IHAG Kommentar: Ist nun auch Spanien an der Reihe?

Dann brachten ein rekordhoher ifo-Index in Deutschland und gute Arbeitsmarktzahlen in den USA wieder Käufer am Mittwoch und Donnerstag in den Markt. Allerdings waren am Donnerstag die Börsen in den USA wegen Thanksgiving geschlossen. Die Frage, wann nun Portugal und dann auch noch Spanien fallen würden, wurde sofort diskutiert. Die Verunsicherung blieb gross, was am Freitag wiederum zu Abgaben v.a. bei Banken führte. Der S&P 500 gab im Wochenvergleich 0.8% nach und der SMI 1.6%. Den Euro Stoxx 50 zogen die gewichtigen Banken 3.8% nach unten.


 


Gold und Öl stiegen
Die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen stieg in der Schweiz von 1.48% auf 1.56%. Der Goldpreis konnte in den unsicheren Zeiten wieder leicht anziehen und schloss bei USD 1356 pro Unze. Auch der Ölpreis stieg leicht an und schloss bei USD 86 pro Barrel. Die Probleme in der Euro-Zone mit einem starken Deutschland und schwachen Ländern in der Peripherie setzten dem Euro naturgemäss zu. Über die Woche verlor er fast 3% zum Schweizer Franken und zum Dollar. Der CHF schwächte sich zum USD minim ab und die Parität von 1.0 wurde wieder erreicht.



Fahler Nachgeschmack des Stresstests
Dass Irland nun doch Hilfe brauchte lag – anders als in Griechenland – nicht nur am unkontrollierbaren Staatsdefizit, sondern wurde durch die sich beschleunigenden Abflüsse wegen überhöhten Immobilienkredite begründete Unterdeckung der irischen Banken verursacht. Ohne die erteilten Bankgarantien hätte Irland sich erst Mitte 2011 wieder refinanzieren müssen. Dass man nun auf Portugal und Spanien zeigt ist naheliegend. Das Problem liegt nicht allein in den EUR 30 Mrd, welche der spanische Staat bis im April 2011 refinanzieren muss, sondern in der Unsicherheit, welche Risiken eigentlich aufgrund zu wenig abgeschriebener Immobilienkrediten noch im spanischen Banksystem liegen. Der Stress-Test hinterlässt einen fahlen Nachgeschmack und es könnte durchaus sein, dass auch das Bankensystem zusätzliche EUR 30 Mrd. zur Stabilisierung benötigt.


 


Solide spanische Grossbanken?


Anders als die beiden irischen Grossbanken sind die grossen spanischen Banken (Santander, BBVA) keine Konkurskandidaten. Bisher konnte bei den beiden Iberern keine existentielle Probleme oder Verschlechterung der Situation festgestellt werden. Sie sind breit diversifiziert, haben ein starkes Bein im boomenden Südamerika und erhalten Zuflüsse von den kriselnden spanischen Regionalbanken. Banco Santander (Börsenkapitalisierung von über EUR 60 Mrd, Eigenkapital von EUR 73 Mrd, Liquide Mittel von EUR 69 Mrd.) erzielt 42% des Gewinnes in Emerging Markets. Auch nach den strengeren Belehnungsrichtlinien auf spanischen Krediten erzielte die Bank nach 9 Monaten einen Gewinn von EUR 6.5 Mrd. Somit muss der spanische Staat nicht wie in Irland systemrelevante Grossbanken retten. Bei regionalen Sparkassen dürfte die Lage düster sein, aber dies sollte den Staat nicht in die Knie zwingen, wie in Irland. Somit sollten Portugal und Spanien nicht unmittelbar Schutz von der EU benötigen. Beide Regierungen haben ein solches Hilfegesuch an Wochenende kategorisch dementiert. Diese Analyse ist kurz und unvollständig, die Welt ist komplexer. Es mag aber etwas beruhigen.


 


Bescheidene Korrekturen an den Aktienmärkten
Trotz Nervosität sind die Volatilitäts-Indices bisher kaum angestiegen und die Korrektur an den Aktienmärkten blieb bisher bescheiden, im Gegensatz zum April. Eine  starke Stütze ist sicher der deutsche DAX, welcher sich bisher knapp unter seinem diesjährigen Rekordkurs halten konnte. Die Bullen kämpfen mit den Bären. Der Grund liegt auf der Mikroebene, wo die Welt viel rosiger aussieht. Den Unternehmen geht es meist sehr gut, die Sicherheit der Arbeitsplätze steigt wieder etwas und somit könnte das diesjährige Weihnachtsgeschäft unerwartet stark werden, nach zwei Jahren Zurückhaltung. Die Lage könnte sich wieder beruhigen und Aktienpositionen erhöht werden.



Gewinne laufen lassen
Werte wie Swatch und Richemont boomen und sind auf Rekordniveau, was aber auch von der bisherigen Steigerung der Gewinnschätzungen gestützt wurde. Die Bewertung erscheint fair, aber noch nicht überhöht. Wir würden die Gewinne hier noch etwas laufen lassen. Ein sicherer Wert in unsicheren Zeiten bleibt Nestlé, welche wegen des stabilen Wachstums und der 3% Dividendenrendite gesucht bleibt. Auch Givaudan hält sich gut und ein Downrating eines US Brokers konnte den Kurs nur kurz schwächen. Kurzfristig orientierte Trader können über ein paar Tage auf einen Rebound der ausgebombten Credit Suisse setzen. Sie kamen mit dem europäischen Bankensektor unter die Räder, sind aber kaum in den europäischen Problemländern engagiert. (IHAG/mc/hfu)


 


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