Zürich – Die Börsen sind in der letzten Woche aus der Konsolidierung ausgebrochen und verbuchten markante Zugewinne von 2.2% für den S&P500, 3.5% beim Dax und mehr als 6% im Falle des spanischen und italienischen Marktes. Verantwortlich für das Kursfeuerwerk war die Ankündigung der EZB, notfalls unlimitierte Bondkäufe von Krisenstaaten zu tätigen.
Entsprechend trieb diese Nachricht die Renditen der Staatsanleihen der betroffenen Länder in den Keller. So verzeichneten beispielsweise zehnjährige spanische Bonds einen Zinsrückgang von 6.85% auf 5.6%. Im Juli belief sich die Rendite noch auf über 7.5%. Erwartungsgemäss profitierte der Euro und verteuerte sich innert Wochenfrist gegenüber dem Dollar um 1.55%. Selbst der seit Monaten bei 1.20 festgenagelte EUR/CHF wurde aus dem Dornröschenschlaf geweckt und stieg um 0.63%. Gold konnte die Gewinne der letzten Wochen ausbauen und schloss mit USD 1737.1 pro Unze auf dem höchsten Stand seit Ende Februar. Kurstreiber sind der schwächere Dollar, Hoffnungen auf ein neues „Quantitative Easing“ in den USA sowie die hohe physische Nachfrage der Investoren. Wir bleiben in diesem Umfeld positiv für das Edelmetall. Der Ölpreis entwickelte sich in der letzten Woche seitwärts. Die Daten zeigen eine solide Ölnachfrage, aber zusätzliche Preissteigerungen ab dem aktuellen Level erscheinen wenig wahrscheinlich.
EZB kann unlimitiert Staatsanleihen von kriselnden Volkswirtschaften kaufen
Was einige Marktteilnehmer schon seit längerer Zeit forderten, ist am letzten Donnerstag eingetreten. Die EZB wird imstande sein, unlimitiert Staatsanleihen von kriselnden Volkswirtschaften kaufen zu können. Dies ist aber kein Freipass an den Schlendrian, denn die Eingriffe sind an strikte Bedingungen geknüpft. Dazu gehören Reformen und Sparprogramme. Werden die Kriterien während dem Hilfsprogramm verletzt, kann die EZB die Käufe wieder aussetzen. In unseren Augen sind die beschlossenen Massnahmen sehr positiv und das Beste, was die EZB seit dem Ausbruch der Krise zustande gebracht hat. Der wichtige Unterschied zu früheren Massnahmen ist die unbegrenzte Summe, die eingesetzt wird. Dies ähnelt der Wechselkursuntergrenze beim CHF, den die SNB ebenfalls mit unlimitierten Summen erfolgreich verteidigt. Natürlich ist durch die neueste Massnahme der EZB die Eurokrise noch lange nicht gelöst. Aber die betroffenen Länder gewinnen Zeit und eine Ansteckung auf gesunde Länder dürfte höchstwahrscheinlich nicht mehr eintreten. Wir denken deshalb, dass die Börsen ihre Niveaus werden halten können und tendenziell weiterlaufen sollten. Trotzdem dürfen sich die Investoren nicht nur auf die Massnahmen der Notenbanken verlassen, obwohl diese die Märkte sehr stark beeinflussen. Früher oder später müssen sich auch die heute noch schlechten Makrodaten verbessern. Darunter fällt insbesondere die chinesische Wirtschaft, wo die Investoren auf ein Soft Landing warten.
Ratifizierung des ESM durch das Bundesverfassungsgericht?
Kurzfristig gibt es politische Risiken, die Rücksetzer an den Börsen verursachen können. Zu nennen wäre etwa die Ratifizierung des ESM durch das Bundesverfassungsgericht, dessen Urteil am 12. September erwartet wird. Dazu kommt das mögliche Verfehlen von Budgetzielen in Spanien und auch ein Ausschluss Griechenlands aus dem Euro ist noch nicht vom Tisch. Zurzeit überprüft die Troika die Zahlen Griechenlands und Ergebnisse werden in Kürze erwartet. Korrigiert die Börse aufgrund solch negativer Nachrichten, würden wir Aktien zukaufen. Auf der Titelebene gefällt uns beispielsweise die Technologieaktie Qualcomm. Die Firma wird wesentliche Chips fürs neue iPhone liefern, das am 12. September in San Francisco vorgestellt wird. Die Chancen stehen gut, dass Qualcomm das Jahreshöchst bei knapp unter USD 70 wird testen können. In Deutschland ist unter anderem Linde interessant. Linde’s Gasgeschäft ist defensiv und zeichnet sich durch ein konstantes Wachstum aus. Die jüngste Übernahme der US-Gesellschaft Lincare sichert Linde neue Absatzmöglichkeiten im Gesundheitssektor. (IHAG/mc/hfu)