten EMC und das Beratungsunternehmen PWC zur Kasse gebeten.
Verfahren auch gegen Oracle
Wegen überhöhter Preise läuft momentan gegen den Softwarekonzern Oracle ein Verfahren. HP hatte seine Aktionäre bereits Anfang August vor einem anstehenden Bussgeld gewarnt, ohne allerdings Details zu nennen. Geschadet hat dem Konzern sein Vergehen aber offenbar nicht: Fast zeitgleich mit der Millionenbusse hat die US-Air Force einen neuen Rahmenvertrag für die Lieferung von Computern und Zubehör abgeschlossen, Wert bis zu 800 Millionen Dollar. (awp/mc/ps/22)