«Dazu dürften auch die Ereignisse auf den Finanzmärkten beigetragen haben.» Der viel beachtete ifo Index hat sich im September stärker als erwartet eingetrübt. Der Geschäftsklimaindex sank von 105,8 Punkten im Vormonat auf 104,2 Punkte. Volkswirte hatten zuvor einen Rückgang auf 105,0 Punkte erwartet. Die Geschäftserwartungen verschlechterten sich von 100,4 Punkten im Vormonat auf 98,7 Punkte. Volkswirte hatten zuvor mit 99,5 Punkten gerechnet. Die Einschätzung der Geschäftslage trübte sich von 111,4 Punkten im Vormonat auf 109,9 Punkte ein. Volkswirte hatten mit 110,0 Punkten gerechnet.
Boom in Deutschland nach Einschätzung der Commerzbank zu Ende
Der konjunkturelle Boom in Deutschland ist nach Einschätzung der Commerzbank zu Ende. Der Index habe eine Trendwende vollzogen, heisst es in einer Studie der Bank. Auch ohne die Finanzmarktturbulenzen wäre die Kennzahl vermutlich gesunken, vermuten die Experten. Sie begründen dies mit zuletzt deutlich verschlechterten Rahmenbedingungen in Deutschland. So wirke die Euroraum-Geldpolitik bereits leicht restriktiv, die globale Wirtschaft habe an Schwung verloren und der starke Euro wirke wachstumsdämpfend.
Konjunkturellen Hochpunkt überschritten
Die deutsche Wirtschaft hat auch nach Einschätzung der DekaBank ihren konjunkturellen Hochpunkt überschritten. Zudem belasteten auch die jüngsten Finanzmarktturbulenzen das ifo-Geschäftsklima, sagte Volkswirt Andreas Scheuerle am Dienstag in Frankfurt der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Der über 1,40 US-Dollar gestiegene Eurokurs habe sich hingegen noch kaum auf den Indikator ausgewirkt, da ein Grossteil der Befragten bereits zu Beginn des Monats ihre Fragebögen abgegeben hätten. Scheuerle erwartet in den kommenden Monaten eine weitere Abkühlung der immer noch positiven Lagebeurteilung. Diese folge dem Rückgang der Erwartungen.
Geschäftsklimaindex wird weiter sinken
Der ifo-Geschäftsklimaindex wird nach Ansicht der UniCredit auch nach seinem jüngsten Rückgang weiter sinken. Dies gelte unabhängig von den Turbulenzen an den Finanzmärkten, heisst es in einer Studie der Bank. «Der Höhepunkt der konjunkturellen Dynamik liegt hinter uns», begründen die Experten ihre Einschätzung. Wachstumsraten wie 2006 von durchschnittlich 1,0 Prozent im Quartalsvergleich seien für Deutschland in diesem Jahr nicht mehr erreichbar. Realistisch seien Quartalsraten von etwa 0,5 Prozent.
Finanzmärkte kaum beeindruckt
Die Finanzmärkte zeigten sich von dem erneuten Rückgang des Indikators kaum beeindruckt. Weder der Eurokurs noch die deutsche Anleihen zeigten nach der Bekanntgabe deutliche Ausschläge. Auch die Aktienmärkte reagierten nur geringfügig auf die Kennzahl. Der Leitindex Dax gab nach der Veröffentlichung des ifo-Index leicht nach.
7.000 monatliche Meldungen
Das ifo Geschäftsklima basiert auf rund 7.000 monatlichen Meldungen von Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes, des Bauhauptgewerbes, des Grosshandels und des Einzelhandels. Die Unternehmen werden gebeten, ihre gegenwärtige Geschäftslage zu beurteilen und ihre Erwartungen für die nächsten sechs Monate mitzuteilen. (awp/mc/gh)