Dies sagte Staatsanwalt Eric de Montgolfier der Zeitung «Journal du Dimanche» (Sonntag). Neben 3’000 Franzosen seien Bankkunden aus zahlreichen anderen Ländern, besonders aus Italien und Kolumbien identifiziert worden. Die HSBC Private Bank wollte sich nicht zu den neuen Zahlen äussern. Die exakte Klientenzahl sei ein «absolutes Geheimnis», zitierte das «Journal du Dimanche» einen Sprecher. Zuvor hatte das Institut mitgeteilt, nach bestem Wissen seien «unter zehn» Kunden vom Datendiebstahl betroffen.
Französische Steuerfahndung freut’s
Die Zeitung «Le Parisien» hatte am Mittwoch enthüllt, dass ein ehemaliger Mitarbeiter der HSBC Private Bank französische Steuerfahnder mit tausenden verschlüsselten Kontodaten versorgte. Der französische Haushaltsminister Eric Woerth hatte im Sommer mit der Erklärung für Furore gesorgt, er besitze eine Liste von 3’000 Franzosen, die drei Milliarden Euro auf Nummernkonten in der Schweiz deponiert hätten. Woerth hat mittlerweile eingeräumt, dass ein Teil der Namen von dem Informanten stammt.
Schweiz verärgert
Der in den französischen Medien «Hervé» genannte Mann soll mittlerweile mit einer neuen Identität in Südfrankreich leben und von der französischen Gendarmerie geschützt werden. Ermittler sagten unter Anspielung auf die Mafia, gewisse Kunden der HSBC könnten ein gefährliches Profil haben. «Der Informant riskiert sein Leben.» Frankreich nutzt die Daten, um Steuersünder zur Selbstanzeige zu bewegen. Wenn sie sich bis Ende des Jahres melden, bleiben sie straffrei und müssen lediglich Nachzahlungen leisten. Die Schweiz ist wegen der Nutzung der illegal erlangten Daten verärgert. Frankreich beruft sich aber darauf, sie ohne jegliche Gegenleistung erhalten zu haben.
Informant bestreitet Bezahlung für Lieferung von Kontendaten
In der Affäre um gestohlene Kundendaten bei der HSBC in Genf hat sich der Informant der französischen Steuerbehörden erstmals zu Wort gemeldet. In einem Interview im TV-Sender «France 2» bestritt der Hervé genannte Informatiker am Sonntagabend, Geld für die Weitergabe tausender Kundendaten an das Pariser Haushaltsministerium erhalten zu haben. Als ihm klar geworden sei, dass Trusts und Offshore-Anlagemöglichkeiten bei der HSBC dazu gedient hätten, «Abgaben, Steuern, Mehrwertsteuer zu umgehen», habe es für ihn nur zwei Möglichkeiten gegeben: «Entweder den Kopf in den Sand zu stecken oder zu versuchen, es zu verstehen.» (awp/mc/ps/01)