IHAG-Kommentar zum Q3: Rezessionsgefahr in USA vorerst gebannt

Gleichzeitig setzte sich aber die Erkenntnis durch, dass ein erneutes Abgleiten der US-Wirtschaft in eine Rezession vorerst als eher unwahrscheinlich zu taxieren ist, zumal sich die US-Notenbank mit allen verfügbaren Mitteln dagegenstemmen würde, notfalls auch mit einer weiteren geldpolitischen Lockerung («Quantitative Easing II»), schreibt die IHAG Privatbank am Mittwoch in ihrem Quartalskommentar.


«Basel III» stützt Märkte 
Da die Märkte im Vorfeld mit einem «Double Dip» gerechnet hatten, gab der weniger trübe Ausblick den US-Börsen Auftrieb (Q3: Dow Jones +10 %, NASDAQ +12 %). Zur positiven Entwicklung beigetragen hat sicherlich auch die beschlossene Verschärfung der Bankenregulierung («Basel III»), die künftig für mehr Stabilität im Finanzsystem sorgen soll. In China bewies die Regierung in ihrer Bemühung um ein «Soft Landing» bisher einiges Geschick, wovon nicht nur die lokale Börse (Hang Seng +11 %) profitierte, sondern auch die Börsen ihrer wichtigen Handelspartner (z.B. Brasilien +14 %). In Europa (Dax +4 %, DJ Stoxx +5 %, SMI +3 %) und Japan (Nikkei 0 %) fiel die Erholung wegen der markanten Erstarkung der jeweiligen Heimwährung gegenüber einem serbelnden USD moderater aus (USD gegen CHF und EUR -10 %, gegen JPY -6 %).


Erneuter Zinsrückgang überrascht
Überraschend kam hingegen der abermalige Rückgang der langfristigen Zinsen auf neue Tiefststände, wobei das tiefe Zinsniveau am langen Ende nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass sich gerade in Europa die Zinsschere zwischen «gesunden» Schuldnern (wie Deutschland) und hochverschuldeten Staaten (wie Irland) immer bedrohlicher öffnet. Hoch in der Gunst der Anleger standen Edelmetalle. Gold erklomm dank der Dollarbaisse und der wieder aufkeimenden Furcht vor Währungsabwertungsspiralen ein neues Allzeithoch. Selbst Silber wurde zu Preisen gehandelt wie zuletzt vor 30 Jahren.


Pfad der Erholung an steilen Abhängen entlang
Zusammenfassend muss einmal mehr festgehalten werden, dass der schmale Pfad der weltwirtschaftlichen Erholung an steilen Abhängen entlangführt. Entsprechend wachsam und flexibel müssen Anleger bleiben. Die grösste Gefahr droht unverändert von der hohen Verschuldung westlicher Industrienationen. Ungünstig auf das weltwirtschaftliche Wachstum würde sich die Ausbreitung von Wirtschaftsprotektionismus und Währungskriegen auswirken. Hier fällt auf politischer Ebene die Verschärfung der Rhetorik unangenehm auf. Trotzdem glauben wir, dass das Potenzial der Aktienmärkte (noch) nicht ausgeschöpft ist. Verhalten positiv stimmen uns folgende Punkte: Erstens rechnen wir mit anhaltend tiefen kurzfristigen Zinsen.


Zu optimistische Gewinnschätzungen?
Zweitens erscheinen uns die Gewinnschätzungen der Analysten für das laufende und das nächste Jahr nicht übertrieben hoch zu sein. In den USA stehen zudem in wenigen Wochen Kongresswahlen an. Sollten die im Allgemeinen als wirtschaftsfreundlicher geltenden Republikaner gewinnen, könnte dies die US-Börsen beflügeln. In den USA machen sich auch erste Anzeichen einer Lockerung der rigiden Kreditvergabepraxis bemerkbar. Und nicht zuletzt sind die gegenwärtig erzielbaren Dividendenrenditen im Vergleich zu den Anleihenrenditen nach wie vor als attraktiv einzustufen, vor allem auch im Hinblick auf die gute wirtschaftliche Verfassung vieler Unternehmungen. An unserer Vorliebe für solid geführte Unternehmungen, die von Megatrends wie dem Wachstum der Schwellenländer profitieren können, hat sich nichts geändert. Wir investieren aber auch opportunistisch in attraktiv bewertete Titel im Technologie- und Industriesektor.


Goldpreis: Rekordjagd noch nicht zu Ende
Langfristige Anleihen erachten wir aufgrund des sehr tiefen Zinsniveaus als wenig attraktiv, zumal wir das Szenario einer Deflation gegenwärtig als nicht das wahrscheinlichste einstufen. Da wir momentan aber auch nicht von einem deutlichen Anstieg der Inflationsrate ausgehen und das wirtschaftliche Umfeld anhaltend schwierig bleibt, dürften die langfristigen Zinsen lediglich in den USA leicht ansteigen und ansonsten eher seitwärts tendieren. Bei Gold erwarten wir eine Fortsetzung der Hausse. Aufgrund der anziehenden Nachfrage ist auch ein Anstieg des Ölpreises bis zur Marke des gegenwärtigen Jahreshöchsts bei knapp 90 Dollar denkbar.


Keine Entspannung beim Franken-Euro-Kurs in Sicht
Währungsseitig erscheint uns eine vorübergehende Erstarkung des Dollars am wahrscheinlichsten, vor allem nach den Kongresswahlen in den USA. Der CHF ist gegenüber dem EUR nach wie vor als überbewertet zu bezeichnen, obwohl dies noch längere Zeit so bleiben könnte. (ihag/mc/ps)

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