IHAG-Quartalsbericht: Goldrausch als Vorbote… stürmischer Zeiten?
Diesmal war das positive Überraschungspotenzial geringer. Die vermittelte Botschaft «besser als erwartet» unterschied sich vom insgeheim erhofften «viel besser als erwartet». Entsprechend nutzten einige Marktteilnehmer die Gunst der Stunde, um ihre im Jahresverlauf erzielten Gewinne schon vor Jahresende ins Trockene zu bringen. Per Saldo resultierte aus dem harzigen Tauziehen zwischen misstrauischen «Bären» und zuversichtlicheren «Bullen» dennoch ein positives Quartalsergebnis.
Hohe Performance-Unterschiede
Die befürchtete Korrektur ist jedenfalls ausgeblieben. Alle wichtigen Indizes lagen bei Redaktionsschluss vor Jahresende im Plus. Vor allem die US-Börse (Dow Jones Index +8%) konnte bis Mitte November vor dem Hintergrund mehrheitlich positiver makroökonomischer Daten und dem Ausblick auf weiterhin tiefe Zinsen zulegen. Der Anstieg der europäischen Börsen war etwas verhaltener (+2% CAC 40 bis +4% DAX 30). Einmal mehr fielen die hohen Performance-Unterschiede der einzelnen Sektoren auf. So setzten Rohstoff-Aktien ihren Höhenflug fort (+16%), dem krisengeplagten Bankensektor ging dagegen nach starken Vorquartalen die Luft aus (-5%), was angesichts der vielen angekündigten «Mammut-Kapitalerhöhungen» nicht weiter verwunderlich ist.
Kaum attraktive Alternativen zu Aktien
Attraktive Alternativen zu Aktien gab es wieder nur wenige. Denn da die grossen Notenbanken unisono mit einer zaghaften Wirtschaftserholung rechnen und deshalb vorerst keine markanten Zinserhöhungen planen, tendierten die kurzfristigen Zinsen gegen Null. Auch Staatsanleihen boten keine attraktiven Opportunitäten, da die Kapitalzinsen nach der Herabstufung der Kreditwürdigkeit einzelner Staaten in Europa bzw. entsprechenden Warnungen an die Adresse der USA und GB mehrheitlich gestiegen sind, zum Teil sogar deutlich (die CHF-Kapitalzinsen bildeten hier eine Ausnahme).
Bei Firmenanleihen waren die Risikoprämien bereits über die Sommermonate stark gefallen. Schwelende Inflationsängste und die Furcht vor einer möglichen Krise des «Fiat»-Währungssystems haben zwischenzeitlich einen wahren Goldrausch ausgelöst und den Goldpreis zu neuen Rekordmarken geführt, bevor eine Korrektur von 8% die überhitzten Gemüter der Spekulanten etwas abkühlte.
Ist der starke Anstieg des Goldpreises als Vorbote einer möglichen Währungskrise oder galoppierender Inflation zu sehen? Obwohl diese Ängste nicht ganz unbegründet sind, teilen wir diese Extremposition derzeit nicht. Entscheidend wird sein, dass sich die Notenbanken nun langsam wie angekündigt aus dem «Quantitative Easing» verabschieden. Gleichzeitig müssen die Industriestaaten allmählich ihre hohen Staatsdefizite in den Griff bekommen, ohne ihrer Wirtschaft Schaden zuzufügen. Ein Balanceakt, der viel Fingerspitzengefühl verlangt und das Risiko des Scheiterns beinhaltet. Deshalb ist der Aufbau einer Goldallokation als Hedge für solche Extremszenarien durchaus prüfenswert. Gold dürfte sich jedenfalls weiterhin einer steigenden (aber volatilen) Nachfrage seitens Schmuckindustrie, Hedge Funds, Endinvestoren und Notenbanken erfreuen ? auch dank dem Umstand, dass viel Liquidität vorhanden ist.
In der derzeitigen Marktphase erscheinen Staatsanleihen dahingegen wenig attraktiv. Dafür wirken die hohen Staatsschulden und die langfristig drohende Inflation zu belastend.
Bei den Aktien besteht zwar weiterhin die Gefahr einer Korrektur, gleichwohl sehen wir für ausgewählte Titel noch immer Potenzial. Aktien mit hohen, beständigen Dividendenrenditen, einer starken Marktposition oder starker Preissetzungsmacht dürften bei einer allfälligen Korrektur verhältnismässig glimpflicher davonkommen. Solche Firmen profitieren auch am meisten von Konkursen ihrer schwächeren Mitbewerber. Gleichzeitig bieten diese Titel auch einen gewissen Inflationsschutz, falls die Inflation ? entgegen unserer derzeitigen Erwartung ? nun doch rascher anziehen sollte. Wir finden auch attraktive Aktien im Industriesektor, wo zum Beispiel Energieeffizienz und Wasseraufbereitung vielversprechende Themen sind.
Bei den Währungen erwarten wir eine kurzfristige Erstarkung des USD gegenüber JPY, CHF und EUR. Letzterer dürfte vor allem wegen massiver Probleme einzelner Mitgliedländer und der Vernetzung mit Osteuropa in Bedrängnis bleiben.
(IHAG Privatbank/mc)