Die Verlierer von 2008 und des ersten Quartals 2009 waren für einmal die Gewinner, allen voran Banken (+46 %), Finanzdienstleister (+35 %) und Versicherer (+30 %), aber auch der Automobil- (+37 %) und Rohstoffsektor (+33 %). Defensive Sektoren haben hingegen weniger gut mithalten können.
Zahlreiche Gründe für Aufschwung
Gründe für den Aufschwung gibt es ? nebst freundlicheren Nachrichten und Lageraufstockungen ? zahlreiche. Ein guter Teil der durch Zentralbanken generierten Liquidität hat die Realwirtschaft gar nie erreicht, sondern ist im Zuge wieder erwachten Risikoappetits in Aktien- und Rohstoffmärkte geflossen. Von grosser Bedeutung war, dass sich die Situation bei den systemrelevanten Banken entspannt hat (erkennbar an sinkenden Kreditausfallprämien und Interbankensätzen). US-Banken profitierten zudem von gelockerten Bilanzierungsvorschriften und einem ? nach offizieller Lesart ? positiv ausgefallenen Stresstest. Einige Banken haben die Gunst der Stunde sogleich dazu genutzt, um sich durch die Rückzahlung von Hilfsgeldern staatlicher Fesseln zu entledigen und um sich an der Börse frisches Kapital zu beschaffen.
Öl notierte höher – Dollar büsste an Wert ein
Der Ölpreis notierte ebenfalls viel höher (Q2 +41 %; YTD +52 %). Produktionsdrosselung, Unruhen in Nigeria, gestiegene Nachfrage aus Schwellenländern und ein schwächerer USD sind als Ursachen dieser Entwicklung zu sehen. Per saldo kaum bewegt hat sich das Gold (Q2 +1 %; YTD +5 %). Renditen für zehnjährige USD-, CHF- und EUR-Staatsanleihen sind zum Teil ansehnlich gestiegen. Währungsseitig wurde der CHF gegenüber dem EUR wie erwartet in einem sehr engen Band gehandelt. Der USD hingegen büsste auf breiter Front an Wert ein.
Zurückhaltung bei Neuengagements
Wie geht es nun weiter? Die Rally hat bei vielen Investoren bisher einen schalen Beigeschmack hinterlassen, zumal ohnehin nur wenige davon profitiert haben. Die Unsicherheit über die Nachhaltigkeit des Aufwärtstrends hat viele Investoren dazu veranlasst, sich mit Neuengagements eher zurückzuhalten. Momentan liegt jedenfalls noch immer viel Cash an der Seitenlinie bereit. Wir glauben, dass die meisten auf ein klares Signal der Bodenbildung warten, bevor sie wieder einsteigen. Sofern die aktuellen Quartalszahlen nicht enttäuschen, könnte die Aufwärtsbewegung also ihre Fortsetzung finden.
Mit Korrektur im Herbst zu rechnen
Gegen Herbst hin muss aber mit einer grösseren Korrektur gerechnet werden, denn für eine rasche und nachhaltige Erholung scheint die Zeit noch nicht reif. Potenzial für Enttäuschungen besteht in vielerlei Hinsicht. Der sich ausbreitende Protektionismus und die Machtausdehnung der Politik und deren Instrumentalisierung der Wirtschaft für eigene Zwecke lassen jedenfalls nichts Gutes erahnen.
Technologiesektor und defensive Werte
Attraktiv erscheinen uns weiterhin der Technologiesektor und defensive Werte. Weiter sollte man bilanzstarke Titel jener Sektoren, die von den Stimulus-Programmen profitieren, nicht aus den Augen verlieren: z.B. Titel aus Industrie, Gesundheit und Infrastruktur. Erste konkrete Aufträge aus diesen Programmen dürften sich schon bald positiv auf die Erträge dieser Firmen auswirken.
Euro und Dollar weiter unter Druck
Währungsseitig sind sowohl EUR (Bankenrisiken, Osteuropa, Rezession, «PIIGS»-Verschuldung) wie auch USD (v.a. Staatsverschuldung) erheblich belastet. Beide Währungen dürften unter Druck bleiben. Erweisen sich die staatlichen Massnahmen zur Wirtschaftsbelebung als unzureichend, wird Gold als Hedging-Thema noch mehr an Popularität gewinnen. Beim Ölpreis gehen wir eher von einer möglichen Korrektur aus. Ebenso ist vorerst nicht mit einem weiteren Anstieg der Renditen von Staatsanleihen zu rechnen. Interessant bleiben sorgfältig ausgewählte Unternehmensanleihen, jedoch raten wir zur Vorsicht. (Privatbank IHAG Zürich AG/mc)