IEA-Chefökonom Fatih Birol: Öl wird zu einem politischen Druckmittel

«Die westlichen Ölkonzerne sind in einer Identitätskrise», sagte Birol der Tageszeitung «Die Welt» (Freitagausgabe). «Es gibt zwar noch riesige Reserven, aber die sind vor allem in den Ländern des Nahen Osten zu finden. Und zu denen haben sie keinen Zuggang.» Dadurch ginge den Firmen die Geschäftsgrundlage verloren. «Sie werden zu Nischenanbietern auf dem Ölmarkt schrumpfen, denn sie haben keine Entwicklungsmöglichkeiten mehr», sagte Birol.


Öl und Gas als politisches Instrument
Der Energieexperte beobachtet seit einigen Jahren den Trend, dass Öl und Gas immer mehr zu einem politischen Instrument werden. «Das sind schlechte Nachrichten für die Weltpolitik», sagte Birol. Die Förderung dieser Rohstoffe konzentriere sich auf immer weniger Länder wie Saudi Arabien, Iran, Irak, Kuwait, Arabische Emirate und Russland. «Das erhöht die Gefahr, dass Öl und Gas zu einem Druckmittel werden und steigert das politische Gewicht der Förderländer», sagte Birol.


Fallende Preise nicht in Sicht
Dass der Ölpreis bald wieder unter 50 Dollar geht hält er für ausgeschlossen: «Die Märkte sind extrem nervös. Jede kleine Nachricht kann den Preis derzeit schlagartig nach oben treiben.» Sollte eine richtige Krise eintreten wie etwa ein Krieg mit dem Iran, könnten die Ölpreise noch viel stärker nach oben schiessen. «Mit fallenden Preisen zu rechnen wäre derzeit schon äusserst optimistisch», sagte Birol. (awp/mc/ab)

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