HSBC Schweiz: Datenklau betrifft 15’000 Kunden

Dies sagte ihr Chef Alexandre Zeller am Donnerstag vor den Medien in Genf. Keine Sorgen machen müssten sich unter den 100’000 in- und ausländischen Kunden jene, die ihr Konto erst nach Oktober 2006 eingerichtet hätten. Zeller berichtete weiter, dass Falciani auch in den Konten von 9’000 Kunden herumgestöbert habe, die heute nicht mehr bei der HSBC Schweiz seien.


Tathergang weiter unbekannt
Im Dezember 2009, als die Affäre durch die französische Zeitung «Le Parisien» ans Tageslicht kam, war bei der Genfer Vermögensverwaltungstochter der britischen Grossbank HSBC von weniger als zehn Betroffenen die Rede. «Wir wissen nicht genau, auf welchem Wege Falciani an die Daten gekommen ist», sagte Zeller. Es sei ihm offenbar gelungen, die Informationen auf einen persönlichen Computer zu kopieren und sie so aus der Bank zu schmuggeln. Falciani hatte die Flucht ergriffen, als die Schweizer Behörden gegen ihn zu ermitteln begannen.


Krise mit Frankreich
Die HSBC kann nun das Ausmass der Affäre beziffern, weil die Schweizer Bundesanwaltschaft ihr Anfang März Kopien der fraglichen Daten übergeben hat. Bern hat die Daten schon seit Ende Januar, gab aber keine Informationen dazu preis. Die französische Polizei hatte die Datensätze im Januar 2009 bei Falciani beschlagnahmt. Nachdem der Datendieb im Dezember seine Story «Le Parisien» erzählt hatte, drohte Paris, Falcianis gestohlene Daten für die Steuerfahndung zu verwenden.


Zwist am WEF beigelegt
Bern reagierte empört. Beigelegt wurde die Krise erst am Weltwirtschaftsforum WEF in Davos im vergangenen Januar, als die Franzosen der Übergabe der Daten nach Bern zustimmten. Die Schweizer Behörden hätten ihm indessen versichert, für die Beantwortung von Amtshilfegesuchen ausländischer Behörden nicht auf die gestohlenen Daten zurückzugreifen, sagte HSBC-Schweiz-Chef Zeller. Auch Frankreichs Behörden haben der Schweiz signalisiert, dass sie die Informationen nicht «unrechtmässig» nutzen werden.


100 Millionen für Sicherheit
Während die Bundesanwaltschaft und die Finanzaufsicht Finma den Fall weiter untersuchen, verstärkt die Genfer Bank die Sicherheit. Um ihre reichen Kunden auf der ganzen Welt zu beruhigen, hat die Bank über bereits 100 Mio CHF in die Sicherheit der Computersysteme investiert. Die Reaktion der Kunden sei schwer abzuschätzen, hält die Leitung der Privatbank, die letztes Jahr 4,1 Mrd CHF Kundengelder verloren hat, fest. Dass wegen der Datenaffäre seit Dezember Geld abgeflossen sei, bestreitet die Bank oder verweist darauf, dass die Geldfluss-Informationen sensibel seien. «Wohl aber gab es Ängste und Verunsicherung bei den Kunden», räumte Zeller ein.  



Jahresgewinn 2009 leicht gesteigert
Gleichzeitig hat die HSBC Private Bank (Suisse) SA das Jahresergebnis 2009 vorgestellt. Demnach erhöhte sich der Gewinn vor Steuern von 810 Millionen Franken im Jahr 2008 auf 828 Millionen Franken im Jahr 2009, was einem Zuwachs von 2 Prozent entspricht. Der Reingewinn stieg im Berichtsjahr um 3 Prozent auf 703 Millionen Franken.  Die Cost/Income-Ratio betrug nach 53 Prozent im Jahr 2008 nunmehr 55 Prozent und ist laut HSBC-Angaben verglichen mit den Branchenstandards weiterhin herausragend. Die Emittentenratings sind AA (Standard & Poor?s) und Aa3 (Moody?s). Das zurechenbare Eigenkapital und die Kapitalquoten liegen deutlich über den Mindestanforderungen, was eine robuste Kapitalbasis widerspiegle, heisst es in der Mitteilung weiter.


Kundenvermögen um 24 Prozent erhöht 
Das verwaltete Kundenvermögen stieg um 36 Milliarden Franken (+24 Prozent) auf 189 Milliarden Franken, da der Marktwert der Finanzanlagen wieder stark zunahm und verschiedene attraktive Produkte kreiiert wurden, um den Bedürfnissen und der Risikobereitschaft der HSBC-Kunden gerecht zu werden. Die Rendite auf dem durchschnittlichen Kundenvermögen lag bei 95 Basispunkten.


Neugeldzufluss von 5,4 Milliarden Franken
Das Nettoneugeld der wichtigsten Privatkunden belief sich 2009 auf 5,4 Milliarden Franken. Im Berichtsjahr konnten Zuflüsse von Nettoneugeld in verschiedenen Schlüsselregionen verbucht werden, insbesondere in Asien und Lateinamerika, welche jedoch durch Abflüsse im selben Zeitraum ausgeglichen wurden, etwa durch die Rückzahlung von Mitteln aus Dachfonds, um den Kunden einen Zugang zu Liquidität zu gewähren. Beim Nettoneugeld wurden 2009 Abflüsse von insgesamt CHF 4,1 Milliarden verbucht.  (awp/hsbc/mc/ps/14)

Schreibe einen Kommentar