IBM katapultiert sich mit der Übernahme der Mitarbeitenden und des Geschäfts (nicht aber der Firma) von Unicible in Pole-Position, wenn es um das Outsourcing-Business im Umfeld des Genfer Finanzplatzes geht. So erklärt Roger Altorfer, Partner bei IBM Global Business Services, die Strategie hinter dem Deal, der vor zwei Wochen die Landschaft der IT-Dienstleister im Finanzumfeld stark veränderte.
«In guter Ausgangslage»
Das «Banking Competence Center» von IBM in Lausanne hat einen 5-Jahres-Vertrag mit der Waadtländer KB (BCV) für den Betrieb der alten Lösung Osiris. Danach wird die BCV bekanntlich Informatik und Teile des Backoffice in ein Joint-Venture mit der ZKB auslagern. Der Auftrag zur Migration der Daten und Systeme auf die ZKB-Plattform (SAP + Avaloq + Siebel + Umsysteme) hat IBM nicht im Sack. Man sei aber «sicher in einer guten Ausgangslage», so Altorfer, denn man sei bereits bei der Einführung von Avaloq bei der ZKB als Berater tätig gewesen.
Verträge mit Walliser, Genfer und Neuenburger KB gesichert
Gleichzeitig mit dem Unicible-Deal konnte sich IBM auch die Verträge mit den anderen Unicible-Kunden sichern. Dies sind die Walliser, die Genfer und die Neuenburger Kantonalbanken. Die Genfer KB wird bekanntlich samt ihrer Privatbanken-Tochter auf Finnova migrieren. Zudem gibt es gemäss Altorfer noch etwa 20 weitere Hosting-Kunden.
«Grosses Potential im welschen Private-Banking-Markt»
Nach dem Ablauf des fünfjährigen Auftrags für die BCV wird sich IBM allerdings neue Kunden suchen müssen, soll das Lausanner Zentrum in bisheriger Grösse weiterbestehen oder gar wachsen. «Wir sehen ein grosses Potential im welschen Private-Banking-Markt,» so Altorfer. «Der Markt in der Romandie ist noch stark fragmentiert. Viele Banken betreiben noch eigene Systeme oder fahren auf ERI Bancaire. Hier wird sich noch viel bewegen. Wir sind mit dem Multiplattform-Zentrum und Kompetenzen mit Finnova und Avaloq in Lausanne in einer guten Ausgangslage,» so Altorfer.
Die gute Nachricht: Auch Cobol-Spezialisten weiterhin gesucht
Für die Mitarbeitenden von Unicible könnte der Deal mit IBM, anders als befürchtet, sogar eine gute Nachricht sein. «Wir hoffen, dass wir die meisten Leute halten können. Die Unicible-Mitarbeitenden haben ein sehr gutes Bankfachwissen, das wollen wir nutzen und möglichst viele Leute auf den modernen Standard-Lösungen ausbilden. Aber auch Host- und Cobol-Spezialisten können wir bei IBM sehr gut gebrauchen,» versichert Altorfer.
Und die Hardware?
Nur Gewinner also im BCV-ZKB-Unicible-IBM-Deal? Nicht ganz. Denn beim Serverhersteller Sun Microsystems, der in der Schweizer Finanzindustrie eine starke Stellung inne hat, dürfte man den Unicible-IBM-Deal mit gemischten Gefühlen betrachten. Denn wo IBM-Berater tätig sind oder wo ‹Big Blue› Lösungen im Auftrag des Kunden betreibt, entscheidet sich der Kunde meistens auch für IBM-Hardware. So beispielsweise die Graubündner KB, die mit Hilfe von IBM auf Finnova – und IBM-Hardware – migrierte. (inside-it/mc)