«Wir gehen in unserem Deutschlandgeschäft klar auf Wachstumskurs», sagte HVB-Chef Wolfgang Sprissler am Mittwoch auf einer ausserordentlichen Hauptversammlung in München. Bei dem Aktionärstreffen sollten die Anleger über die Übertragung der Bank Austria Creditanstalt und der übrigen Beteiligungen in Zentral- und Osteuropa an die italienische UniCredit abstimmen. Aktionärsschützer kündigten Widerstand gegen den Schritt an, in dem sie ein Herauslösen der Filetstücke aus der HVB sehen.
Komplettübernahme von Wettbewerbern wird geprüft
Sprissler erklärte, da die Ziele nur bedingt durch organisches Wachstum zu erreichen seien, werde neben Zukäufen von Geschäftsfeldern auch die Komplettübernahme von Wettbewerbern geprüft. Einzelheiten könnten aber noch nicht genannt werden. Mittelfristig seien auch wieder Zukäufe im Ausland denkbar. «Im Fokus stehen dabei für uns mit Skandinavien und den Benelux-Staaten solche westeuropäischen Länder, in denen die UniCredit-Gruppe bisher noch nicht oder nur mit Repräsentanzen vertreten ist», sagte der HVB-Chef.
Für Expansionspläne gut gerüstet
Erst kürzlich hatte Sprissler in einem Interview angekündigt, für die Landesbank Berlin bieten zu wollen. Für die Expansionspläne sieht er die HVB durch die Trennung von den Aktivitäten in Österreich sowie in Zentral- und Osteuropa gut gerüstet. Insgesamt erwartet die HVB daraus Erlöse von 13,7 Milliarden Euro. Die Buchgewinne belaufen sich auf 6,5 Milliarden Euro, davon alleine 5,9 Milliarden Euro aus der Übertragung der Bank Austria. «Wir werden damit in die Lage versetzt, unsere Expansion in Deutschland aus eigener Kraft zu stemmen, und erhalten zudem die finanziellen Möglichkeiten, unsere Investmentbanking-Aktivitäten signifikant auszubauen», sagte Sprissler. Zugleich stärke man damit die Kapitalausstattung der Bank.
Aktionärskritik: «Die HVB wird ausgeschlachtet»
Aktionärsschützerin Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz sprach dagegen von einem weiteren «traurigen Kapitel in der HVB-Geschichte». «Trotz des stolzen Erlöses werde ich das Gefühl nicht los, dass die HVB ausgeschlachtet wird – ausgeschlachtet, damit man dann bei einem späteren Squeeze Out (Herausdrängen)die Aktionäre mit so wenig Barem wie möglich abfinden kann», sagte sie und äusserte zugleich Zweifel daran, dass der Preis für die Transaktionen angemessen sei. Dies solle im Rahmen eines Schiedsverfahrens geklärt werden, forderte die Aktionärsschützerin. Sie kündigte zudem an, gegen den Verkauf zu stimmen und gab Widerspruch zu Protokoll. (awp/mc/ar)