ifo Institut erwartet 2009 Konjunktureinbruch von 2,2 Prozent

Auch die Zahl der Arbeitslosen dürfte nach einer zuletzt ermutigenden Entwicklung wieder steigen, hiess es. Das Institut geht von einem Anstieg um mehr als eine halbe Million aus. Im laufenden Jahr erwartet ifo noch ein Wachstum von immerhin 1,5 Prozent in Deutschland. Mit einem schnellen Ende der Krise sei nicht zu rechnen, sagte Sinn. Um die Konjunktur auf Trab zu bringen, forderte der Ökonom Steuersenkungen und verstärkte staatliche Investitionen in Infrastrukturprojekte. Derzeit zeige in allen wichtigen Weltregionen der Trend nach unten. Deutschland als Exportnation könne sich dem nicht entziehen. «Wir schwimmen wie die Korken auf den Wogen der Weltkonjunktur. Das ist der Beginn der Rezession.»


Anhaltende Schwächephase
Die Exporte und Investitionen der Unternehmen dürften 2009 angesichts der weltweit sinkenden Nachfrage drastisch zurückgehen, sagte Sinn. Erst im Jahr 2010 sei mit einem allmählichen Abebben der derzeitigen Finanzkrise zu rechnen, sagte Sinn. Auch dann erwarten der Wirtschaftsforscher aber immer noch ein leichtes Schrumpfen der Wirtschaftsleistung um 0,2 Prozent und nochmals einen Anstieg der Arbeitslosenzahlen auf dann fast vier Millionen, was einer Quote von 9,2 Prozent entspräche. Die Schwächephase könne durchaus länger dauern. «Machen wir uns nichts vor: Die letzte Flaute, die wir hatten, dauerte von der Mitte des Jahres 2001 bis 2005. Man muss sich auf eine lang anhaltende Schwächephase gefasst machen.»


Keine Unterstützung von den Privathaushalten
Von Seiten der privaten Haushalte sei trotz steigender Löhne keine Unterstützung zu erwarten, sagte Sinn. Mit rund einem Prozent dürfte sich die Inflationsrate 2009 aber auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau bewegen. Forderungen der IG Metall nach einer Ausgabe von Konsumgutscheinen erteilte er eine Absage. «Von Konsumgutscheinen halte ich rein gar nichts.» Dies habe allenfalls einen kurzfristigen Effekt. Viel sinnvoller seien Steuersenkungen und Investitionen in Infrastruktur, sagte Sinn.


Soli-Zuschlag hat sich überlebt
Der Solidaritätszuschlag beispielsweise habe sich nach fast 20 Jahren überlebt. «Wenn man ihn abschafft, erhöht man dauerhaft die Einkommen. Das wäre in dieser konjunkturellen Phase auf jeden Fall mal nicht falsch.» Bei Infrastrukturprojekten gebe es ohnehin einen «riesigen Nachholbedarf». Ausgaben für Schulen, Universitäten, aber auch Verkehrswege seien sinnvoll und sorgten für Beschäftigung in der Bauindustrie. Ein Konjunkturprogramm sollte aber mindestens 25 Milliarden Euro schwer sein.


Bisher hat die Bundesregierung ein Programm in Höhe von 12 Milliarden Euro aufgelegt und rechnet bereits im Oktober beschlossene Steuererleichterungen von 20 Milliarden Euro zu dem Massnahmenbündel hinzu. Am 5. Januar will die Grosse Koalition über mögliche weitere Konjunkturspritzen beraten.  (awp/mc/pg/19)

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