von Gérard Al-Fil Herr al-Quemzi, die Noor Islamic Bank hat am 6. Januar 2008 die Geschäftstätigkeit aufgenommen. Was können wir von Ihr als neuen Marktteilnehmer erwarten?
Wir starten mit 10 Niederlassungen in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und mit 400 Mitarbeitern. Unser Hauptsitz ist in Dubai, wo wir mit 6 Zweigstellen vertreten sind. In der Hauptstadt Abu Dhabi sind wir mit 2 Filialen vertreten, ebenso im Dubais Nachbaremirat Sharjah. Die Noor Islamic Bank ist mit einem Eigenkapital von umgerechnet einer Milliarde Dollar ausgestattet und geniesst einen starken Rückhalt bei ihren Aktionären. Jeweils 25% halten die Regierung des Golfemirats Dubai und dessen Emir, Seine Hoheit Scheich Mohammed Bin Raschid al-Maktoum, 5% sind in den Händen der Regierung der VAE und die restlichen 45% verteilen sich auf 17 Angehörige der VAE-Herrscherhäuser und Unternehmer. Unser Ziel ist ehrgeizig und eindeutig: wir wollen die Nummer eins im Islamic Banking werden.
Dazu planen Sie innerhalb der nächsten zwei Jahre 800 neue Mitarbeiter einzustellen. Greifen Sie dabei auch auf die Dienste von Headhuntern zurück?
Ja, wir haben bereits mit verschienden Headhuntern zusammengearbeitet und so unseren jetzigen Stamm von 400 Mitarbeitern aufgebaut. 30% unserer Belegschaft sind Emiratis, ansonsten beschäftigen wir Menschen aus 33 Ländern. Zum geplanten Ausbau des Mitarbeiterstabes betonen wir aber, dass diese Projektion kein Selbstzweck oder ein fest vorgeschriebenes Ziel ist. Vielmehr hängt es von unserem Erfolg hier in den Golfemiraten und in den anderen Märkten ab.
Werden Sie also auch international expandieren? Liebäugeln Sie mit einer Niederlassung in Europa?
Ja, neben den muslimischen Ländern mit einer hohen Bevölkerungszahl wie Ägypten, Sudan, Pakistan und der Türkei ist für uns selbstverständlich Grossbritanniern mit seiner Hauptstadt London als Zentrum des Islamic Finance in Europa interessant. Wir schauen uns auch den fernöstlichen Markt genauer an, und wir hoffen, dass es der Geschäftserfolg es zulässt, auch dort eine Niederlassung aufzubauen. Dabei halten wir uns auch die Option für Akquisitionen offen. Islamic Banking hat längst eine globale Dimension erlangt. Diesem Faktum kann sich kein Marktteilnehmer mehr verschliessen, wenn er sich langfristig behaupten will.
Sind Sie besorgt über die zunehmende «copy-paste-Mentalität» im Islamic Finance, beispielweise darüber, dass Hedge Funds, die ja eigentlich aufgrund ihres vermeintlichen Glücksspielcharakters als unrein, als haram gelten, islamisch nachgebaut werden?
Ich gaube nicht, dass es Sinn macht und immer mehr und immer neue Produkte auf dem Markt zu plazieren. Wir sehen unsere Aufgabe darin, die Kundenwünsche bestmöglich zu erfüllen. Gerade im Islamic Finance sehen wir noch viele Defizite bei den existierenden Produkten. Unser Kontrollgremium aus islamischren Rechtsgelehrten, das Scharia-Board, hat bis dato 144 Produkte und Dientsleistungen als akzeptabel, also als halal abgesegnet, sowohl für das Retail Banking als auch für die Bereiche Corporate- und Private Banking. Unser Anliegen ist es, den Mangel an Kundenorientierung in der Branche zu beheben, und wir wollen uns durch einen Spitzenservice von den übrigen islamischen Banken abgrenzen. Ich persönlich hoffe, dass der Anteil der islamischen Banken am Gesamtmarkt von nunmehr 14% auf 50% steigt.
Sie haben mit der Online-Kampagne shapeyourbank.com die Leute aufgerufen, ihre Ideen für eine ideale Bank abzugeben. Ist die Noor Islamic Bank also die erste demokratische Bank im Nahen Osten?
Wir denken einfach, dass es wichtig ist dem Kunden zuzuhören. Neben der Online-Kampagne shapeyourbank.com, schulen wir auch unsere Mitabeiter auf allen Ebenen ein offenes Ohr für Kundenwünsche zu entwickeln. Oder nehmen Sie unseren Filialauftritt: die Zweigstellen der Noor Islamic Bank sind in hellen Farben und sehr weitläufig konzipiert. Der Kunde soll sich willkommen fühlen, und ihm stehen die verschiedensten Kanäle offen, über die er uns sein persönliches Feedback kommunizieren kann.
Der Gesprächspartner:
Hussain al-Quemzi blickt auf 26 Jahre Erfahrung bei Banken und Börsen in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Bevor er die Aufgabe als Gorup CEO der neu gegründeten Noor Islamic Bank übernahmen, war al-Quemzi Chief Executive der Sharjah Islamic Bank, und er nahm Mandate in den Boards des Dubai Financial Market (DFM) und der Dubai International Financial Exchange (DIFX). Hussain al-Quemzi war in der Funktion des COO auch am Aufbau des Dubai International Financial Centres (DIFC) beteiligt.