von Gérard Al-Fil, Dubai
In dieser Woche lieferte die Branche, die 8 Prozent zu Dubais Bruttoinlandsprodukt beisteuret und bis 2018 Projekte mit einem Wert von 230 Mrd. Dollar in der Pipeline hat, eine Hiobsbotschaft nach der anderen.
Banken ziehen die Notbremse
Dubais grösste Bank Emirates NBD erteilt seit Mittwoch den Angestellten von 11 Immobilienfirmen, darunter Emaar, Nakheel oder Sama, keine Haus- und Baukredite mehr. Die Banken HSBC und Llloyds TSB werden ab sofort Immobilienfinanzierungen nur noch gegen eine Anzahlung («Down payment») von 50 (!) Prozent des Bau- und Verkehrswertes eines Objekts bewilligen. Beispiel: für eine Zweizimmerwohnung im Stadtteil Dubai Marina muss ein Kaufinteresent die Hälfte von 1,2 Mio. Dirham, also 600’000 Dirham (393’000 Franken) in bar hinblättern. Den Rest darf er mit einem Kredit finanzieren. Üblich sind in der Regel 10 bis 20 Prozent Anzahlung. Damit reagieren die beiden britischen Banken auf die weltweite Unsicherheit und die Kreditklemme. Sie rechnen aufgrund der beginnenden Rezession in den USA, Europa und Asien und wegen fallender Ölpreise auch am Persichen Golf mit einer Stagnation in 2009.
Ist da was mit Nakheel?
Nicht abreissen wollen am Golf die vom Wirtschaftsmagazin MEED gestreuten Gerüchte über einen Baustopp auf der künstlich aufgeschütteten Insel The Palm Deira, was deren Betreiberin Nakheel jedoch vehement dementiert. Die Entwicklerfirma Damac Properties gab unterdessen bekannt, 200 Angestellte oder 2,5 Prozent der Gesamtbelegschaft zu entlassen. Schon kündigte das Land-Departmenrt von Dubai an, dass Käufer eines Hauses, das Teil eines aufgegebenen Projekts ist, fortan nur noch 70 Prozent der geleisteten Zahlungen zurück erhalten. Unterdessen fiel die Aktie des Immobilienschwergewichts Emaar Properties auf ein Vierjahrestief. Mit 3,18 Dirham notiert Emaar umgerechnet unter 90 US-Cents. Emaar gilt als Marktindikator am Dubai Financial Market, dessen Hauptindex am Donnerstag gleichfalls auf ein Vierjahrestief (2’106,14 Punkte) einbrach.
Zu viele Luxus-Wohnungen
Die ägyptische Investmentbank EFG Hermes sieht in Dubai ein «eklatantes Missverhältnis» zwischen dem Angebot an Luxuswohnungen und der Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum für die breite Masse. An der Krise tragen die Immobilienfirmen in der Tat eine Mitschuld, weil sie v. a. auf das gehobene Luxussegment setzen, anstatt bezahlbaren Wohnraum für Dubais Mittelschicht zu bauen, die in Massen ins billigere Nachbaremirat Sharjah umzog. Die Mieten stiegen in Dubai 2007 um 17,5 Prozent. Der höchste Quadratmeterpreis wird mit rund 1’500 US-Dollar im DIFC verlangt.