Für die konjunkturelle Entwicklung im zweiten Halbjahr 2009 sei der Anstieg indes ein gutes Zeichen. Das ifo-Geschäftsklima – wichtigster Frühindikator für die deutsche Konjunktur – hat sich im Oktober von 91,3 Punkten im Vormonat auf 91,9 Punkte verbessert, wie das Münchner ifo-Institut am Freitag mitteilte. Die Markterwartungen wurden nur geringfügig verfehlt. Von dpa-AFX befragte Volkswirte hatten mit einem Anstieg auf 92,0 Punkte gerechnet. Sowohl die Erwartungshaltung als auch die Lagebeurteilung hellten sich auf.
Zögerliche Erholung
«Die Erholung setzt sich zögerlich fort», kommentierte ifo-Präsident Hans-Werner Sinn den abermaligen Anstieg des wichtigen Konjunkturbarometers. Während sich die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe und im Grosshandel verbesserte, verschlechterte sich das Klima im Einzelhandel. Die Stimmung im Bauhauptgewerbe stagnierte. Das ifo-Geschäftsklima ist der wichtigste Stimmungsindikator für die deutsche Wirtschaft und basiert auf einer Umfrage bei rund 7.000 Unternehmen.
Ermutigende Zeichen
Die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) und die DekaBank sprachen von einem ermutigenden und erfreulichen Zeichen. Auch die am Freitag veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes aus dem Euroraum untermauerten eine anhaltende Konjunkturerholung. Gleichwohl stimmte der nur leichte Anstieg der ifo-Lagekomponente die Experten skeptisch. Mit Blick auf das Jahr 2010 sei Zurückhaltung angesagt, kommentierte die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).
Rückschläge im realwirtschaftlichen Bereich zu erwarten
«Die Wachstumsperspektiven hellen sich nur langsam auf, und in den kommenden Monaten muss auch wieder mit Rückschlägen im realwirtschaftlichen Bereich gerechnet werden», so die LBBW. Auch die Commerzbank gab sich zurückhaltend: Beim ifo-Geschäftsklima sei die Zeit der positiven Überraschungen wohl vorbei, schreibt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer in einer Studie. Der Indikator haben schon den zweiten Monat in Folge nicht mehr positiv überrascht. Auch die Finanzmärkte reagierten eher mit Enttäuschung auf die Daten. So gab der Euro leicht nach, erholte sich im weiteren Verlauf aber wieder. Die deutschen Anleihen reduzierten zuvor erlittene Verluste spürbar. Lediglich der deutsche Aktienmarkt reagierte kaum auf die Daten.
Auftragseingang der Bauindustrie steigt wieder
Die Bauindustrie meldet erstmals seit einem Jahr wieder einen steigenden Auftragseingang. Im August sei das Auftragsvolumen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 2,5 Prozent gestiegen, teilte der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie am Freitag in Berlin mit. Wegen gesunkener Preise bedeute dies real sogar einen Zuwachs von 3,0 Prozent. Zuletzt war im September 2008 ein Auftragsplus registriert worden, danach ging es bergab.
Konjunkturprogramme zeitigen Wirkung
Zur Begründung der Trendwende hiess es, die Konjunkturprogramme der Bundesregierung zeigten Wirkung. Die Nachfrage öffentlicher Auftraggeber habe im August die Ausfälle in der Privatwirtschaft ausgleichen können. Der Verband stellte auch eine «konjunkturelle Stabilisierung im Wohnungsbau» fest. Der Auftragseingang lag demnach im August 4,0 Prozent über Vorjahresniveau, die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen stieg sogar um knapp 10 Prozent.
Umsätze und Beschäftigung rückläufig
Für die ersten acht Monate des Jahres ergab sich jedoch bei den Auftragseingängen insgesamt ein dickes Minus von 7,7 Prozent. Entsprechend gingen auch Umsatz und Beschäftigung zurück. Die Erlöse der Branche sanken von Januar bis August zur Vorjahresperiode um 7,2 Prozent. Die Zahl der Beschäftigten am Bau lag im August bei 705.000, das sind 15.000 oder 2,1 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. (awp/mc/pg/15)